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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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rauher, sonngebräunter Haut und harten, von der Landarbeit schwieligen Händen. Auch mit den Straßenkehrer und Latrinenleerern sprach sie und mit den Wächtern, die mit ihren Holzspeeren den Leuten ihren Platz auf dem Markt anwiesen. Und sie sagte zu ihnen: »Ich bin die Prinzessin Baketamon, die Gemahlin Haremhabs, des großen ägyptischen Feldherrn. Aber er ist ein langweiliger, träger Mann; sein Leib ist kraftlos und vermag mir kein Lustgefühl zu spenden. Auch behandelt er mich schlecht, nimmt mir meine Kinder weg und Vertreibt mich aus meinen Zimmern, so daß ich nicht einmal ein Dach über dem Kopf besitze. Kommt daher, euch mit mir zu ergötzen und mir Genuß zu bereiten! Ich verlange nichts anderes dafür als von jedem einen kleinen Stein, und ich glaube, daß euch nicht einmal die Negerweiber von Theben ein billigeres Vergnügen bereiten können.«
    Die Bauern und Straßenkehrer und schwarzen Wächter erschraken über ihre Worte sehr, besprachen sich eifrig miteinander und meinten: »Sie kann unmöglich eine Prinzessin sein; denn noch nie hat sich eine Prinzessin auf diese Art benommen.« Sie aber lockte die Leute mit ihren Worten, entblößte ihre Reize vor ihnen und schritt ihnen voraus in das Röhricht am Stromufer: da ließen sie, um ihr zu folgen, ihre Gemüsefuhren und Ochsen und Esel stehen und die Straßen ungekehrt. Am Ufer sagten sie zueinander: »Ein solcher Leckerbissen wird dem Armen nicht jeden Tag angeboten! Sie ist nicht schwarz wie unsere Frauen, sie trägt das Gewand der Vornehmen, ihre Haut zeugt von edler Abstammung, und sie duftet wie die Reichen. Wir wären Narren, die Lust, die sie uns bietet, zu verschmähen! Wir wollen im Gegenteil unser Bestes tun, um auch ihr Genuß zu bereiten, da sie von ihrem Gatten so schwer vernachlässigt wird.«
    Um sich mit ihr zu ergötzen, holten sie deshalb mit Eifer Steine herbei; die Bauern brachten ihr Steinstufen von den Schenken und die Wächter stahlen Mauersteine aus den Bauten des Pharao. Aber nachdem sie Baketamon beschlafen hatten, wurden sie von Angst ergriffen und meinten: »Wenn sie wirklich Haremhabs Gemahlin ist, wird er uns, wenn er etwas erfährt, töten; denn er ist schrecklicher als ein Löwe und ein eitler, um seinen guten Ruf besorgter Mann, obwohl er unfähig ist, seiner Frau Genuß zu bereiten. Doch wenn wir unser genügend sind, kann er uns nicht erschlagen, weil er nicht seiner Frau wegen ganz Theben umbringen kann. Deshalb ist es nur zu unserem Vorteil, wenn sie recht viele Steine erhält.« Aus diesem Grund kehrten sie auf den Gemüsemarkt zurück und erzählten allen Freunden und Bekannten ihr Erlebnis und führten auch diese in das Röhricht. So kam es, daß bald ein breiter Pfad durch das Schilfgelände ausgetreten war und der Ort am Abend aussah wie ein Tummelplatz von Flußpferden. Auf dem Gemüsemarkt griff große Unordnung um sich, viele Fuhren wurden gestohlen, die Esel schrien vor Durst an den Straßenecken, die Ochsen brüllten, und die Wirte der Bierstuben liefen jammernd und sich die Haare raufend durch die Straßen, weil ihre kostbaren Steinschwellen verschwunden waren. In der Abenddämmerung aber dankte Prinzessin Baketamon bescheiden allen Männern des Gemüsemarktes für ihre große Freundlichkeit und für den hohen Genuß, den sie ihr bereitet hatten, und sie halfen ihr die Steine in das Boot schaffen, das so schwer beladen wurde, daß es beinahe zu sinken drohte und die Sklavinnen es nur mit größter Anstrengung über den Strom zur Landestelle des goldenen Hauses zu rudern vermochten.
    An diesem Abend wußte bereits ganz Theben, daß die Katzenhäuptige sich selbst dem Volk offenbart und mit ihm Wollust getrieben hatte, und die seltsamsten Gerüchte verbreiteten sich in der Stadt.
    Am folgenden Tag ging die Prinzessin Baketamon auf den Kohlenmarkt und gab sich den Kohlenhändlern, und am Abend war das zerstampfte Röhricht am Nilufer von Ruß geschwärzt, und die Priester vieler kleiner Tempel beklagten sich erbittert darüber, daß die Männer vom Kohlenmarkt gottlose Gesellen seien, die sich nicht schämten, Steine aus den Tempelmauern zu reißen, um ihren Genuß damit zu bezahlen; aber diese leckten sich den Mund und sagten prahlerisch: »Wahrlich, wir haben einen himmlischen Leckerbissen gekostet. Ihre Lippen schmolzen in unserem Mund, ihre Brüste waren wie glühende Brände in unseren Händen, und wir haben nie zuvor geahnt, daß es auf Erden eine solche Wonne gäbe.«
    Als aber in Theben bekannt

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