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Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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geblieben waren, so als ob eine plötzlich einsetzende Eiszeit sie überrascht hätte. Genau so fühlte sie sich gerade – wie ein hilfloses Mammut, das aus Versehen in eine Gletscherspalte gestürzt war. Und dann, nach der Eisstarre, kam das Feuer. Eine maßlose Wut loderte in Zoes Innerem auf. Sie streckte den Arm aus und packte Jason am Handgelenk.
    »Autsch – Shit!« Jason zog seine Hand mit solcher Kraft zurück, dass er rückwärts vom Stuhl stolperte. Er streckte seinen Arm in die Höhe. Das Handgelenk war rot und auf der Handwurzel bildete sich bereits eine kleine Blase.
    Zoe starrte ihn an und das Herz schlug ihr bis zum Halse. Sie verspürte ein leichtes Flattern an ihrer Wange, als hätte sie ein Schmetterlingsflügel gestreift. Als sie aufblickte, sah sie, dass Asia sie beobachtete. Und Jason.
    »Was zum Teufel sollte das denn?«, regte sich Jason auf. »Etwa wegen deiner blöden Zeichnung?« Drohend machte er einen Schritt auf Zoe zu.
    Noch bevor sie reagieren konnte, schoss Asia zwischen sie und Jason. »Raus hier!«, sagte sie.
    Jason schob trotzig das Kinn vor und ballte die Hand zur Faust.
    Asia beugte sich zu ihm hinüber. »Du kannst dich nicht bewegen«, flüsterte sie ihm mit sanfter Stimme ins Ohr.
    Jason verzog das Gesicht vor Wut. Zoe drückte sich an das Edelstahlwaschbecken und konnte sehen, wie seine Muskeln mit aller Macht gegen eine unsichtbare Barriere kämpften. »Lass … los …«, presste er hervor.
    Doch Asia berührte ihn gar nicht.
    Angel kam aus der Küche angerannt. Die Gäste waren verstummt und starrten Jason und Asia an, die sich nicht aus den Augen ließen.
    »Lass mich sofort los!«, brüllte Jason. »Ich werd dich verklagen!«
    Asia lachte. Es war ein echtes Lachen – kein aufgesetztes –, als hätte Jason etwas wirklich Witziges von sich gegeben.
    Jason stolperte vorwärts, als hätte er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen eine geschlossene Tür gelehnt, die plötzlich geöffnet wurde. Angel hechtete auf Jason zu, der im gleichen Moment die Hand nach Asia ausstreckte, als vom Eckplatz her ein markerschütternder Schrei ertönte. Hoch und schrill durchschnitt er die Luft im Restaurant wie ein Laserstrahl. Er hörte gar nicht mehr auf – ganz anders als ein gewöhnlicher Aufschrei. Es klang eher wie eine Sirene oder Alarmglocke.
    Alle blickten sich um.
    »Oh Gott«, entfuhr es Zoe. Kirk Worstler stand auf dem Tisch und schrie. Er presste beide Fäuste an die Schläfen und fixierte Asia mit seinen Blicken. Schließlich brach seine Stimme ab. Er holte tief Luft und setzte erneut zu einem langen Schrei an.
    »Herrgott noch mal, jetzt sei endlich still!«, rief Angel. Er hastete auf Kirk zu, der wie ein Äffchen auf die Lehne der nächsten Eckbank und dann auf den Boden herunterhüpfte. Angel versuchte, ihn am Ärmel zu packen, doch Kirk rannte – immer noch laut schreiend – quer durch das ganze Restaurant auf den Hintereingang zu und dann hinaus auf die Straße.
    »Sind denn hier alle total gestört?«, brüllte Jason völlig außer sich.
    »Du!« Angel stürmte hinüber zu Jason und hielt ihm warnend seinen Zeigefinger unter die Nase. Schlagartig veränderte sich sein Tonfall und er sagte mit leiser, drohender Stimme: »Du machst besser, dass du hier verschwindest.«
    Jason schlug Angels Finger zur Seite und drehte sich zu Asia um. »Wir sind noch nicht fertig.«
    »Ich weiß«, erwiderte Asia.
    Jason würdigte Zoe keines Blickes, als er nach draußen marschierte.
    Einen Augenblick lang sagte niemand ein Wort. Dann aber wurden sämtliche Plaudereien doppelt so laut fortgesetzt. Asia wandte sich zu Zoe um und ihre Blicke trafen sich. Jetzt erst wurde Zoe bewusst, dass sie zitterte.
    »Oh Gott, Süße!« Lisette eilte zu Zoe herüber. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ich bin …« Zoe suchte nach dem passenden Ausdruck. Okay? Kurz vorm Durchdrehen?
    Lisette schien sich vorerst mit dieser Antwort zu begnügen. Mitfühlend drückte sie Zoes Schulter, während Angel sich über den Tresen lehnte und sie anschaute. »Der Kerl wird nie wieder einen Fuß in diesen Laden setzen«, verkündete er.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte Zoe.
    Angels Augen verengten sich zu Schlitzen. »Was denn? Etwa, dass du in einer Welt voller Arschlöcher lebst?« Er nahm sich Jasons noch immer vollen Kaffeebecher und drückte ihn Lisette in die Hand. Sie schüttete den Kaffee in den Abfluss und warf den Becher in das andere Spülbecken, an dem Zoe die ganze Zeit gelehnt hatte. Es war zur

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