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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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nicht um unser Vergnügen bringen! Um dir die Freude nicht vorwegzunehmen, hüteten wir uns, Aziru das Fleisch von den Gliedern zu reißen, und zwickten ihn bloß vorsichtig mit Zangen und Holzschrauben.«
    In seiner Eitelkeit aber mißbilligte Haremhab die Worte des Prinzen; auch gefiel ihm nicht, daß dieser ihn berührte. Er runzelte daher die Augenbrauen und sagte: »Du bist betrunken, Schubattu. Mit Aziru verfolge ich keinen anderen Zweck als den, der ganzen Welt zu zeigen, welches Schicksal eines jeden harrt, der sich auf die Hetiter verläßt. Da wir aber heute nacht Freunde geworden sind und Bruderschaft getrunken haben, will ich deinen Bundesgenossen Aziru schonen und ihm um unserer Freundschaft willen einen leichten Tod gewähren.«
    Schubattu wurde über diese Worte so zornig, daß er erbleichte und sein Gesicht sich vor Wut verzerrte; denn die Hetiter waren um ihre Ehre ungemein besorgt, obwohl jedermann weiß, daß sie ohne Rücksicht auf diese ihre Bundesgenossen verraten und verkaufen, sobald sie keinen Nutzen mehr von ihnen haben und der Verrat ihnen größere Vorteile bringt. Zwar handeln jedes Volk’ und jeder kluge Herrscher so; aber die Hetiter tun es auf schamlosere Weise als andere Völker, indem sie sich nicht einmal die Mühe nehmen, Ausreden und Erklärungen auszudenken, um die Sache zu beschönigen und ihr den Schein der Gerechtigkeit zu verleihen. Trotzdem war Schubattu erbost; seine Kameraden aber legten ihm die Hände auf den Mund, zogen ihn aus Haremhabs Nähe weg und hielten ihn fest, bis er in ohnmächtiger Wut den genossenen Wein von sich gab und sich schließlich beruhigte.
    Haremhab aber ließ Aziru aus dem Gefängniszelt herauskommen und wunderte sich sehr, als dieser mit stolz erhobenem Haupt und in fürstlicher Haltung, einen Königsmantel um die Schultern, vor das Volk trat. Aziru, der fettes Fleisch und starken Wein genossen hatte, warf den Kopf hochmütig in den Nacken, lachte laut und überschüttete auf dem Weg zum Richtplatz Haremhabs Hauptleute und Wächter mit Schimpfworten. Sein Haar war gekämmt und gelockt, sein Antlitz glänzte von Öl, und über die Köpfe der Soldaten hinweg rief er Haremhab zu: »Haremhab, du dreckiger Ägypter. Fürchte mich nicht mehr; denn ich bin gefesselt, und du brauchst dich nicht hinter den Speeren deiner Krieger zu verstecken! Komm her, damit ich den Kot meiner Füße an deinem Mund abwische! Denn wahrlich, ein schmutzigeres Lager als dieses habe ich meiner Lebtag nicht gesehen, und ich möchte mit sauberen Füßen vor Baal treten!«
    Haremhab war über seine Worte entzückt, brach in Lachen aus und rief zur Antwort: »Ich kann dir nicht nahe kommen, weil mir von deinem syrischen Gestank übel wird, obwohl es dir gelungen ist, irgendwo einen Mantel zu stehlen, um deinen dreckigen Leib zu bedecken. Aber zweifellos bist du ein mutiger Mann, Aziru, da du lachend in den Tod gehst. Um meiner eigenen Ehre willen schenke ich dir daher ein leichtes Ende.«
    Er hieß seine Leibwache Aziru das Geleit geben und dafür sorgen, daß ihn die Soldaten nicht mit Schmutz bewarfen; und die Leibwache schützte Aziru und schlug jeden, der ihm Schmähungen zuzurufen versuchte, mit dem Speerschaft über den Mund. Denn trotz der ihnen zugefügten Leiden haßten sie Aziru nicht mehr, sondern bewunderten seinen Mut. Sie geleiteten auch die Königin Keftiu und Azirus beide Söhne zum Richtplatz. Keftiu hatte sich nach echter Frauenart aufgeputzt und das Gesicht rot und weiß geschminkt, und die Knaben wandelten stolz, wie es Königssöhnen ansteht, zum Richtplatz, wobei der ältere den jüngeren an der Hand führte. Beim Anblick seiner Familie ward Aziru schwach und sagte:
    »Keftiu, Keftiu, meine weiße Stute, mein Augapfel und meine Liebe! Ich bin sehr betrübt, daß du mir meinetwegen in den Tod folgen mußt; denn das Leben könnte dir noch hold sein.« Keftiu aber erwiderte: »Du sollst um mich nicht betrübt sein, o mein König! Ich folge dir gern ins Totenreich. Du bist mein Gemahl und stark wie ein Stier, und ich glaube nicht, daß nach deinem Tod je ein anderer Mann mich so meisterhaft befriedigen könnte wie du. Auch habe ich dich im Leben von allen anderen Frauen getrennt und an mich gefesselt, und deshalb lasse ich dich nicht allein ins Totenreich gehen; denn dort harren deiner sicherlich alle schönen Weiber, die vor mir gelebt haben. Sicher ist sicher, und ich würde dir selbst dann nachkommen, wenn man mich am Leben ließe. Wahrlich, ich würde mich

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