Siren of the Seas 01 - Meer der Sehnsucht
überrascht an. „Diese Gedanken sind mir nicht gekommen", gestand sie. „Das ist mir ein großer Trost, Riordan, und ich danke dir dafür. Aber ich bin unsagbar traurig, dass er so jung sterben musste. Er hinterlässt weder Frau noch Kinder, die seinen Namen weitertragen könnten."
Daran hatte Riordan bereits gedacht. Und jetzt, da er Ambrosia in den Armen hielt, erinnerte sie ihn daran. Keine Frau hatte ihm je zuvor dieses Gefühl schmerzlicher Sehnsucht verursacht. Wenn er ihr so nahe war, tauchten plötzlich Vorstellungen in ihm auf, die er noch vor kurzer Zeit weit von sich gewiesen hätte. Wie beispielsweise, sesshaft zu werden. Irgendwo Wurzeln zu schlagen und ein Zuhause zu haben. Das Leben eines angesehenen Grundbesitzers zu führen.
Wie töricht! Er war ein Mann des Meeres. Seit seiner ersten Fahrt hatte er das gewusst.
Aber eine Stimme im Innern flüsterte ihm zu: Schau dir John Lambert an. Er hatte von beiden Welten das Beste. Ein Zuhause, von dem aus er auf den Atlantik schauen konnte. Eine Frau, Kinder. Er genoss hohes Ansehen in Land's End. Die vielen Trauergäste legten Zeugnis dafür ab, dass die Grundbesitzer ihn achteten und schätzten, obwohl sein Herz zweifellos der See gehörte.
John Lamberts Lebensweise hatte ihn tief beeindruckt, und oftmals hatte Riordan bereits überlegt, ob es möglich wäre, es ihm gleichzutun.
„Weine nicht um das, was nicht sein konnte, Ambrosia." Sein Griff um ihre Schulter wurde fester. „Freue dich an dem, was James war und wie viel er in seinem jungen Leben geschafft hat."
„Er hatte so viele Freunde." Ambrosia hob den Kopf und sah Riordan tief in die Augen.
„Besonders dich. Du warst der beste von allen für ihn."
Wie gebannt schaute er auf ihren Mund. Er wusste, es wäre besser, dem Verlangen, sie zu küssen, nicht nachzugeben. Aber sie war viel zu nah und sein Begehren viel zu stark.
Seit er sie das erste Mal geküsst hatte, wusste er, dass er niemals genug von ihrer Süße würde haben können. Jeder Kuss fachte seine Sehnsucht nach mehr an. Es würde damit enden, dass er Ambrosia ganz und gar in Besitz nahm.
Als er sie jetzt küsste, glaubte er, um ihn herum würde sich alles drehen. Ihm wurde schwindlig, und leidenschaftlich riss er Ambrosia an sich.
Sie konnte und wollte sich nicht wehren. Wenn sie ganz ehr lich war, so musste sie zugeben, dass sie sich über alle Maßen nach ihm gesehnt hatte. Sie wollte geküsst werden, wollte die Hitze und das Feuer spüren, das er in ihr zu entfachen verstand.
Während sie sich hingebungsvoll an ihn schmiegte, spürte sie, dass dieser Kuss heute anders war als alle anderen zuvor. In der Vergangenheit hatten sie sich stets gestritten, bevor sie leidenschaftliche Zärtlichkeiten austauschten. Doch heute waren Riordans Küsse zärtlicher. Sie zeugten von gemeinsam erlittenem Schmerz, von der Trauer um Ambrosias Vater und Bruder. Und davon, dass Wunden heilen konnten. Aber auch von dem Gefühl, einander zu brauchen, was sie beide so lange geleugnet hatten.
„Du weißt, dass ich dich will, Ambrosia." Sacht umfasste er ihr Gesicht und begann, es mit kleinen Küssen zu bedecken.
„Und ich will... Ach, Riordan, ich weiß nicht, was ich will." Sie schloss die Augen. Wie sollte sie auch nur einen einzigen klaren Gedanken fassen, wenn er ihr ein derartiges Vergnügen bereitete. „Ich habe solche Gefühle noch niemals zuvor gehabt. Ich weiß nur, dass du nicht aufhören sollst mit dem, was du gerade tust."
Er küsste Ambrosia auf den Hals, ließ die Lippen tiefer gleiten in die kleine Mulde und spürte, wie Ambrosia erschauerte.
Er konnte sie hier und jetzt haben, wenn er wollte! Diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schock. Er konnte sie nehmen, doch er hatte kein Recht dazu. Sie war so süß und unschuldig.
So rein und gut. Doch er ...
Er hatte mit seiner Lebensführung Schande über seine Familie gebracht. Sein Leben bestand aus Geheimnissen. Aus dem Wissen um Geheimtreffen, um höchste Staatsgeheimnisse und, was am schlimmsten war, um Meuchelmorde. Er war ein Mann ohne Wurzeln. Ambrosia hingegen war fest verankert in ihrem Zuhause, in ihrer Familie und der Gemeinschaft von Land's End.
„Geh nach unten, und versuch, ein wenig Schlaf zu finden."
„Ich will dich jetzt nicht verlassen, Riordan."
Sein Ton klang besonders schroff, als er hervorstieß: „Geh. Schnell. Bevor wir beide etwas tun, was wir später bitter bereuen."
Widerstrebend wandte sie sich zum Gehen. „Gute Nacht, Riordan", sagte sie leise
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