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Sintflut

Sintflut

Titel: Sintflut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Boguslaw, der Kurfürst und Karl-Gustav. – Nun, wer nicht säen will, wird auch nicht ernten.«
    »Beliebt es Eurer Durchlaucht eine Antwort zu geben?« fragte Harasimowicz.
    »Nein.«
    »Darf ich Ihnen den Kammerdiener schicken?«
    »Warte. – Sind die Wachen auf ihren Plätzen?«
    »Jawohl, Durchlaucht.«
    »Sind die Befehle an die Banner abgegangen?«
    »Jawohl, Durchlaucht.«
    »Was macht Kmicic?«
    »Er schlug mit dem Kopf an die Wand und rief, daß er verflucht sei. – Er wollte den Billewicz' nachlaufen, aber die Wache hat ihn daran verhindert. Da griff er zum Säbel und setzte sich zur Wehr, bis man ihn binden mußte. Jetzt ist er ruhig geworden.«
    »Sage Charlamp, daß er nach Upita reiten soll, um das Banner hierher zu holen. Er soll den Leuten den Sold für ein Vierteljahr vorausbezahlen und ihnen erlauben, sich zu betrinken. Sage ihm, daß er an Stelle Wolodyjowskis lebenslänglich Dydkiemie zum Eigentum erhält. – Warte, noch eins – laß Kmicic herkommen. Ich will ihn sprechen. – Aber laßt ihm die Fesseln abnehmen.«
    »Euer Durchlaucht, er ist ein rasender Mensch.«
    »Fürchte nichts, – geh!«
    Harasimowicz entfernte sich; der Fürst nahm aus einem venezianischen Schränkchen ein Etui mit Pistolen heraus und legte es neben sich auf den Tisch.
    Nach einer Viertelstunde erschien Kmicic von vier Schotten begleitet im Zimmer des Fürsten. Radziwill befahl den Soldaten, sich zu entfernen.
    In dem Gesichte des jungen Ritters schien kein Tropfen Blut zu sein: so blaß war er. Er war unheimlich ruhig, nur in seinen Augen brannte es wie von Fiebergluten.
    Einen Augenblick schwiegen beide.
    Dann begann der Fürst: »Sie haben es auf das Kruzifix geschworen, daß Sie mich nicht verlassen werden.«
    »Ich werde verdammt, wenn ich es nicht halte; ich werde verdammt, wenn ich es halte! Mir ist alles gleich!« entgegnete Kmicic.
    »Selbst wenn ich Sie zu einer schlechten Sache gebrauche, so werden Sie nicht die Verantwortung tragen.«
    »Vor einem Monate drohte man, mich für einen Mord zu bestrafen, jetzt denke ich, daß ich damals unschuldig war wie ein Kind.« »Ehe Sie dieses Zimmer verlassen, werden Sie sich frei von allen Ihren Sünden fühlen,« sagte der Fürst. Plötzlich änderte er seinen Ton und fuhr gutmütig fort:
    »Was, meinen Sie, hätte ich tun sollen angesichts zweier Feinde, die hundertmal stärker sind als ich, und von denen ich das Land nicht befreien konnte?«
    »Sterben!« sagte Kmicic schroff.
    »O, wie ich euch beneide, euch Soldaten, denen es leicht ist, die euch bedrückende Last auf diese Weise abzuwerfen! – Wer dem Tod ins Auge gesehen hat und ihn nicht fürchtet, für den gibt es nichts Leichteres auf der Welt als zu sterben.
    Ihr macht euch nicht viel Gedanken, und keiner von euch bedenkt, daß, wenn ich jetzt Krieg angefangen und ihn verloren hätte, und wenn ich umgekommen, in dieser Gegend kein Stein auf dem anderen geblieben wäre. Dreimal glücklich preise ich euch, die ihr sterben könnt! – Glaubst du, mich bedrückt dieses Leben nicht? Meinst du, mich verlangt nicht nach Ruhe und ewigen Schlaf? Aber ich muß den bitteren Kelch bis zur Neige leeren. Das Vaterland muß gerettet werden, und ich muß mich seinetwegen noch weiter unter das Joch stellen. Mögen meine Neider mich des Stolzes zeihen; mögen Sie sagen, ich hätte das Vaterland verraten, um mich selbst zu erhöhen, Gott allein, der alles sieht, kann über mich urteilen. – Findet doch ihr, die ihr mich verlassen habt, einen Ausweg; zeigt ihr, die ihr mich Verräter genannt habt, ein Rettungsmittel, und sofort werde ich diesen Vertrag zerreißen und alle Banner zusammenrufen, um sie gegen den Feind zu führen!«
    Kmicic schwieg.
    »Nun, warum schweigst du jetzt?« fragte Radziwill in erhöhtem Tone. »Setze dich an die Stelle des Großhetmans und Wilnaer Wojewoden und rette das Vaterland; aber lasse nicht dein Leben, denn das ist keine Kunst. – Schütze Smudien vor feindlichen Überfällen, nein, noch mehr, befreie das Vaterland, vertreibe alle seine Feinde aus seinem Gebiete, zerreiße dich in tausend Stücke, aber lasse nicht dein Leben, das ist dir nicht erlaubt. – Und nun rette die Republik!«
    »Ich bin nicht der Hetman und Wojewod von Wilna,« erwiderte Kmicic, »es geziemt mir nicht, über Sachen zu denken, die mich nichts angehen. – Aber wenn es nötig ist, daß ich mich in tausend Stücke zerreiße, – ich bin bereit dazu.«
    »So höre, Soldat: wenn es nicht deine Sache ist, das

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