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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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dem Maße, wie seine Stadt rasch und leicht auf bunten Pfeilern aus dem Boden zum Blühen emporwuchs, immer gesünder und frischer und glücklicher wurde, rasten, bevor der Boden durch Kanäle trockengelegt war, Epidemien unter den Bauleuten, und bei der übereilten Arbeit ereigneten sich zahlreiche Unglücksfälle. Bevor die Landungsbrücken fertig waren, griffen oft Krokodile die Auslader der Frachtschiffe an, die durch das Wasser waten mußten. Die Hilferufe der Ärmsten waren schauerlich anzuhören, und es dürfte kaum einen grausameren Anblick geben als den eines strampelnden, schreienden Mannes zwischen den Kiefern eines Krokodils, bevor dieses in seine Löcher untertaucht, in die es den Körper zum Verwesen hinabzieht. Der Pharao aber war so durchdrungen von seiner eigenen Wahrheit, daß er nichts von alledem merkte; die Bootsleute hingegen dingten für ihr Kupfer Krokodilfänger aus dem Unteren Lande, die die Zahl der Krokodile im Strom allmählich verminderten. Viele Leute behaupteten, die Krokodile seien dem Schiff des Pharao von Theben nach Achetaton gefolgt, worüber ich mich jedoch nicht mit Bestimmtheit äußern kann, wenn ich auch weiß, daß das Krokodil ein schrecklich gescheites und schlaues Tier ist. Ich muß hier erwähnen, daß auch Haremhab, nachdem die Überschwemmung zurückgetreten war, mit den Vornehmen des Hofes in Achetaton eintraf, allerdings nicht, um sich dort niederzulassen, sondern nur, um Echnaton von seinem Entschluß abzubringen, die Armee aufzulösen. Der Pharao hatte ihm nämlich befohlen, die Soldaten aus ihrem Dienst zu entlassen und in ihre Heimat zurückzuschicken. Aber Haremhab verzögerte die Ausführung dieses Befehls und schob sie unter allerlei Vorwänden hinaus, weil er allen Grund zur Annahme hatte, daß ein Aufruhr in Syrien bevorstand, und er die Truppen dorthin verlegen wollte.
    Aber Pharao Echnaton war unbeugsam in seinem Entschluß, und Haremhab vergeudete seine Zeit in Achetaton umsonst. Ihre Gespräche verliefen jeden Tag in der gleichen Art und Weise, und ich kann sie hier wiedergeben. Haremhab sagte:
    »In Syrien herrscht große Unruhe, und die ägyptischen Kolonien dort sind schwach. König Aziru schürt den Haß gegen Ägypten, und ich zweifle nicht, daß er im gegebenen Augenblick zum offenen Aufstand übergehen wird.«
    Pharao Echnaton sprach: »Ich glaube nicht, daß sie Böses im Sinne haben, nur die Armut treibt sie auf unsere Weiden hinüber. Deshalb sollen unsere Verbündeten die Weiden mit den südlichen Stämmen teilen, und ich werde auch diesen das Kreuz des Lebens übermitteln. Ich glaube nicht, daß sie absichtlich Dörfer niederbrennen; diese Dörfer sind eben, wie du selbst sagst, aus Stroh gebaut und daher leicht brennbar, und es lohnt sich nicht, einiger Feuersbrünste wegen ganze Stämme zu verurteilen. Doch wenn du willst, kannst du die Grenzbewachungstruppen im Lande Kusch und in Syrien verstärken, denn deine Aufgabe ist es, für die Sicherheit des Landes zu sorgen, nur darfst du ausschließlich Truppen zur Grenzbewachung und keine stehende Armee halten.«
    Haremhab meinte: »Jedenfalls aber mußt du, mein verrückter Freund Echnaton, mir gestatten, eine Neuordnung der Bewachungstruppen im ganzen Lande vorzunehmen; denn die entlassenen Soldaten plündern in ihrer Armut die Häuser der Bevölkerung und stehlen den Bauern die Steuerhäute und prügeln sie mit Stöcken durch.«
    Pharao Echnaton sagte belehrend: »Da siehst du, Haremhab, die Folge davon, daß du mir nicht gehorcht hast. Hättest du mit den Soldaten öfter und mehr über Aton gesprochen, so würden sie nicht solche Dinge tun. Jetzt aber sind ihre Herzen verdüstert, die Striemen, die deine Peitschenhiebe auf ihren Rücken hinterlassen haben, sind schmerzhaft, und die Leute wissen nicht, was sie tun. Hast du übrigens bemerkt, daß meine beiden Töchter schon zusammen Spazierengehen, daß Meritaton die kleine Schwester an der Hand führt und daß sie eine zierliche Gazelle zur Gespielin haben? Außerdem hindert dich ja nichts daran, entlassene Soldaten als Wächter im ganzen Lande anzustellen, falls du sie nur zur Bewachung und nicht als stehendes Heer für Kriegszwecke hältst. Meines Erachtens sollten wir auch alle Streitwagen zerstören, denn Mißtrauen erregt Mißtrauen, und wir müssen alle unsere Nachbarn davon überzeugen, daß Ägypten, was auch immer geschehen mag, niemals zum Mittel des Krieges greifen wird.«
    »Wäre es nicht doch einfacher, die Streitwagen an Aziru

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