Sintflut
seinem Kampfe in der Bergschlucht genügend erholt.
»Eigentümlich!« sagte Wolodyjowski nach einiger Zeit. »Wenn Euer Majestät nicht einen anderen Namen genannt hätten, so würde ich behaupten, das ist Kmicic.«
Der König lächelte.
»Soeben hat mir Pan Wolodyjowski eine Menge ruchloser Dinge von dem verworfenen Kmicic erzählt, und ich habe mich bemüht, ihn zu überzeugen, daß das alles nicht wahr ist. Ich hoffe, Pan Babinicz, Sie werden mich jetzt unterstützen.«
»Majestät«, begann Kmicic aufgeregt, »ein Wort von Ihnen genügt, um die Ehre dieses Verworfenen schneller wieder herzustellen als alle meine Schwüre!«
»Auch diese Stimme ist die seine«, staunte mehr und mehr der kleine Ritter, »nur diese Narbe war nicht in seinem Gesichte.«
»Das Gesicht eines Schlachtschitzen ist ein Buch, ein jeder Feindessäbel hinterläßt seine Spur auf ihm«, entgegnete Kmicic. »Auch Ihr Autogramm ist da, erkennen Sie nun, wer ich bin?«
Er neigte bei diesen Worten seinen Kopf und wies auf die weiße Narbe, die sich von einem Ohre zum anderen hinzog.
»Meine Hand drauf!« rief Pan Wolodyjowski, »das ist Kmicic!«
»Und ich sage Ihnen, Pan Wolodyjowski, daß Sie diesen Kmicic nicht kennen«, bemerkte der König.
»Und wieso denn, Majestät?«
»Sie kannten einen tapferen Ritter, aber zugleich einen Abtrünnigen und Parteigänger Radziwills. – Und vor Ihnen steht hier der Hektor von Czenstochau, denn Jasno-Gora verdankt seine Errettung außer dem Pater Kordecki meinem treuen Diener, der mich in der Bergschlucht aus den Händen der Schweden errettete. Das ist der neue Kmicic! Lernen Sie den kennen und lieben; er ist dessen wert! Und wißt, er hat dem Fürsten Boguslaw nicht nur dieses fürchterliche Angebot nicht gemacht, sondern er war es, der den Fürsten Radziwill verließ und Boguslaw entführte, um ihn mir auszuliefern.«
»Und uns hat er vom Tode errettet!« rief der kleine Ritter, »welcher Engel hat Sie denn auf den rechten Weg gewiesen?«
Und Pan Wolodyjowski warf sich in Kmicic' Arme. Der König verließ lächelnd das Zimmer und ging zu einer Beratung, zu der ihn die beiden Kronhetmans erwarteten.
»Kommen Sie in mein Quartier«, sagte Wolodyjowski; »dort werden Sie die beiden Skrzetuskis und Zagloba vorfinden. Wie wird er sich freuen, wenn er von Ihrer Umkehr hört! Und Charlamp ist auch bei uns.«
Doch Kmicic stand unbeweglich auf seiner Stelle und sah unruhig auf den kleinen Ritter.
»Und haben Sie viele Leute bei Radziwill gefunden?« entschloß er sich endlich zu fragen.
»Von Offizieren nur Charlamp allein.«
»Ach, ich frage ja gar nicht nach Offizieren, waren auch Damen dort?«
»Ich verstehe, verstehe«, und der kleine Ritter wurde verlegen. »Panna Billewicz hat Fürst Boguslaw mit sich nach Tauroggen genommen.«
Kmicic wurde leichenblaß, dann schoß ihm das Blut in den Kopf, und die Gurgel schien sich ihm zuzuschnüren. Er faßte sich an die Schläfen und begann unruhig im Zimmer umher zu laufen.
»Kommen Sie mit mir, Charlamp wird Ihnen alles erzählen«, tröstete ihn der kleine Ritter.
11. Kapitel.
Die Ritter verließen schweigend das königliche Quartier. Wolodyjowski wollte nicht sprechen, und Kmicic konnte nicht, ihm schnürte die Wut die Kehle zu. Schweigend bahnten sie sich den Weg durch dichte Volksmassen, die herbeigeeilt waren, um sich die erste Tatarentruppe, die in Lemberg gemäß dem Versprechen des Chan eintreffen sollte, anzusehen.
In Pan Wolodyjowskis Wohnung besichtigten gerade die Skrzetuskis, Pan Zagloba, Rzendzian und Charlamp Krymer Halbpelze, als die beiden Ritter ankamen. Charlamp, der Kmicic am besten kannte, ließ die Hände sinken und rief: »Jesus, Maria!«
Aber Wolodyjowski ließ ihn nicht erst zur Besinnung kommen und begann:
»Erlaubt mir, euch den Czenstochauer Hektor, den treuesten Diener des Königs vorzustellen, der sein Blut für seinen Glauben und für das Vaterland vergoß.«
Und Pan Michail erzählte mit der ihm eigenen Lebhaftigkeit alle Einzelheiten seiner Unterhaltung mit dem Könige und schloß mit folgenden Worten:
»Fürst Boguslaw hat nicht nur diesen Ritter gemein verleumdet, sondern er hat ihm auch seine Braut aus Kiejdane entführt, um ihn mitten ins Herz zu treffen!«
»Dieser Ritter hat uns gerettet und die Konföderierten vor einem Überfall des Fürsten gewarnt,« sagte Zagloba. »Dafür allein sind ihm alle Sünden erlassen.«
Charlamp griff sich an seinen Kopf und seufzte:
»Solche Art Leute ertrinken nie,
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