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Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Titel: Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Schwestern zum Sterben zurücklassen , lautete seine unausgesprochene Antwort. Mir diesen Vorschlag zu unterbreiten, verletzt mich tief.
    Darren hatte getan, was er tun konnte. Er verbeugte sich unwillkürlich vor dem Medizinmann und hatte gleich darauf den Eindruck, die Verbeugung passe nicht in diesen Kulturkreis. Ein Gefühl des Versagens breitete sich in ihm aus. Das Bewusstsein, dass die Indianer es in der nächsten Welt besser haben würden, konnte ihn nicht trösten.
    Müde stolperte er über die Hügel. Er kämpfte den verzweifelten Wunsch nieder, sich nach Rich Stone Valley zu schleichen und seine wenigen Habseligkeiten zu holen, um bessere Aussichten für seine einsame Flucht zu haben. Doch es war unmöglich, unbemerkt dort einzudringen, jetzt besonders, da sie rund um die Uhr eine Wache aufgestellt hatten.
    Darren machte einen weiten Umweg um das Grab, in dem er beinahe verreckt wäre. Die Orientierung fiel ihm in der Dunkelheit ausgesprochen schwer. In Bibliotheken entwickelte er einen nahezu übermenschlichen Orientierungssinn und konnte sich den Standort hunderter Bücher merken – hier draußen gab es nur die Silhouetten von Bäumen, Sträuchern, Felsen. Glücklicherweise stieg das Land zu beiden Seiten des Flusses an, sodass er wenigstens den Flusslauf nicht verpassen konnte. Er wandte sich flussabwärts, auch wenn dies der naheliegende Fluchtweg war. Solange seine vier missglückten Mörder nicht wussten, dass er lebte, würden sie ihn auch nicht verfolgen.

9
    Als Mikwa‘atu, der Medizinmann, sich seiner Siedlung näherte, gewahrte er auf dem Pfad den Schatten eines Mannes. Die Umrisse waren nicht die eines Indianers. Den Mann schien größte Unruhe zu erfüllen, denn er klopfte sich fortwährend mit der Faust gegen den Hüftknochen.
    Mikwa‘atu stieß einen Laut aus und hob die Hand, damit der andere ihn ebenfalls sah, dann kniff er die Lider zusammen. Wenn sich seine schwachen Augen nicht täuschten, handelte es sich um einen Weißen aus der Senke, und zwar um denjenigen, dem er seine Enkelin Tschyh-Nunak zur Frau gegeben hatte. Obwohl Mikwa’atu das Gewehr in der Hand des Mannes nicht übersah, fühlte er sich von dem spätabendlichen Besucher nicht unmittelbar bedroht. Er hätte sich bedroht gefühlt, wenn einer der anderen gekommen wäre. Der Anblick dieses Mannes jedoch brachte etwas in ihm zum Schwingen.
    Diesen Weißen schlug also doch ein Herz in der Brust, in ihren Adern floss Blut, und ihre Zunge badete in Speichel. Sie hatten keine Gesetze und keine Tabus, aber immerhin kannten sie so etwas wie einfache Gefühle. Der Mann kam, weil ihn Sehnsucht nach seiner Frau quälte. Weil er sich Sorgen um sie machte, in den Stunden schwerer Krankheit nach ihr sehen wollte.
    Nach alldem, was geschehen war, überraschte er mit einem durch und durch menschlichen Zug. Mikwa’atu wäre der Letzte gewesen, der einen menschlichen Zug nicht honoriert hätte.
    Beinahe entspannt ging er auf den Mann zu, das Gefühl ernster Feierlichkeit im Herzen.
    Der Weiße wartete einen Moment, bis der Medizinmann aus den Schatten einiger Nadelbäume aufgetaucht war und vom Licht des Mondes übergossen wurde. Dann sprang er auf den Indianer zu, wie ein Pfeil von einer Bogensehne schnellt.
    Mikwa’atu wich aus, doch der Cowboy riss seine Büchse hoch, umgriff sie am Lauf und drosch den Kolben gegen seinen Kopf. Mit einem Stöhnen ging der Medizinmann zu Boden. Er riss seine Arme vor das Gesicht, um es vor neuen Attacken zu schützen, doch der Mann verzichtete auf einen weiteren Hieb. Mikwa’atu fühlte eine Hand auf seiner Brust, die etwas suchte, fand, mit einem Ruck abriss und an sich nahm.
    Es war der Beutel mit dem magischen Kräuterstaub, seiner Medizin.
    Dieser Wahnsinnige , durchzuckte es Mikwa’atu. Er ist so verrückt vor Sorge, dass er sich tatsächlich einbildet, er könne Tschyh-Nunak damit retten! Glaubt er denn, ich hätte es nicht versucht? Kann er wirklich so dumm sein anzunehmen, ein uneingeweihter Weißer könne den Zauberkräutern mehr Heilkraft entlocken als ein indianischer Medizinmann, der schon mehr als fünfzig Sommer gesehen hat? Mehr noch: Wusste er nicht, dass die heilende Wirkung einer Arznei stets eine Frage der Dosis war? Dass der Heilprozess nicht durch Überdosierung erzwungen werden konnte? Dass im Gegenteil eine zu hohe Dosis großes Unglück anrichten würde, umso mehr bei dieser machtvollen Medizin?
    Kaum hatte Conny das Säckchen an sich genommen, öffnete er es auch schon. Als

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