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Sinuhe der Ägypter

Sinuhe der Ägypter

Titel: Sinuhe der Ägypter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mika Waltari
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Späher haben mir berichtet, daß die Chabiri ihr Lager jenseits der Berge aufgeschlagen haben; wie viele ihrer aber sind, kann ich nicht sagen, weil die Späher vor lauter Schrecken die Flucht ergriffen, ohne sie zu zählen. Doch hoffe ich, daß ihre Zahl hinreichen werde, um euch allen den Garaus zu machen, damit ich den Anblick eurer erbärmlichen Gesichter endlich loswerde und nach Ägypten zurückkehren kann, um eine Armee von richtigen, beutesüchtigen und ruhmbegierigen Männern zu sammeln. Jedenfalls will ich euch diese letzte Gelegenheit bieten. Du, Unteroffizier mit der gespaltenen Nase, versetz dem Schwein dort drüben, das sich während meiner Rede am Hintern kratzt, einen Fußtritt! Jawohl, heute gebe ich euch die letzte Gelegenheit.«
    Haremhab warf den Kerlen zornige Blicke zu, die einen jeden trafen, und keiner getraute sich mehr, eine Bewegung zu machen, während er in seiner Rede fortfuhr:
    »Ich werde euch zum Kampf führen, und ein jeder möge wissen, daß ich selbst an der Spitze in die Schlacht hinausfahren und nicht haltmachen werde, um mich umzusehen, wer mir folgt oder ob überhaupt einer mir folgt. Denn ich bin der Sohn des Horus, und der Falke fliegt vor mir her. Heute werde ich die Chabiri schlagen, und wenn es sein muß, ganz allein. Jedenfalls aber sage ich euch im voraus, daß meine Peitsche heute abend von Blut triefen wird, denn einen jeden, der mir nicht folgt, sondern sich zu verstecken oder gar zu fliehen versucht, werde ich eigenhändig auspeitschen, und zwar so, daß er wünscht, niemals geboren zu sein, und ich versichere euch, daß meine Peitsche ärger wütet als die Speere der Chabiri, die aus schlechtem Kupfer sind und leicht brechen. Und an den Chabiri ist nichts anderes furchtbar als ihre Stimmen, die wahrlich schreckerregend sind. Doch fürchtet einer von euch Geschrei, so soll er sich die Ohren mit Lehm verstopfen. Dadurch entsteht kein Schaden, weil bei dem Geheul der Chabiri doch niemand einen Befehl hören kann; daher soll ein jeder seinem Anführer, sollen alle meinem Falken folgen. Weiter will ich hinzufügen, daß die Chabiri in wilder Unordnung wie eine Viehherde kämpfen, während ich euch eingebleut habe, die Reihen zu halten, und im besonderen die Bogenschützen gedrillt habe, auf Befehl oder auf ein Zeichen zu gleicher Zeit zu schießen. Deshalb mögen Seth und alle seine Teufel einen jeden braten, der seinen Speer zu früh wirft oder seinen Pfeil ohne zu zielen abschießt. Zieht auch nicht jammernd wie alte Weiber in den Kampf, sondern versucht euch wenigstens wie Männer zu benehmen, welche Lendentücher und keine Weiberröcke tragen. Besiegt ihr die Chabiri, so dürft ihr das Vieh und ihre Habe unter euch verteilen und werdet reich werden, denn sie haben eine gewaltige Beute in den verbrannten Dörfern zusammengerafft. Ich selbst beabsichtige nicht, auch nur einen einzigen Sklaven oder Ochsen zu behalten, sondern alles dürft ihr unter euch aufteilen. Auch ihre Weiber könnt ihr nehmen, und ich glaube, ihr werdet euch heute abend gern mit ihnen ergötzen, denn die Frauen der Chabiri sind schön und feurig und lieben tapfere Krieger.«
    Haremhab betrachtete seine Truppen, und plötzlich begannen die Männer im Chor zu schreien, mit den Speeren auf ihre Schilder zu trommeln und ihre Bogen zu schwenken. Haremhab lächelte, ließ die Peitsche lässig durch die Luft sausen und sagte:
    »Wie ich sehe, brennt ihr vor Eifer, doch zuerst wollen wir Aton, dem neuen Gott des Pharao, einen Tempel weihen. Er ist zwar ein unkriegerischer Gott, weshalb ich nicht glaube, daß wir viel Nutzen von ihm haben werden. Deshalb mag die Hauptarmee den Marsch antreten und die Nachhut hierbleiben, um den Tempel einzuweihen. Ihr habt einen langen Marsch vor euch, denn ich beabsichtige, euch so müde wie möglich in den Kampf zu führen, damit euch keine Kraft zur Flucht mehr bleibt und ihr um so tapferer um euer Leben kämpft.«
    Wieder schwang er lässig seine goldene Peitsche, und wieder riefen die Truppen laut vor Eifer und begannen in großer Unordnung aus der Stadt hinauszuströmen, und jede Truppe folgte ihrem Feldzeichen, das an der Spitze auf einer Stange vorangetragen wurde. So folgten sie Löwenschweifen, Sperbern und Krokodilhäuptern in den Kampf, und leichte Streitwagen fuhren den Truppen voraus, um den Weg zu sichern. Die höheren Befehlshaber aber und der Nachtrupp folgten Haremhab zum Tempel, der auf einem hohen Berg am Rande der Stadt errichtet worden war. Auf dem

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