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Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Titel: Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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die Kordel nicht sofort durch die Schlaufen glitt, wie er es sich vorstellte, fletschte er die Zähne und zerrte an dem Ledersäckchen selbst, bis es zerriss.
    Mikwa’atu stieß einen Warnschrei aus und wich kriechend zurück. Der Cowboy dagegen hielt das zerfetzte Behältnis vor sein Gesicht.
    Was er dort gesucht hatte, konnte der Medizinmann nicht mit Sicherheit sagen. Aber er sah, was der Inhalt des Arzneibeutels mit dem Weißen tat. Und er wusste nun, dass die Geschichten, die sein Großvater wiederum von seinem Großvater gehört hatte, diese schaurigen Warnungen, von denen er als Kind Albträume bekommen hatte, der Wahrheit entsprachen.
    Der Kräuterstaub bildete einen Wirbel, eine Windhose, einen Sog, so dick wie der Rumpf eines Mannes, und schwarz wie Ruß. Dieser Wirbel brauchte nur ein paar Sekunden, um sich zu formen. Er suchte und fand augenblicklich einen Weg ins Innere des Menschen, der ihn befreit hatte. Obwohl Conny seinen Mund fest zu schließen versuchte, hatte er der Macht nichts entgegenzusetzen. Der magische schwarze Finger bohrte sich zwischen seine Lippen, zerrte sie auseinander, hebelte die Kiefer auf und zwängte sich durch die bereits viel zu enge Mundhöhle und weiter hinab durch die noch engere Kehle.
    Der Cowboy konnte noch nicht einmal husten. Mit aufgerissenem Mund fiel er auf die Knie, das Gesicht so rot, dass es in dieser Dunkelheit beinahe schwarz wirkte, kippte zur Seite und krallte die Finger in die Luft. Für eine Minute gefror er, erstarrte, als wäre er längst tot. Dann sog er mit einem ebenso lang andauernden hohen, jammernden Ton die Luft ein, die echte Luft des Abends. Über ihm flimmerte und flackerte es, und ein wenig Kräuterstaub tanzte wie Ruß auf dem Wind, doch der weitaus größte Teil davon war in seinem Magen verschwunden.
    Nach mehreren dieser endlosen Atemzüge hatte der Cowboy Kraft gesammelt, um zu husten, und dies tat er ausgiebig, doch ohne Erfolg. Von dem, was in seinem Mund verschwunden war, kehrte nicht ein einziges Staubpartikel aus seinem Inneren zurück. Keuchend und entkräftet blieb er liegen.
    Mikwa’atu hatte alle Zeit der Welt, um auf die Beine zu kommen, zu dem Gequälten hinüberzugehen und das Gewehr vom Boden aufzunehmen. Mit geweiteten Augen starrte Conny zu dem Indianer hinauf. Seine Hände zuckten, um ihm die Büchse abzunehmen, doch seine Bewegungen waren matt wie die eines Sterbenden.
    Der Medizinmann untersuchte das Gewehr, um hinter seinen Mechanismus zu kommen, öffnete es schließlich, ließ sich die Patronen in die Hand fallen und schleuderte sie mit großer Kraft von sich, sodass sie sich in der Dunkelheit zwischen den Büschen und Felsen zerstreuten. Die entleerte Büchse legte er wieder neben dem Weißen ab.
    Er zögerte, ob er sich weiterhin um den Mann kümmern sollte, entschied dann aber, dass der Cowboy im Augenblick weder eine Bedrohung darstellte noch medizinische Hilfe benötigte. Was das Kräuterpulver mit dem armen Narren anstellte, der es in großer Menge inhalierte, darüber waren sich die alten Geschichten einig: Während eine winzige Dosis davon genügte, um den Geist eines Menschen für kurze Zeit in den eines Tieres zu verwandeln, veränderte die vielfache Menge mehr als nur den Geist. Und länger als nur für einige Augenblicke.
    Mikwa’atu fragte sich nur, wie man es sich vorzustellen hatte, dass ein solcher Mann seine Menschlichkeit verlor, der doch ohnehin kaum etwas Menschliches an sich hatte. Und er bezweifelte, ob die große Weisheit der ehrwürdigen Totemtiere noch bis zu dem durchdringen würde, was aus dem Menschen dann geworden war.

10
    Nach der ersten Eile verließ Darren die Kraft. Seine Kehle brannte von dem unterirdischen Kampf um Sauerstoff. In der Dunkelheit plätscherte eine Quelle, und er tastete sich heran, kroch das letzte Stück auf den Knien bis zu den Felsen, zwischen denen das Wasser hervorsprudelte. Er trank wie ein Tier, leckend und nippend, in winzigen Schlückchen, und es dauerte eine Viertelstunde, ehe sein Durst gestillt war.
    Den letzten Schluck noch im Mund, ließ er die Quelle hinter sich, setzte die Flucht fort. Seine Beine waren noch immer bleischwer, zu einem Schwindelgefühl gesellte sich nun eine leichte Übelkeit, vielleicht von dem vielen Wasser in seinem Bauch.
    Es war dunkel. Er prallte beinahe gegen den Mann.
    „Darn“, würgte der Mann hervor, und Darren wusste nicht, ob es ein Fluch sein sollte oder sein undeutlich ausgesprochener Name. Im ersten Augenblick glaubte

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