Sintflut
in Tauroggen gefangen. Majestät, mein Herz ist dem Brechen nahe, wenn ich daran denke, in welchen Händen sich die Arme befindet. Barmherziger Gott! Sie denkt bis jetzt, daß ich diesem verworfenen Menschen versprochen habe, die Hand an Euer Majestät zu legen, und zählt mich zu dem Auswurfe des Menschengeschlechtes. – Ich kann nicht frei atmen, ehe ich sie nicht befreit habe. – Geben Sie mir die Führung über diese Tataren, und ich werde nicht nur meine Rachepläne verfolgen, – –«
»Gut, gut, – beruhigen Sie sich nur. – Wo liegt denn gleich Tauroggen? Ich denke, dicht an der preußischen Grenze? – Sie haben aber gar nicht daran gedacht, ob die Tataren Ihnen soweit folgen werden!«
»Sie sollen sich nur unterstehen!« antwortete Kmicic, »sollen sich nur unterstehen! – Ich werde sie alle nacheinander aufknüpfen lassen – alle fünfhundert.«
Der König lachte:
»Bei Gott, für diese Schäfchen konnte man keinen besseren Hirten finden. Nun, nehmen Sie sie und führen Sie sie, wohin sie wollen. Und wann gedenken Sie aufzubrechen?«
»Es wird mir schwer, hier zu rasten, – morgen schon.«
»Vielleicht wird Akbah-Ulan damit nicht einverstanden sein; er wird sagen, die Pferde seien noch zu ermüdet.«
»Dann werde ich ihn mit einem Arkan an meinem Sattel festbinden. Mag er zu Fuß gehen, wenn er die Pferde schonen will.«
»Nur wenden Sie nicht zu schnell solche entschlossenen Mittel an. Und jetzt, – heute ist es zu spät: ich möchte Sie morgen noch einmal sprechen. – Vorläufig nehmen Sie diesen Ring von mir und sagen Sie Ihrer Braut, daß Sie ihn vom Könige erhalten haben, und daß der König ihr befiehlt, Sie zu lieben, Sie, den treuen Diener des Vaterlandes und des Thrones.«
Der König eilte nach diesen Worten schnell durch eine Seitentür hinaus, und der gerührte Kmicic ging in sein Quartier.
Lange ging er in seinem stillen Zimmer auf und ab und überlegte den Plan seiner weiteren Unternehmungen. Plötzlich klopfte man an die Tür.
»Wer ist da?« rief Kmicic.
In der Tür erschien ein Page.
»Ein Soldat fordert, sofort bei Ihnen vorgelassen zu weiden. Er sagt, er heiße Soroka.«
»Laß ihn sogleich herein!« rief Kmicic und stürzte selbst schnell zur Tür.
Soroka kam ins Zimmer und wollte sich zu Füßen seines Herrn werfen, aber er erinnerte sich sogleich an die militärische Disziplin, legte die Hände an die Hosennähte und sagte fest: »Was befehlen Sie, Pan Oberst?«
»Willkommen, lieber Kamerad«, sprach Kmicic, »willkommen! Ich dachte, du weiltest nicht mehr unter den Lebenden! Woher kommst du denn?«
»Aus Czenstochau, Pan Oberst.«
»Hast du mich gesucht?«
»Jawohl.«
»Und von wem hast du gehört, daß ich noch lebe?«
»Von Kuklinowskis Leuten. Sobald Pater Kordecki von Ihrer Errettung hörte, las er eine feierliche Messe. Dann verbreitete sich die Nachricht, daß Pan Babinicz den König durch das Gebirge hindurch geführt habe. Ich habe sogleich erraten, daß das kein anderer als Sie sein konnte. Und da Sie den König begleitet haben, so mußten Sie auch nach Lemberg gekommen sein. Drum eilte ich schnell hierher.« –
»Du bist zu rechter Zeit gekommen; morgen breche ich mit den Tataren auf.«
»Und ich habe Ihnen zwei Gürtel mit gefüllten Taschen mitgebracht; den einen, den ich bei mir hatte, und dann die Steine, die wir bei Chowanski im Lager erbeutet haben.«
»Das waren gute Zeiten! – Von diesen Steinen ist wohl nicht viel übrig geblieben; ich habe eine ganze Handvoll davon dem Pater Kordecki gegeben.«
Soroka näherte sich dem Tische und begann die Gürtel abzulegen.
»Und die Edelsteine sind in dieser Blechbüchse«, sagte er.
Kmicic schüttelte ohne ein Wort zu sagen eine Menge Goldstücke in Sorokas Hand und sprach:
»Das ist für dich.«
»Schenke Gott Euer Gnaden immer Gesundheit. Ach! wenn ich unterwegs nur einen einzigen solchen Dukaten gehabt hätte! Ich habe viel Hunger leiden müssen. Es hält schwer, jetzt etwas umsonst zu kriegen.«
»Mein Gott, du hattest doch aber genug bei dir!«
»Ohne Befehl wagte ich nicht etwas zu nehmen.«
»Halte!« Und Kmicic warf ihm noch mehr Goldstücke in die Hand. »He! Wer ist da? Bringt diesem Manne zu essen, aber schnell!«
Nach einigen Minuten stand vor Soroka eine Schüssel mit geräucherter Wurst und eine Flasche Branntwein.«
Der Soldat blickte mit gierigen Augen auf den Tisch, aber er wagte es nicht, sich in Gegenwart des Obersten hinzusetzen und zu essen.
»Sitzen und
Weitere Kostenlose Bücher