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Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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Eigentlich mochte sie gar keine Swimmingpools, doch dieser hier wirkte inmitten des hübsch gestalteten Gartens selbst wie ein Teil der Landschaft, beinahe wie ein kleiner See.
    »Kommst du auch rein?«, rief Jason.
    Zoe zog ihr blaues Sommerkleid aus und legte es über einen der Stühle. Als sie vorsichtig in den Pool stieg, spürte sie Jasons Blicke über ihren Körper wandern und kurz an ihren aufgeschürften Knien innehalten. Sie stieß sich von der untersten Stufe ab und tauchte zu ihm hinüber. »Ah«, seufzte sie, als sie wieder an die Oberfläche kam. Das lauwarme Wasser rann ihr den Nacken hinunter und spülte die ganze Anstrengung der letzten Nacht einfach fort, sodass sie sich herrlich erfrischt fühlte. Sowohl das Schlafwandeln an sich als auch die ganz und gar überzogene Reaktion ihres Vaters, als er sie durch die Tür hatte kommen sehen, hatten sie völlig ausgelaugt. »Das fühlt sich gut an.«
    Sehnsüchtig betrachtete Jason ihre Lippen. Dann machte er einen Schritt auf sie zu und drängte sich an sie. Seine nasse Haut fühlte sich glatt an. Er küsste sie, und seine warmen Lippen schmeckten süß.
    In ihrer Erinnerung ließ sie noch einmal den vergangenen Sommer aufleben, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Zoe hatte sich in einer Kunstgalerie die Retrospektive eines ihrer Lieblingskünstler anschauen wollen. Die Bilder erinnerten an Pollocks Drip-Painting-Stil, waren insgesamt jedoch mit ihren angedeuteten Riffeln und Wellen sanfter gehalten. Sie hatte Johnny überredet, sie zur Ausstellungseröffnung zu begleiten, wo sich alles tummelte, was sonnengebräunt und schlank war. Der Großteil dieser illustren Besucherschar konnte offenbar für die Kunst selbst weitaus weniger Interesse aufbringen als für die Gesprächsthemen des Gegenübers. Zoe versuchte trotzdem, sich ganz auf die Kunstwerke zu konzentrieren, wurde jedoch immer wieder von Leuten zur Seite geschubst, die nach dem gereichten Fingerfood oder einem Glas Rotwein griffen. Sie suchte sich ein stilles Eckchen, wo sie drei ungestörte Minuten lang ein Miniatur-Triptychon betrachten konnte.
    »Danke, Dad«, sagte sie, als Johnny ihr wortlos eine Cola in die Hand drückte.
    Er warf ihr einen Blick zu, der wohl so viel hieß wie: »Müssen wir noch lange bleiben?« und Zoe gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich würde mir gerne noch ein paar Bilder anschauen«, sagte sie.
    »Lass dir ruhig Zeit«, meinte Johnny und tauchte ins bunte Gesellschaftstreiben ab.
    »Ist der nicht ein bisschen zu alt für dich?« Ein platinblonder Schönling war neben ihr aufgetaucht. In seiner Stimme schwang Belustigung mit, doch seine Miene schien unbeteiligt, so als könnte ihn keine Antwort schocken.
    »Das ist mein Dad«, stellte Zoe richtig.
    Der Junge nickte. Er sah sich das Bild an. »Was hältst du von dem hier?«
    »Ich finde es wunderschön.«
    »Ich hasse schöne Kunst«, sagte er.
    »Was soll denn an schöner Kunst bitte falsch sein?«, gab Zoe schnippisch zurück.
    »Es gibt mir einfach nichts.«
    »Das nehme ich dir nicht ab.«
    Er grinste. »Stimmt.« Seine Augen wanderten über ihren Körper und sie fühlte, wie sie rot wurde.
    Zoe wusste selbst nicht, weshalb sie sich überhaupt mit diesem Kerl unterhielt. Er war sehr direkt und sie war sich nicht sicher, ob sie das mochte.
    »Ich bin übrigens Jason«, sagte er just in diesem Moment, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    »Zoe.«
    »Du bist Künstlerin.« Es war eher eine Feststellung als eine Frage.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Weil sich hier außer dir niemand die Kunstwerke anschaut. Die Leute sind doch alle nur hier, um gesehen zu werden. Man könnte fast meinen, sie hingen selbst an den Wänden.«
    »Und weshalb bist du hier?«
    »Die Galerie gehört meiner Mutter«, antwortete er. »Ich wollte ihre Gefühle nicht verletzen, also bin ich zur Eröffnung gekommen.« Sein Tonfall war sanft, ohne die leiseste Spur von Ironie.
    »Ihr steht euch wohl sehr nahe, deine Mutter und du?«, fragte Zoe.
    »Ich lebe die meiste Zeit über bei meinem Dad, aber ja, mit meiner Mom verstehe ich mich besser.«
    Und dann hatte Zoe sich ihm anvertraut, hatte ihm erzählt, dass sie ihrem Dad näherstand, dass ihre Mom weit weg wohnte und sich nie bei ihnen meldete. Sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden. Außerdem sah Jason unverschämt gut aus. Daran gab es keinen Zweifel.
    Jetzt, im Swimmingpool, schmiegte sie sich eng an ihn und seine Hände wanderten aufwärts über ihre Haut. Eine Fingerspitze stahl

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