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Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe

Titel: Sir Darrens Begräbnis - Magie - Engel, Gift, Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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er, einen Fremden vor sich zu haben, dann erkannte er Conny, den Cowboy. Er lehnte gebückt an ihm, als könne er aus eigener Kraft kaum gehen. Darren kämpfte mit dem Gewicht des Mannes, verlor den Kampf, glitt aus, und sie stürzten beide zu Boden.
    Ehe Darren einen klaren Gedanken fassen konnte, prangte über ihm vor der Mondsichel ein metallisches Rohr: der Lauf einer Büchse. Das Gewehr war nicht mehr geladen, aber das konnte er nicht wissen.
    „Raus-kommn“, zischte Conny. Er war nicht betrunken. Irgendetwas anderes stimmte nicht mit ihm. Er lallte nicht, er redete abgehackt und bellend, beinahe wie ein Tier, das die menschliche Sprache erlernt hatte. Hatte er einen Unfall gehabt?
    „Ich bin herausgekommen“, übersetzte Darren. „Ja. Hier!“ Er zeigte ihm seine abgebrochenen Fingernägel, damit Conny glaubte, er habe sich aus eigener Kraft befreien können. Wer ihn gerettet hatte, musste er nicht unbedingt wissen, sonst kam er womöglich noch auf die Idee, sich an dem Medizinmann dafür zu rächen.
    „Mitkomm“, raunte Conny. Er war überhaupt nicht in Ordnung. Als er sich ein wenig drehte, sah Darren sein Gesicht. Die Augen blickten glasig, die Oberlippe war hochgezogen und verzerrt, doch was am unangenehmsten war: Aus dem Mund des Cowboys troff Speichel. Nicht ein kleiner Faden aus den Mundwinkeln, nein, der Geifer lief ihm in breiten Bahnen über die Lippen und hing in langen, dicken Fäden vor seiner Brust, klebte sich an sein Hemd, das davon schon ganz durchnässt schien.
    Was war nur los mit ihm? Eine Krankheit schied aus. Selbst etwas wie die Tollwut veränderte einen Menschen nicht so rapide. Vor wenigen Stunden war Conny noch ein normaler Mensch gewesen. Darren konnte sich nur denken, dass er eine schwere Kopfverletzung erlitten und sein Gehirn Schaden genommen hatte. Vielleicht war er im Dunkeln auf einem der Felsen ausgerutscht und mit dem Hinterkopf aufgeschlagen, oder es hatte eine heftige Rauferei zwischen ihm und Frog gegeben. Darren spähte nach seinem Kopf, doch von einer Verletzung war nichts zu sehen. Kein eingetrocknetes Blut an seinen Kleidern, nichts, nur dieser glänzende Geifer.
    Der Frage, was Conny fehlte, bekam durch die Büchse in seiner Hand höchste Dringlichkeit. Es war schon schlimm, wenn ein schießwütiger Cowboy eine Waffe auf einen richtete – aber wenn dieser Cowboy einen Hirnschaden hatte …
    Conny schien sich schwer zu tun, auf zwei Beinen zu stehen. Aber den Gewehrlauf hielt er gerade.
    „Mitkommn!“, brummte Conny noch einmal, und Darren gehorchte. Ein anderer hätte vielleicht versucht, dem Angeschlagenen die Waffe zu entreißen, aber Darren hatte kein Vertrauen in die eigene Schnelligkeit. Außerdem hatte er noch fast zwei Jahrhunderte zu leben. Die setzte man nicht leichtfertig aufs Spiel.
    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg nach Rich Stone Valley. Darren ging voran, Conny folgte ihm mit erhobener Waffe. Hätte der Cowboy den Weg überhaupt alleine gefunden?
    „Fluchter Beutl“, schimpfte Conny. „Dacht Goldrin, abr kein Goldrin, nur staubige Scheiße, dammt!“
    Darren brauchte mehrere Anläufe, um zu verstehen, was Conny sagen wollte. Es ging um einen Beutel, in dem er Gold vermutet hatte. Allerdings war der Inhalt offenbar nur Staub gewesen. Staub! Allmählich dämmerte ihm, dass Conny von dem Zauberbeutel des Medizinmanns sprach. Der Idiot war doch wohl nicht auf den Indianer losgegangen, weil er annahm, er verberge darin ein paar Nuggets? Hoffentlich hatte er den Mann nicht getötet! Schüsse hatte Darren keine gehört, immerhin. Und das Kräuterpulver im Säckchen? Conny hatte es sich doch wohl nicht auf einmal in die Kehle geschüttet?
    Aber wenn es so war, warum lag der Cowboy dann nicht auf der Erde und erlebte den Trip seines Lebens? Warum stapfte er herum wie eine unfertige Mischung aus Mensch und Tier?
    Eine Mischung aus Mensch und Tier …
    „Weir!“, stieß Conny hervor. Weiter. Darren beeilte sich, und sie erreichten das finstre Rich Stone Valley. Phil, der gerade Wache hielt, empfing sie. Es war schwer zu sagen, was ihn mehr verdutzte: Der von den Toten auferstandene Darren oder der unangenehm veränderte Conny.
    Sofort war Cassel auf den Plan gerufen, der noch nicht geschlafen hatte. Phil ließ sich von Connys merkwürdigem Benehmen ebenso wenig aus der Ruhe bringen wie von Darrens ausgebliebenem Ableben. Er dachte praktisch, brachte ein dickes Seil und fesselte Darren damit. Dieser war beinahe erleichtert, als das geschah. Von

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