Siren of the Seas 01 - Meer der Sehnsucht
entstellte seine Züge. „Und nun, Weib, werde ich dich lehren, was es heißt, Eli Sledges Wünsche zu missachten. Diese Lektion wirst du so schnell nicht vergessen."
Die Männer standen mittlerweile dicht gedrängt um den Tisch herum. Sie waren aufgeheizt von dem vielen Ale, das sie in sich hineingeschüttet hatten, und von der Vorstellung, in Kürze über die junge Frau herfallen zu können. Mit obszönen Rufen feuerten sie ihren Kapitän an.
Ambrosia sah, wie sich Riordan durch das schmale Fenster zwängte. Beim Anblick von all dem Blut auf seinem Gesicht und Körper hätte sie am liebsten laut aufgeschrien. Welche unsagbaren Schmerzen musste er erleiden! Doch er war ihretwegen gekommen! Und sie durfte ihn jetzt nicht im Stich lassen.
Es war unschwer zu erkennen, dass Riordan Zeit brauchte, einen sicheren Stand zu finden und mit seinem Messer genau zu zielen. Also musste sie weiterhin die Männer in ihren Bann ziehen.
„Du nennst mich ständig ,Weib'", sagte sie zu Sledge. „Möchtest du nicht wissen, wie ich heiße?"
„Nein, warum sollte ich?"
„Weil du meine Familie kennst", entgegnete Ambrosia. „Meinen Vater. Meinen Bruder."
Die Stimme drohte ihr zu versagen."
„Ich kenne die beiden?" Sledge hatte offensichtlich keine Ahnung, wen er vor sich hatte.
„Ja. Mein Name ist Ambrosia Lambert. Du hast meinen Vater John und meinen Bruder James getötet."
Eli Sledge zog seine Peitsche zurück und lächelte böse. „Lambert. Das ist ja wunderbar! Es hat mir großen Spaß ge macht, Captain Lambert und seinen Sohn zu töten. Sie waren dem verdammten König treu ergeben. Nun werde ich ganz besonderes Vergnügen haben bei dem, was ich jetzt mit dir mache. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du mich anflehen ..."
Sledge verstummte plötzlich. Seine Augen wurden unnatürlich groß, und sein ganzer Körper versteifte sich, bevor er umfiel und vom Tisch auf den Boden stürzte.
Es dauerte eine Weile, bis die Männer das Messer in Sledges Rücken entdeckten. In der allgemeinen Verwirrung sprang Ambrosia behände von Tisch zu Tisch. Als sie Riordan erreichte, lehnte dieser kraftlos an der Wand. Es hatte ihn den Rest an Kraft gekostet, so genau zu zielen und Sledge zu treffen.
„Komm, Geliebte", stieß er hervor. Obwohl er sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, zog er Ambrosia mit sich durch eine Tür.
„Nein, ich bin noch nicht fertig hier." Sie riss sich los und drehte sich um zum Schankraum.
„Um Himmels willen, was machst du denn? Das Pack wird sich jeden Moment auf uns stürzen!"
Ambrosia gab keine Antwort, sondern griff nach einer der brennenden Fackeln, die in Halterungen an der Wand steckten, und hielt sie an den nächstbesten Tisch. Er fing sofort Feuer, das sich schnell ausbreitete, sowie die Flammen mit hochprozentigem Alkohol, von dem es überall Spritzer und Tropfen gab, in Berührung kamen. Schließlich schleuderte Ambrosia die Fackel einfach wahllos in den Raum hinein.
„Feuer!" schrie einer der Piraten, und im nächsten Augenblick brach die Hölle los, als die Panik unter den Menschen so schnell um sich griff wie die Flammen.
„Nun müssen wir laufen, so schnell uns die Beine tragen", verlangte Riordan, doch Ambrosia schüttelte erneut den Kopf. „Nein, ich habe noch etwas zu erledigen."
Draußen lehnte er sich erschöpft an einen Baumstamm. Wie lange würde er wohl noch bei Bewusstsein bleiben? „Was ist denn jetzt noch, Ambrosia?" erkundigte er sich. Die Worte fielen ihm unendlich schwer.
„Das Gold." Bevor er sie aufhalten konnte, war Ambrosia bereits zu einem Nebeneingang der Schenke geeilt. Wenig später kam sie zurück. Sie schleppte das angeblich mit Tee gefüllte Fass.
„Und wie willst du das zum Schiff bringen?" Riordan traute seinen Augen nicht.
„Warte hier. Ich finde schon eine Lösung." Abermals verschwand Ambrosia in der Dunkelheit, um gleich darauf mit einem Pferd und Karren zurückzukehren.
Gemeinsam wuchteten sie das Fass auf das Gefä hrt. Dann half Ambrosia Riordan, in den Karren zu klettern, schwang sich auf den Kutschersitz und griff nach den Zügeln. Langsam setzte sich das Pferd in Bewegung.
Die Straßen von Cairn waren mittlerweile voller Menschen, die zum Feuerlöschen zu dem Wirtshaus eilten. Es galt zu verhindern, dass die Flammen auf Nachbargebäude übergriffen.
Niemand achtete auf ein Gespann, das sich Richtung Hafen bewegte.
Sobald sie dort eintrafen, machte sich Ambrosia auf die Suche nach einem Boot oder Kahn. Weiter unten am Strand
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