Sintflut
Kmicic.
»Und wie haben Sie es vollbracht?«
Kmicic erzählte es ruhig, ohne etwas zu verhehlen. Die Offiziere sahen sich einander gespannt an.
»Ein Held!« flüsterte der Fürst von Hessen Sadowski zu.
Sadowski bückte sich zu Wrzeszczowicz:
»Graf Weyhard, werden wir die Festung, die solche Verteidiger hat, erobern? Was meinen Sie, werden die sich ergeben?«
Kmicic hatte inzwischen seine Erzählung beendet.
»Und in der Festung gibt es viele Leute, die zu solchen Taten bereit sind. Sie werden hier keinen ruhigen Tag, keine ruhige Stunde haben!« schloß er seinen Bericht.
»In meinem Lager wird sich noch für jeden von ihnen ein Galgen finden,« entgegnete Müller.
»Das wissen wir. Aber Jasno-Gora werden Sie nicht nehmen, solange sich dort noch eine lebende Seele befindet!«
Es entstand eine Pause. Endlich fragte Müller wieder:
»Sie heißen Babinicz?«
Pan Andreas überlegte, daß er nach all dem Vorgefallenen, angesichts des nahen Todes, es nicht nötig habe, seinen richtigen Namen zu verheimlichen.
»Ich heiße nicht Babinicz,« antwortete er mit stolz erhobenem Kopfe, »ich bin Andreas Kmicic, Oberst der Litauer Landwehr.«
Kuklinowski sprang plötzlich wie ein Wahnsinniger hoch, starrte auf Kmicic und rief:
»General, ich bitte Sie, mit mir ohne Verzug auf einen Moment herauszukommen!«
Die polnischen Offiziere gerieten zur größten Verwunderung der schwedischen Offiziere, denen Kmicic' Name nichts bedeutete, in Aufregung. Sie begriffen sogleich, daß dies kein gewöhnlicher Mensch sein konnte; denn Zbrozek stand auf, näherte sich Kmicic und sagte:
»Oberst, ich kann Ihnen in Ihrer Lage mit nichts helfen, aber ich bitte Sie, geben Sie mir die Hand.«
Kmicic hob den Kopf und maß ihn mit einem verächtlichen Blicke:
»Verrätern gebe ich nicht die Hand!« antwortete er ruhig.
Zbrozeks Gesicht bedeckte sich mit flammender Röte, auch Kalinski wich einen Schritt zurück.
Während dessen bestürmte Kuklinowski den General Müller im Nebenzimmer.
»General, für Sie ist der Name dieses Mannes ohne Bedeutung, aber er ist der beste Soldat in der ganzen Republik. Alle kennen ihn. Früher diente er dem Fürsten Radziwill, aber jetzt ist er anscheinend zu Jan-Kasimir übergetreten. Er allein konnte es wagen, hinzugehen und die Kanone zu sprengen. Er ist der gefährlichste Mensch in diesem Landesteil.«
»Was singen Sie ihm da für ein Loblied?« unterbrach Müller ihn zornig. »Daß er gefährlich ist, das weiß ich selbst aus eigener Erfahrung.«
»Was wollen Sie mit ihm machen, General?«
»Ich würde ihn aufknüpfen lassen, aber ich bin selbst zu sehr Soldat, um solchen Wagemut nicht zu schätzen. Außerdem ist er aus gutem Adelsgeschlecht. – Ich werde ihn erschießen lassen, und nicht später als heute.«
»Exzellenz, ich will den berühmtesten Kriegsmann und Politiker unserer Zeit nicht belehren, aber erlauben Sie mir, zu bemerken, daß Kmicic ein zu bekannter Mann ist, um – Wenn Sie das tun, so werden Zbrozeks und Kalinskis Banner sich noch heute davon machen und zu Jan-Kasimir übergehen.«
»Wenn sie das tun, so werde ich sie in Stücke schlagen lassen!« schrie Müller.
»Exzellenz, die Vernichtung zweier Banner ist schwer zu verbergen: sobald die anderen polnischen Truppen davon erfahren, so werden sie wie ein Mann den schwedischen Dienst verlassen. – Sie kennen ja ihre ohnehin schon schwankende Stimmung. – Den Hetmans kann man kein Vertrauen schenken. Pan Koniecpolski mit seinen sechstausend auserlesenen Reitern gehört zur Leibwache des Königs. Behüte Gott! wenn er uns die Treue bricht. – Zwei Banner niedermetzeln zu lassen, ist schließlich auch keine leichte Sache; sie würden ersuchen, mit der Garnison in Unterhandlungen zu treten.«
»Zu tausend Teufeln! Was wollen Sie denn? Wollen Sie, daß ich diesem Kmicic das Leben schenke? – Daraus kann aber nichts werden!«
»Ich will, daß Sie ihn mir ausliefern!«
»Und was werden Sie mit ihm tun?«
»Ich werde ihm bei lebendigem Leibe das Fell über die Ohren ziehen!«
»Was haben Sie gegen ihn?«
»Ich habe ihn persönlich in Czenstochau kennen gelernt, als Sie mich hinschickten, mit den Mönchen zu unterhandeln.«
»Und wofür wollen Sie nun an ihm Rache nehmen?«
»Exzellenz, ich versuchte damals, ihn in unser Lager herüber zu locken und sprach deshalb mit ihm als Privatmann; dies benutzte er und beleidigte mich, Kuklinowski, so wie mich noch niemand beleidigt hat!«
»Was hat er Ihnen denn
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