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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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angetan?«
    Kuklinowski stöhnte auf und knirschte mit den Zähnen.
    »Es ist besser, ich rede nicht davon. – Geben Sie ihn mir, Exzellenz. – Er ist ja so wie so dem Tode geweiht, lassen Sie mich zuvor an ihm meine Rache kühlen. O, wie ich ihn hasse, diesen Kmicic, den ich früher so verehrte, und der mir dafür so schlecht dankte. Geben Sie ihn mir, General! – Auch für Sie wird das besser sein, denn der Zorn Zbrozeks, Kalinskis und der ganzen polnischen Ritterschaft wird sich dann gegen mich richten; und ich werde schon meinen Mann stehen. – Kein Aufruhr, keine Rebellion, nichts derartiges wird sich auf diese Weise ereignen. – Und ich werde mir aus seinem Fell eine Trommel beziehen lassen!«
    Müller versank in Gedanken; plötzlich tauchte in ihm ein Verdacht auf.
    »Kuklinowski,« rief er, »Sie wollen ihn vielleicht retten?«
    Kuklinowski lachte leise, aber es war ein so teuflisches Lachen, daß Müller aufhörte zu zweifeln.
    »Vielleicht haben Sie recht,« sagte er, »nehmen Sie ihn.«
    Dann kehrten beide zu den Versammelten zurück, und Müller verkündete:
    »Für die besonderen Verdienste des Pan Kuklinowski stelle ich ihm den Gefangenen zu seiner freien Verfügung.«
    Stillschweigen folgte diesen Worten. – Nach einiger Zeit fragte Zbrozek:
    »Und was gedenkt Pan Kuklinowski mit dem Gefangenen zu tun?«
    Pan Kuklinowski, der sonst sehr gebückt ging, richtete sich gerade auf, seine Lippen zeigten ein Unheil verheißendes Lachen, seine Augen funkelten.
    »Wem es nicht gefallen sollte, was ich mit dem Gefangenen tun werde,« sagte er, »der weiß, wo ich jeder Zeit zu finden bin.«
    Dann näherte er sich Kmicic:
    »Nun, Freundchen, jetzt folge mir! – Komm, du berühmter Ritter, – du bist etwas geschwächt, du bedarfst zarter Pflege. – Ich werde mich deiner annehmen!«
    »Schurke!« entgegnete Kmicic.
    »Schön, schön, stolze Seele, komm!«
    Kuklinowski befahl einem seiner Leute, Kmicic an einen Strick zu binden und ihn fort zu führen.
    Pan Andreas wußte, daß ihm der Tod nahe bevorstand, und er begann, inbrünstig zu beten. Er war so in Gedanken vertieft, daß er Kuklinowskis Schmähreden nicht hörte und nicht auf den Weg achtete. Er kam erst zu sich, als er bei einem halbeingestürzten Schuppen, der auf offenem Felde unweit des Quartiers des Kuklinowskischen Regiments stand, Halt machte.
    »Marsch, geh ins Lager!« kommandierte der Oberst einem Soldaten. »Hol' mir sofort Stricke und eine Teertonne!«
    Bald war das Gewünschte zur Stelle.
    »Zieht den schönen Herrn nackt aus!« befahl Kuklinowski. »Schnürt ihm die Arme und Beine zusammen und dann hängt ihn an einen Balken hoch!«
    »Schurke!« wiederholte Kmicic.
    »Gut! Gut! Wir werden noch genügend Zeit haben, uns zu unterhalten.«
    Die Soldaten rissen Kmicic die Kleider vom Leibe herunter, legten ihn auf die Erde, banden ihm Arme und Beine mit dem einen Ende eines Strickes, dessen zweites Ende sie einem Soldaten zuwarfen, der auf einem Balken ritt.
    »Jetzt zieht ihn hoch!« kommandierte Kuklinowski.
    Bald hing Pan Andreas mehrere Fuß hoch über dem Erdboden.
    Kuklinowski tauchte einen Pinsel in den brennenden Teer und trat zu Kmicic heran.
    »Nun, Pan Kmicic? Ich sagte schon einmal, daß es in ganz Polen nur zwei Soldaten gibt: ich und Sie! Damals verschmähten Sie Kuklinowskis Freundschaft und gaben ihm obendrein einen Fußtritt. – Schön, mein Bürschchen, du hattest recht! Kuklinowskis Gesellschaft ist nicht für dich, denn es zeigt sich, Kuklinowski ist dir weit über. Der Herr Oberst, Pan Kmicic, ist zwar ein berühmter Mann, aber Kuklinowski hält ihn in seinen Händen und wird ihm jetzt die Seite rösten!«
    »Schurke!« rief Kmicic zum dritten Male.
    »Ja, ja, die Seite rösten!« wiederholte Kuklinowski, indem er Kmicic mit dem flammenden Pinsel berührte. »Doch nicht zu viel auf einmal, wir haben ja genügend Zeit,« fuhr er fort.
    In diesem Augenblicke vernahm man in der Scheune Hufschläge, das Tor knarrte, und die Gestalt eines Soldaten erschien.
    »Pan Oberst,« sagte er, »General Müller wünscht Sie sofort zu sprechen!«
    »Was willst du, Alter? Was, zum Teufel, braucht mich plötzlich der General? Wer ist denn angekommen?«
    »Ein schwedischer Offizier. – Er hat sein Pferd fast zu Tode geritten.«
    »Gut!« sagte Kuklinowski, und er wandte sich zu Kmicic: »Lieber, dir ist wohl ein bißchen heiß, – kühl' dich inzwischen etwas ab. – Ich komme bald wieder. Dann können wir weiter miteinander

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