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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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unterscheiden könne; Kaptah versprach dafür, Muti so viel Silber zu senden, daß sie das frühere Haus des Kupferschmieds in Theben wieder aufbauen lassen und während meiner Abwesenheit anständig leben könne. Wir einigten uns daher über dieses Vorhaben, und ich ließ den Alten hereinkommen. Kaptah versicherte ihm, er werde seine Schuld begleichen, wenn er nur eine Zahlungsfrist erhielte; ich hingegen untersuchte seine Augen und fand, daß seine Blindheit nicht von der Finsternis der Höhle, sondern von einer alten vernachlässigten Augenkrankheit herrührte. Am folgenden Tag heilte ich ihn nach dem Verfahren, das ich in Mitani erlernt hatte, mit der Nadel. Wie lange er aber das Augenlicht behalten würde, konnte ich nicht voraussagen; denn mit der Nadel behandelte Augen pflegen rasch wieder zu vernarben, worauf man sie nicht mehr sehend machen kann.
    Dann führte ich Kaptah zu Haremhab, der sich sehr über das Wiedersehen freute, ihn umarmte, einen tapferen Mann nannte und versicherte, daß ihm ganz Ägypten für seine großen Taten dankbar sei, die er heimlich und ohne Lohnforderung für das Land ausgeführt habe. Während Haremhab sprach, wurde Kaptahs Gesicht immer länger, er brach in Tränen aus und sagte: »Sieh meinen Bauch an, der in deinen Diensten wie ein abgenützter Ledersack eingeschrumpft ist! Sieh dir mein wundes Hinterteil an und meine Ohren, welche die Ratten in den Höhlen von Gaza deinetwegen zernagt haben! Du redest bloß von Ägyptens Dankbarkeit. Die Dankbarkeit allein aber führt meinem Bauch kein einziges Getreidekorn zu, noch feuchtet sie mir die Kehle mit Wein, und nirgends sehe ich die Säcke Gold, die du mir für meine Bemühungen versprochen, obwohl ich mit Sicherheit annahm, du habest einen Teil der bereits erhaltenen Beute für mich zurückgelegt. Nein, Haremhab, ich ersuche dich nicht um Dankbarkeit, sondern bitte dich nur, mir wie ein ehrlicher Mann deine Schuld zu bezahlen, weil auch ich meine Verpflichtungen gegenüber anderen erfüllen muß und durch dich in viel größere Bedrängnis geraten bin, als du dir je träumen lassen kannst.«
    Aber als ihn Haremhab von Gold sprechen hörte, runzelte er die Stirn, schlug sich ungeduldig mit der goldenen Peitsche aufs Schienbein und sagte: »Deine Worte sind wie Fliegengesumm in meinen Ohren, Kaptah! Dein Mund ist dreckig, und du redest törichtes Zeug. Du weißt ganz gut, daß ich keine Beute mit dir zu teilen habe, daß ich alles Gold, das ich ergattern kann, für den Krieg gegen die Hetiter brauche und daß ich selbst ein armer Mann bin und die Ehre mein einziger Lohn ist. Deshalb hoffe ich, du wirst einen besseren Augenblick wählen, um mit mir von Gold zu sprechen! Aber so viel kann ich natürlich für dich tun, daß ich deine Gläubiger verhaften lasse, sie mannigfacher Verbrechen anklage und an die Mauern hängen lasse, damit du deine Schulden loswirst.«
    Kaptah wollte sich jedoch nicht auf unrechtmäßige Weise seiner Schulden entledigen, worauf ihn Haremhab auslachte und, sich mit der goldenen Peitsche aufs Schienbein schlagend, erklärte: »Jeder Reiche ist ein Verbrecher. Nur durch Gewissenlosigkeit und Erpressung und Ausplünderung der Armen kann ein Mensch viel Gold sammeln. Wahrlich, wo viel Gold vorhanden ist, kann immer die erforderliche Anklage vorgebracht werden, und niemand kann mich einen ungerechten Richter nennen, da der Angeklagte selbst weiß, daß er schuldig ist. Übrigens möchte ich dich fragen, Kaptah, wie es möglich war, daß dieser Roju, der Befehlshaber von Gaza, dich als syrischen Spion rädern und in die Gefängnishöhlen sperren ließ; denn bei aller Verrücktheit ist er doch ein guter Krieger und muß daher einen Grund für sein Tun gehabt haben.« Da zerriß sich Kaptah das feine Gewand zum Zeichen seiner Unschuld, was ihn kein Opfer kostete, weil das Gewand mir gehörte und daher ich den Schaden zu tragen hatte. Er schlug sich vor die Brust und rief laut aus: »Haremhab, Haremhab! Hast du nicht soeben noch von Dankbarkeit gesprochen? Und bereits überhäufst du mich mit falschen Anschuldigungen! Habe ich etwa nicht die Pferde der Hetiter vergiftet und in verschlossenen Krügen Getreide nach Gaza befördert? Habe ich nicht Sklaven gedungen, die Wassersäcke der Hetiter mit Messern zu zerschneiden, als sie mit ihren Streitwagen gegen dich in die Wüste fuhren? Das alles tat ich für dich und für Ägypten, ohne an meinen Lohn zu denken; und daher war es nicht mehr als recht und billig, daß ich

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