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«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)

«Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition)

Titel: «Sire, ich eile …»: Voltaire bei Friedrich II. Eine Novelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim Schädlich
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Leben schützen wollte, das Schlachtfeld.
    v. Schwerin gewann die Schlacht, Neipperg mußte kapitulieren.
    Der Preis für den preußischen Sieg: 4849 gefallene und verwundete Preußen, 4551 gefallene und verwundete Österreicher.
     
    Drei Wochen nach der Schlächterei von Mollwitz quittierte Voltaire, geübt im Gebrauch höfischen Vokabulars, die Nachricht vom preußischen Sieg in einem Brief an Friedrich mit den Worten:
     
«Sie könnten einen Kaiser machen … oder sich selbst zum Kaiser erheben; tritt letzteres ein, so werden Sie nicht nur dadurch die Heiligste Majestät für mich sein. Ich bin recht ungeduldig darauf bedacht, dieser anbetungswürdigen Hoheit den Mahomet zu widmen. Ich habe ihn zu Lille aufführen lassen …, doch gleich welche Gefühlsstürme er ausgelöst hat, sie reichen nicht an die heran, die mein Herz verspürt, wenn es Ihre Heldentaten sieht.»
     
    Noch im Mai fiel Brieg an Preußen, Ende Oktober Neiße.
    Am Jahresende lobte Voltaire Friedrichs Verse,
     
«… die meinem Helden in Neiße so leicht von der Hand gingen wie die Eroberung der Stadt.»
     
    1742. Im März schrieb Voltaire an Friedrich, er habe mit Fieber zu Bett gelegen, während Friedrich von Erfolg zu Erfolg geeilt sei. Mit einem Fuß habe er schon das Ufer des Styx berührt. Die Zahl der Unglücklichen, die er über den Fluß setzen sah, habe ihn zutiefst erbost. Sie seien alle aus Böhmen und Mähren gekommen.
    Und dann schrieb Voltaire den kühnen Satz:
     
«Werden Sie denn niemals aufhören, Sie und Ihre Amtsbrüder, die Könige, diese Erde zu verwüsten, die Sie, sagen Sie, so gerne glücklich machen wollen?»
     
    Und:
     
«… dennoch, großer König, lieb’ ich Sie.»
     
    Wenige Wochen später ging das Gemetzel weiter. Preußische Truppen unter Friedrich und österreichische Truppen unter Prinz Karl von Lothringen trafen am 17. Mai bei dem böhmischen Ort Chotusitz aufeinander. Die Preußen siegten über die Österreicher. Am Ende des Tages wurden 4778 tote und verwundete Preußen, 6332 tote und verwundete Österreicher gezählt.
    Für die österreichische Kaiserin Maria Theresia war es Zeit, mit dem «bösen Mann» aus Berlin, dem räuberischen Preußenkönig, bitteren Frieden zu schließen.
    Im Breslauer Präliminarfrieden am 11. Juni und im Frieden von Berlin am 28. Juli verlor Österreich Nieder- und Oberschlesien und die böhmische Grafschaft Glatz an Preußen. Das preußische Staatsgebiet, die Bevölkerung und die Finanzeinnahmen vergrößerten sich um ein Drittel.
    Dafür zahlten über 20   000 Soldaten beider Seiten mit ihrem Leben oder ihrer Gesundheit.

14.
    Kardinal Fleury hatte erfahren, daß Friedrich, der an Gicht litt, die Absicht hegte, die heißen Quellen von Aachen aufzusuchen.
    Die französische Regierung wünschte angesichts der preußischen Expansionsgelüste zu wissen, welche nächsten Schritte Friedrich plane.
    Fleury bat Voltaire und Émilie nach Versailles. Niemand finde eher Zugang zum preußischen König als Voltaire. Cirey sei nicht weit von Aachen entfernt. Es sei ihm gewiß ein leichtes, von Friedrich nach Aachen eingeladen zu werden. Von Aachen aus möge er in privaten Briefen an Madame du Châtelet über seine Erkenntnisse berichten, verschlüsselt! Und Madame könne ihm, Fleury, nach Versailles schreiben, was er herausgefunden habe.
    Voltaire zeigte sich von Fleurys Plan äußerst angetan.
    Émilie war an einem erträglichen Verhältnis Voltaires zum französischen Hof stärker interessiert als an einem guten Verhältnis Voltaires zum preußischen König. Sie stimmte Fleury zu.
    Voltaire, der Friedrich längst geschrieben hatte, daß er mit Émilie von Brüssel nach Cirey zurückgekehrt sei, hielt bald einen Brief von Friedrich in Händen, datiert vom 26. August 1742.
    Friedrich schrieb, er sei mit einem Gefolge am 25. August in Aachen eingetroffen und lade Voltaire ein. Er wohne im Hause des Rentmeisters der Deutschordens-Komturei St. Gilles, Henri Francis Comte de Bouget.
    Eine Woche später, am 2. September, beklagte Friedrich, daß Voltaire noch immer nicht in Aachen sei. Er glaube sich des Vergnügens beraubt, Voltaire zu sehen, denn am 7. September reise er ab.
    Am 6. September traf Voltaire schließlich in Aachen ein.
    In der kurzen Zeit, die bis zu Friedrichs Abreise blieb, erfuhr Voltaire nichts von den Plänen Friedrichs. Er hörte nur, daß Friedrich nicht nach Berlin, sondern zu einer Inspektion nach Schlesien reise.
    Im übrigen bemerkte Voltaire,

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