Siras Toten-Zauber
den Reiter warf, bevor dieser noch den zweiten Pfeil auflegen konnte.
Wieder ein Treffer, und wieder flog die Gestalt vom Pferderücken. Das Tier raste aufgeschreckt weiter, in eine der Hütten hinein, wo es auch noch zwei andere umriß.
Nicht nur für Mandra Korab wurde es allerhöchste Eisenbahn, auch für mich. Wir beide standen einfach zu nah an diesem verdammten Verbrennungsplatz.
Ich riß Kasma an mich, zerrte ihn hoch, fuhr mit ihm herum, als es passierte.
Ich hörte noch den puffenden Laut, dann hatte das Material unter mir Hitze genug bekommen und sprühte auseinander.
Und mit einem wilden Geräusch fauchten mir die höllenheißen Flammen entgegen…
***
»Sprinnnggg!«
Es war Mandras langezogener Schrei, der mir entgegenwehte und mir keine Wahl ließ.
Ich mußte es tun.
Kasma lag noch auf meinen Armen. Wir beide waren vom Feuer umtanzt; ich kam mir vor wie geröstet, und dann stieß ich mich ab. Es war ein verdammter Sprung, ein Alles oder Nichts, wobei ich nicht genau wußte, ob ich brannte. Ich betete nur, daß der Mann und ich unverletzt aufkamen.
Da können Sekunden zu kleinen Ewigkeiten werden. Durch die tanzende Flammenwand biß der Rauch in meine Augen. Ich spürte einen Schwindel, dann begleitete mich Mandras harter Schrei, bis ich den Hammerschlag mitbekam, der an den Füßen begann und durch meinen Körper raste, um das Gehirn zu erwischen.
Dort schien mein Kopf zerplatzen zu wollen. Ich fiel hin, hielt Kasma fest, rollte mich herum, sah noch immer Flammen, über die ein Schatten fiel, der menschliche Umrisse bekommen hatte.
Mandra Korab hatte eingegriffen. Mit seinem Körper erstickte er das Feuer. Er nahm dazu kein Wasser, rollte uns nur über den Boden, dann riß er Kasma weg und ließ mich liegen.
Ich blieb auf dem Rücken.
Automatisch schaute ich in die Höhe, gegen den Himmel, den ich allerdings nicht sah, denn der Wind trieb das Feuer des Scheiterhaufens nach rechts, wo die Flammen zwischen Boden und Himmel einen tanzenden Teppich bildeten.
Das schaurige Muster faszinierte mich für einen Moment, aber ich mußte auch an mich denken.
Ich richtete mich auf. Beim Hinsetzen schon stellte ich fest, daß ich mir nichts gebrochen und verstaucht hatte. Wieder einmal konnte ich mich bedanken, daß ich gewisse Kampfsportarten ausübte. Dazu gehörte ebenfalls das richtige Springen, Aufkommen und Fallen. Wie aus dem Lehrbuch hatte ich es hinbekommen.
Nicht weit entfernt kniete Mandra Korab und kümmerte sich um Kasma, der sich nicht rührte.
»Lebt er?«
Der Inder nickte nur.
»Und was ist mit den Yabusame-Reitern?«
Mandra hob die Schultern. »Sie waren nach dem Auftreffen der Dolche nicht mehr in der Lage, noch zu kämpfen. Ich habe sie endgültig vernichtet. Denn sie waren bereits untot.« Er stand auf, schaute zu mir und sammelte seine Dolche ein.
Ich strich durch mein Haar. Es war angesengt, wie auch die übrige Kleidung. Von den Augenbrauen fehlte sicherlich die Hälfte. Mit unsicheren Schritten näherte ich mich Kasma, der zwar die Augen geöffnet hatte, aber nicht so aussah, als würde er mich zur Kenntnis nehmen. Sein Gesicht war geschwärzt, die Lippen rissig, und er blutete an der Oberlippe.
Als Mandra zu mir kam, war er nicht mehr allein. Tarita hatte ihre Hütte verlassen und hielt sich dicht bei ihm. In ihren Augen stand die große Sorge, die ich mit einem Lächeln zu vertreiben versuchte. Mandra redete auf sie ein.
»Er hat einen Schock bekommen«, sagte er dann zu mir. »Kasma hätte nicht damit gerechnet, daß es für ihn so knüppeldick kommen würde.«
»Ich auch nicht.«
Mandra Korab nickte. »Sie haben zum Angriff geblasen, davon müssen wir ausgehen. Unsere Gegner ließen alle Rücksicht fallen. Sie sind stark geworden.«
»Was ist der Grund?«
Der Inder schaute gegen das Feuer, als würde er aus den Flammen die Antwort ablesen können. »Sie müssen bemerkt haben, daß wir ihnen sehr nahe gekommen sind.«
»Das meinst du wohl im übertragenen Sinne.«
»Nicht nur. Es ist nicht möglich gewesen, Informationen von den Kriegern zu erhalten. Es waren ja Zombies, die man darauf abgerichtet hatte, alles aus dem Weg zu räumen, was sie stören könnte. Und sie wird einiges gestört haben.«
»Klar, stimmt, gebe ich dir recht. Nur müssen wir endlich an die Bibliothek heran.«
Mandra räusperte sich. »Kein Problem, den Weg kenne ich. Nur werden wir sie nicht so vorfinden, wie sie einmal gewesen ist. Tarita hat vorhin gesprochen. Die Weisen, die Mönche,
Weitere Kostenlose Bücher