Siren of the Seas 01 - Meer der Sehnsucht
dass ich die Welt von Kreaturen wie dir befreie."
„Und ich dachte, du würdest es aus reiner Freude am Töten und Quälen tun."
Sledge lachte. „Das auch. Meine Arbeit macht mir Spaß. Aber wenn es dabei zudem noch Gold zu verdienen gibt, ist die Freude doppelt so groß. Und mit dem Gold in diesem Fass kann ich mir alle Frauen kaufen, die ich haben will, dazu so viel Ale, wie ich mag."
„Ist das der einzige Nutzen, den dir das Gold bringt?"
„Es ist alles, was ich mir vom Leben wünsche. Nun, ein schnelles Schiff wünsche ich mir auch, damit ich meinen Feinden entkommen kann."
„Und davon hast du sic her mehr als genug", erkannte Ambrosia.
„Richtig." Sledge warf den Kopf zurück und lachte laut auf. „Und auch das ist mir nur recht, denn Menschen bedeuten mir nichts. Ich töte sie lieber, als ihnen ins Gesicht zu sehen."
Er stopfte die Münzen in seine Hosentasche, verschloss das Fass und packte Ambrosia am Arm.
„Seht nur, was ich gefunden habe!" Eli Sledge hatte Ambrosia in die Gaststube gezerrt, und bei ihrem Eintreten verstummten Gegröle und Gelächter. „Ihre Freunde haben sie im Stich gelassen, aber uns hier fällt bestimmt genug ein, womit wir sie aufheitern können. Was meint ihr, Leute?"
„Na ja, ich weiß nicht, wie fröhlich sie noch sein wird, wenn ich mit ihr fertig bin." Ein auffallend großer, bulliger Matrose trat vor. „Aber ich weiß, dass ich mich danach wie neugeboren fühlen werde."
„Wieso kriegt Seton sie als Erster?" beschwerte sich ein anderer Seemann. „Ich will sie haben."
„Wir können um sie würfeln", schlug ein anderer vor. „Das ist nur gerecht, weil wir sie ja alle haben wollen."
„Von mir aus könnt ihr um sie würfeln", ließ sich Sledge jetzt vernehmen. „Aber niemand wird sie anrühren, bevor ich nicht meinen Spaß mit ihr hatte." Herausfordernd schaute er sich um, aber niemand wagte es, dem Kapitän der Piraten zu widersprechen.
„So ist’s gut", meinte er zufrieden. „Jetzt gibt’s Ale für alle, und während wir unseren Durst löschen, wird uns das Weib mit einem Tänzchen erfreuen."
„Ja, tanz für uns!" riefen die Männer alle durcheinander. Be nommen stolperte Ambrosia ein paar Schritte vorwärts, doch dann riss sie sich zusammen. Zunächst nahm sie ihre Umgebung nur undeutlich wahr, dann begann sie, die Seeleute genauer zu betrachten. Gab es in ihren Mienen irgendetwas, was auf Menschlichkeit schließen ließ? Würde ihr auch nur ein einziger dieser Männer helfen?
Mutlos musste sich Ambrosia eingestehen, dass diese Leute hier schon vor langer Zeit jegliches anständige Handeln abge legt hatten und nur noch ihre eigenen Bedürfnisse befriedigten.
„Ich habe gesagt, du sollst tanzen!"
Beim Klang von Sledges Stimme begann Ambrosia, sich in den Hüften zu wiegen und zwischen den Tischen zu bewegen. Ein alter Mann streckte die Hand nach ihr aus und hob ihren Rock an. Sie schlug seine Hand beiseite, und die Meute brüllte vor Lachen.
Ambrosia kniff die Augen zusammen, als sie merkte, dass sie die Aufmerksamkeit jedes einzelnen Mannes im Raum fesselte. Wenn sie es schaffte, die trinkende Meute zu beobachten, gab es vielleicht noch Hoffnung für sie, in einem günstigen Augenblick zu entkommen.
Sie würde es auf jeden Fall versuchen, und mochte der Versuch noch so schmerzhaft oder gefährlich sein. Sie ahnte, was ihr sonst bevorstand. Eher wollte sie sterben, als diese Schmach zu ertragen.
Sie hob ihren Rock ein wenig an, so dass ihre Knöchel sicht bar waren, und bewegte sich tanzend langsam auf die Tür zu. Die Männer gerieten beinahe aus dem Häuschen vor Lüsternheit. Einige standen sogar auf den Tischen, um Ambrosia besser sehen zu können.
Zu beiden Seiten der Tür stand jeweils ein Wachposten. Einer hielt ein Messer in der Hand und ließ den Blick unaufhörlich durch den Raum gleiten. Der andere beschäftigte sich ge rade mit dem tiefen Ausschnitt der Schankmagd. Vielleicht würden er und das Mädchen sich einen ruhigeren Ort für ihr Vergnügen suchen. Darauf hoffte Ambrosia, während sie zunächst weiter durch die Spelunke tanzte.
Sie wurde plötzlich aus ihren Gedanken gerissen, als ein Mann vor ihr aufsprang, sie in die Arme zog und auf den Mund küsste. Johlendes Gelächter seiner Kameraden begleitete sein Tun. Ohne zu überlegen, nahm ihm Ambrosia ihm den Becher aus der Hand und schüttete ihm sein Ale über den Kopf.
Aus dem Augenwinkel heraus sah sie, wie Sledge seine Peitsche entrollte, und wappnete sich für das,
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