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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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hieß ihre Sklavinnen sie über den Strom zum anderen Ufer rudern, begab sich von dort allein zum Fischmarkt von Theben, wandte sich an die Eseltreiber und Wasserträger und Fischausweider und sprach zu ihnen: »Ich bin die Prinzessin Baketamon und die Gemahlin Haremhabs, des großen ägyptischen Heerführers. Zwei Söhne habe ich ihm geboren; aber er ist ein langweiliger, träger Mann, der nach Blut riecht und mir keinen Genuß bereitet. Kommt daher mit mir der Wollust zu pflegen und mich zu ergötzen; denn ich finde Gefallen an euren narbigen Fäusten und an dem gesunden Mistduft eurer Haut wie auch an dem Geruch der Fische.«
    Die Leute auf dem Fischmarkt waren über ihre Worte höchst erstaunt, mißtrauten ihr und suchten ihr auszuweichen. Sie aber lief ihnen eigensinnig nach, lockte sie mit Worten und entblößte ihre Reize vor ihnen, indem sie sagte: »Bin ich euch etwa nicht schön genug? Oder weshalb zögert ihr sonst? Vielleicht bin ich schon alt und häßlich. Aber ich verlange von euch kein anderes Gegengeschenk als von jedem einen Stein; und als Pfand für seinen Genuß mag ein jeder mir den Stein geben, den er nach seinem Belieben auswählt, nur soll dessen Größe der des Genusses, den ich dem Geber bereitet habe, entsprechen. Ihr könnt mir glauben, daß ich mein Bestes tun werde, um euch zu befriedigen.«
    Noch nie zuvor hatten die Leute des Fischmarktes etwas Ähnliches erlebt, und ich glaube, daß sich solches überhaupt noch nie in Ägypten zugetragen hatte. Deshalb betrachteten sie die Prinzessin lüstern und mit Augen, die ihre Schönheit verschlangen; das königliche Linnen ihres Gewandes lockte sie, der Duft ihrer Salben stieg ihnen zu Kopf, und sie sprachen untereinander: »Noch nie ist etwas Derartiges vorgekommen! Bestimmt ist sie eine Göttin, die sich uns offenbart, weil wir ihr gefallen. Wir täten sicherlich unrecht, uns ihrem Willen zu widersetzen; denn ihr gleicht keine der irdischen Frauen, die wir gesehen haben, und sie bietet uns gewiß einen göttlichen Genuß.« Andere meinten: »Jedenfalls ist es ein wohlfeiles Vergnügen; denn für weniger als ein Kupferstück verkaufen sich nicht einmal die Negerweiber. Zweifellos ist sie eine Priesterin, die Steine zu einem neuen Tempel sammelt; und deshalb vollbringen wir nur eine den Göttern wohlgefällige Tat, wenn wir ihrem Wunsch nachkommen.«
    So redeten die Männer des Fischmarktes zögernd hin und her, indem sie ihr zum Ufer ins Röhricht folgten, wohin sie ihnen voranging, um neugierigen Zuschauern zu entgehen. Die Fischausweider meinten zwar: »Wir wollen ihr lieber nicht nachlaufen: vielleicht stammt sie aus dem Wasser und will uns in dieses hinunterziehen; vielleicht ist sie auch die Katzenhäuptige selber; und ihr Haupt verwandelt sich in einen Katzenkopf, und sie zerkratzt uns mit den Hinterfüßen unser Glied, wenn wir sie umarmen.« Trotzdem folgten sie ihr, von ihrer Schönheit und ihrem Wohlgeruch betört, und die Eseltreiber verlachten die Fischausweider und sagten: »Mag ihr Haupt sich sogar in einen Fischkopf verwandeln: wir fürchten ihre Hinterfüße nicht, wenn wir nur unsere Lust an ihr haben!«
    So trieb Baketamon im Röhricht den ganzen Tag Unzucht mit den Männern vom Fischmarkt, und sie enttäuschte sie nicht, sondern tat ihr Bestes, um ihnen Genuß zu bereiten. Jene waren davon so befriedigt, daß sie ihr mit Freuden Steine brachten; und darunter waren manche Blöcke, wie man sie für gute Bezahlung von den Steinhauern bekommt. Zueinander sagten sie: »Wahrlich, noch nie haben wir ein solches Prachtweib gefunden! Ihr Mund ist wie flüssiger Honig, ihre Brüste gleichen reifen Äpfeln, und ihr Schoß ist heiß wie die Kohlenglut, in der man Fische brät.« Sie forderten sie auf, bald wieder auf den Fischmarkt zu kommen, und versprachen, viele und große Steine für sie zu sammeln, und sie lächelte die Leute bescheiden an und bedankte sich für ihre Freundlichkeit und für den hohen Genuß, den sie ihr bereitet hatten. Als sie am Abend in das goldene Haus zurückkehrte, mußte sie am Ufer ein großes Boot mieten, um alle Steine, die sie im Laufe des Tages erhalten hatte, mitnehmen zu können.
    Deshalb wählte sie am folgenden Tag ein geräumigeres Schiff und ließ sich von den Sklavinnen über den Strom rudern, um sie dann am Kai warten zu lassen, während sie sich auf den Gemüsemarkt begab. Dort redete sie mit den Bauern, die bei Sonnenaufgang mit ihren Ochsen und Eseln nach Theben kamen; es waren Männer mit

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