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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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konnte es nicht verhindern; denn sie waren acht starke Kerle, die ich nicht alle umbringen und in den Fluß werfen konnte, so gerne ich es getan hätte.
    Kaum waren sie verschwunden, weckte ich die Ruderer, und als der Mond aufging, legten sie sich in die Riemen. Gähnend und über ihr Schicksal fluchend, weil sie der Kopf von dem vielen Bier schmerzte, brachten sie mich aus der Stadt. So floh ich aus Babylon. Warum ich das alles tat, kann ich nicht sagen: es stand wohl schon vor meiner Geburt in den Sternen geschrieben und war daher unvermeidlich.

Siebtes Buch

MINEA

    1

    Unbehelligt gelangten wir aus der Stadt; denn der Strom war bei Nacht nicht gesperrt. Ich kroch unter Deck, um mein müdes Haupt zur Ruhe zu legen. Denn die Soldaten des Königs hatten mich, wie ich bereits berichtet, schon vor dem Morgengrauen geweckt, und der Tag war so voll von Unruhe und Hetze und Lärm gewesen, wie ich noch nie zuvor einen erlebt. Aber ich sollte noch keinen Frieden genießen dürfen. Minea hatte sich aus dem Teppich herausgerollt und wusch sich soeben das Blut ab, wozu sie mit der Hand Wasser aus dem Strom schöpfte. Das Mondlicht flimmerte im Wasser, das zwischen ihren Fingern hindurchrann. Sie blickte mich, ohne zu lächeln, an und sagte vorwurfsvoll:
    »Deinen Ratschlägen folgend, habe ich mich schlimm besudelt und rieche nach Blut. Wahrscheinlich werde ich nie mehr ganz rein werden; daran bist du schuld. Und als du mich im Teppich trugst, drücktest du mich auch viel fester als nötig an dich, so daß ich schwer atmen mußte!«
    Ich hatte ihr Gerede satt und war sehr erschöpft. Deshalb erwiderte ich gähnend: »Halt den Mund, verfluchtes Weibsbild! Wenn ich an alles denke, wozu du mich verführt hast, tut mir das Herz weh. Ich möchte dich am liebsten in den Strom werfen, dessen Fluten dich nach deinem Wunsch reinigen würden. Ohne dich säße ich jetzt in Babylon an des Königs rechter Seite, und die Priester des Turmes lehrten mich ihre Weisheit, so daß ich der erfahrenste Arzt auf Erden würde. Auch die durch meine Heilkunst verdienten Gaben habe ich deinetwegen verloren; mein Goldvorrat geht zur Neige, und ich wage nicht, mich der Lehmtafeln zu bedienen, gegen die ich Gold aus den Tempelkassen erheben könnte. Ich verfluche wahrhaftig den Tag, an dem ich dich sah, und werde jedes Jahr an diesem Tag in Sack und Asche gehen.«
    Sie tauchte die Hand in die mondbeschienenen Fluten, die sich wie flüssiges Silber teilten, und sprach mit leiser Stimme, ohne mich anzusehen: »Wenn dem so ist, tue ich wohl am besten daran, in den Strom zu springen. Dann bist du mich los.« Sie erhob sich, um ihre Drohung auszuführen; aber ich packte sie und hielt sie fest, indem ich sagte: »Hör auf mit deinen Verrücktheiten! Wenn du ins Wasser springst, habe ich alles umsonst getan. Das wäre der Gipfel des Wahnsinns. Darum laß mich bei allen Göttern endlich in Ruhe schlafen, Minea, und störe mich nicht mit deinen Grillen!«
    Nach diesen Worten kroch ich unter den Teppich und zog ihn über mich; denn die Nacht war kalt, obgleich es schon Frühling war und die Störche im Schilf klapperten. Da kroch sie neben mich unter den Teppich und flüsterte: »Da ich nichts anderes für dich tun kann, darf ich dich wohl mit meinem Leib wärmen; die Nacht ist kalt.« Ich war zu müde, um einen Einwand zu erheben, und schlief ein. Sie wärmte mich mit ihrem Leib, und ich ruhte gut; denn sie war jung, und ihr Leib lag wie ein kleiner Ofen an meiner Seite.
    Als ich am Morgen erwachte, sah ich, daß wir schon weit stromaufwärts gefahren waren. Die Ruderer aber murrten und erklärten: »Unsere Schultern sind steif wie Holz, und der Rücken schmerzt. Willst du, daß wir uns zu Tode rudern? Wir sind doch wohl nicht unterwegs, um ein brennendes Haus zu löschen?« Ich verhärtete mein Herz und entgegnete: »Wer zu rudern aufhört, bekommt meinen Stock zu fühlen. Wir rasten erst zur Mittagszeit. Dann dürft ihr essen und trinken, und ein jeder bekommt von mir einen Schluck Dattelwein, der ihn beleben und leicht wie einen Vogel machen wird. Wenn ihr euch aber gegen mich auflehnt, werde ich alle Dämonen auf euch herabrufen; denn ich bin ein Priester und Zauberer und kenne viele Dämonen, die gerne Menschenfleisch fressen.« Das sagte ich, um sie zu erschrecken; aber die Sonne schien klar, und sie glaubten mir nicht, sondern meinten: »Er ist allein gegen unser zehn!« Darauf schlug der mir zunächst Sitzende mit dem Ruder nach mir.
    Jetzt ließ sich

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