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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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Dort befand sich eine kleine ägyptische Garnison, und diese Stadt hatte Haremhab zu seinem Hauptquartier für den weiteren Feldzug ausersehen. Die Gerüchte in Simyra hatten jedoch die Stärke der ägyptischen Armee bedeutend übertrieben, denn Haremhab verfügte bloß über eine Abteilung Streitwagen und über ein paar tausend Bogenschützen und Speersoldaten, während die Horden der Chabiri dieses Jahr angeblich zahlreicher als der Wüstensand waren.
    Haremhab empfing mich in einer schmutzigen Lehmhütte und sagte:
    »Ich kannte einst einen Sinuhe, der ebenfalls Arzt war, und er war mein Freund.« Er betrachtete mich, und der syrische Mantel, den zu tragen ich mich gewöhnt hatte, erregte sein Staunen. Auch war ich, genau wie er, älter geworden, und mein Gesicht hatte sich verändert. Dennoch erkannte er mich wieder und hob seine golddurchwirkte Offizierspeitsche zum Gruß und lächelte und sagte: »Bei Ammon, du bist Sinuhe, den ich tot wähnte.« Er schickte seine Stabsoffiziere und die Schreiber mit ihren Karten und Schriften aus dem Gemach und verlangte Wein und bot mir zu trinken an und sagte: »Seltsam sind die Wege Ammons, daß wir uns hier in dem roten Land in diesem Drecknest treffen mußten.« Seine Worte rührten das Herz in meiner Brust, und ich erkannte, wie sehr ich ihn vermißt hatte. Ich berichtete ihm, soviel ich für passend hielt, von meinem Leben und meinen Abenteuern, und er sagte:
    »Wenn du Lust hast, kannst du als Arzt unseren Truppen folgen und die Ehre mit mir teilen, denn ich werde diesen schmutzigen Chabiri wahrhaftig eine solche Lehre erteilen, daß sie an meinen Namen denken und es bitter bereuen, überhaupt geboren zu sein.« Und weiter sagte er: »Als wir uns zum erstenmal sahen, war ich gewiß ein recht dummer Jüngling, der den Dreck zwischen den Zehen noch nicht abgewaschen hatte. Du warst schon damals ein Weltmann und gabst mir gute Ratschläge. Jetzt weiß ich schon bedeutend mehr, und in der Hand trage ich, wie du siehst, eine vergoldete Peitsche. Doch habe ich sie durch erbärmliche Arbeit in der Leibwache des Pharao verdient, nämlich durch die Jagd auf Räuber und Verbrecher, die er in seiner Torheit aus den Gruben freigelassen und die zu töten wir große Mühe hatten. Als ich aber von dem Angriff der Chabiri hörte, bat ich den Pharao um Truppen, und kein höherer Offizier wetteiferte mit mir, denn in der nächsten Umgebung des Pharao regnet es mehr Gold und Ehrenabzeichen als in der Wüste, und die Chabiri besitzen scharfe Speere, und ihr Streitruf klingt, wie ich bereits erfahren habe, schauerlich. So verschaffte ich mir endlich Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln und die Truppen in wirklichen Kämpfen zu üben, aber der Pharao ist einzig darum besorgt, daß ich seinem Gott einen Tempel hier in Jerusalem errichte und die Chabiri ohne Blutvergießen vertreibe.« Haremhab brach in lautes Lachen aus und schlug sich mit der Peitsche auf die Beine. Auch ich mußte lachen, doch sein Gelächter verstummte bald, und er trank einen Schluck Wein und sagte:
    »Um die Wahrheit zu sagen, Sinuhe, ich habe mich seit unserem letzten Zusammentreffen sehr verändert, denn ein Mensch, der in der Nähe des Pharao lebt, muß sich verändern, ob er will oder nicht. Er beunruhigt mich, denn er denkt viel und spricht von seinem Gott, der anders als die anderen Götter ist, so daß auch ich in Theben oft ein Gefühl hatte, als ob Ameisen in meiner Hirnschale herumkrabbelten, und ich konnte nachts keinen Schlaf finden, wenn ich nicht Wein trank oder mich mit Frauen abgab, um mir den Kopf zu lüften. So seltsam ist sein Gott. Und sein Gott hat keine Gestalt, obgleich er überall anwesend ist, und sein Bild ist rund, und seine Hände segnen alles in der Schöpfung, und zwischen dem Sklaven und dem Vornehmen besteht vor diesem Gott kein Unterschied. Sage mir, Sinuhe, ob das nicht Hirngespinste eines kranken Mannes sind? Ich nehme an, daß er als Kind von einem kranken Affen gebissen wurde. Denn kein anderer als ein Tor kann sich einbilden, daß man die Chabiri ohne Blutvergießen vertreiben kann. Sobald du ihr Kampfgeheul gehört hast, wirst du mir recht geben. Doch mag der Pharao sich die Hände waschen, falls es seine Absicht ist. Ich nehme gerne vor seinem Gott die Sünde auf mich und zermalme die Chabiri unter meinen Streitwagen.«
    Er trank von neuem und sagte: »Horus ist mein Gott, und ich habe auch nichts gegen Ammon einzuwenden, denn in Theben habe ich eine Menge wirkungsvoller Flüche in

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