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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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wiederum sagten, er sei mit einem Helm auf dem Kopf geboren worden. Ich aber kann bezeugen, daß sich der Kleine in keiner Einzelheit von anderen Neugeborenen unterschied, sondern ein gesundes, kräftiges Kind war. Haremhab sandte aus dem Lande Kusch einen Boten und ließ seinen Sohn unter dem Namen Ramses in das goldene Buch des Lebens eintragen.
    Denn Haremhab führte immer noch Krieg im Lande Kusch, und seine Streitwagen rollten über die Ebenen und fügten den Negern, die solchen Kampf nicht gewohnt waren, große Niederlagen zu. Er brannte ihre Strohhütten und Dörfer nieder und schickte Frauen und Kinder in die ägyptische Knechtschaft. Die Männer aber nahm er in seine Armee auf und bildete sie zu Kriegern aus, und sie wurden gute Soldaten, da sie keine Heime, keine Frauen und keine Kinder mehr besaßen. Während Haremhab im Lande Kusch Krieg führte, stellte er auf diese Weise gleichzeitig eine neue Armee gegen die Hetiter auf; denn die Neger waren tüchtige Soldaten, die den Tod nicht fürchteten, wenn sie sich zuerst in Tänzen beim Klang der heiligen Trommeln zur Raserei aufgereizt hatten.
    So konnte Haremhab viele Sklaven zum Ackerbau nach Ägypten liefern; auch ließ er aus dem Lande Kusch große Viehherden dorthin treiben, weshalb es in Kêmet wieder reichlich Getreide gab, die Kinder keinen Mangel an Milch mehr litten, und die Priester genügend Opfertiere und Heisch erhielten. Aber gleichzeitig verließen auch ganze Völker ihre Wohnsitze im Lande Kusch und flohen in die Dschungel jenseits der ägyptischen Marksteine, in das Reich der Elefanten und Giraffen, und das Land Kusch blieb jahrelang verödet. Ägypten erlitt jedoch dadurch keinen großen Schaden, weil das Land Kusch schon seit Echnatons Zeiten keine Tribute mehr entrichtet hatte, obwohl es unter den großen Pharaonen reicher als Syrien und der Hauptquell des ägyptischen Reichtums gewesen war.
    Nach zweijährigem Krieg kehrte Haremhab aus dem Lande Kusch nach Theben zurück; er brachte große Beute mit, ließ Geschenke an die Bevölkerung der Stadt austeilen und feierte zehn Tage und zehn Nächte lang ein Siegesfest, wobei alle Arbeit in Theben ruhte, betrunkene Soldaten wie Ziegen meckernd in den Straßen herumkrochen und die Frauen in den Zustand versetzt wurden, der sie zu gegebener Zeit dunkelhäutige Kinder gebären ließ. Haremhab hielt seinen Sohn in den Armen, lehrte ihn gehen und erklärte stolz: »Siehe, Sinuhe, aus meinen Lenden ist ein neues Königsgeschlecht gezeugt worden, und in den Adern meines Sohnes fließt heiliges Blut, obwohl ich mit Mist zwischen den Zehen geboren wurde!«
    Er begab sich auch zu Eje; aber dieser ließ ihn nicht vor, sondern verrammelte voll Schreck die Tür mit Stühlen und Betten und rief mit knarriger Greisenstimme: »Weiche von mir, Haremhab! Ich bin der Pharao und weiß, daß du gekommen bist, mich umzubringen, um dir die Kronen aufs Haupt zu setzen.« Haremhab aber lachte herzlich über ihn, drückte die Tür mit einem Fußtritt ein, warf die Möbel dahinter um und schüttelte Eje, indem er sprach: »Ich denke gar nicht daran, dich umzubringen, du alter Fuchs! Ich trachte dir nicht nach dem Leben, mein lieber Kuppler! Denn mein Leben ist mir kostbar, und du bist mir mehr wert als ein Schwiegervater. Allerdings rasselt der Atem in deinen Lungen, rinnt dir der Speichel aus dem Mund, und zittern dir die Knie; aber du mußt durchhalten, Eje! Noch einen Krieg mußt du erleben, damit Ägypten einen Pharao habe, über den es in meiner Abwesenheit seinen Haß ergießen kann.« Eje schenkte jedoch seinen Worten keinen Glauben, sondern weinte bitterlich, schlang ihm die zitternden Arme um die Knie und bat flehentlich, ihn am Leben zu lassen. Da empfand Haremhab Mitleid mit ihm und ging seines Weges, ließ ihn bewachen und setzte seine Diener in die hohen Ämter ein, um dafür zu sorgen, daß Eje in seiner Abwesenheit keine Dummheiten begehe. Ejes Zeit war nämlich abgelaufen; er war nur noch ein törichter, grauhaariger Greis, der bei festlichen Anlässen vor dem Volk mit Mühe die Kronen auf seinem vor Angst wackelnden Kopf trug.
    Seiner Gemahlin Baketamon brachte Haremhab große Geschenke: Goldsand in geflochtenen Körben, Felle von Löwen, die er mit dem Pfeil erlegt hatte, Straußenfedern und lebende Meerkatzen; aber sie würdigte die Gaben keines Blickes und sprach zu ihm: »Vor den Menschen bist du vielleicht mein Gemahl, und ich habe dir einen Sohn geboren. Begnüge dich also damit! Denn wisse, wenn

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