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Sirenenfluch

Sirenenfluch

Titel: Sirenenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Papademetriou
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zu erkennen. Aus dem Wasser ragten Klippen hervor, an denen sich die tobenden Wellen brachen und eine meterhohe Gischt versprühten. »Wie bist du überhaupt auf so etwas gekommen?«
    »Ich hatte da so einen Traum«, gab Zoe zu.
    »Wunderschön.«
    Zoe lief dunkelrot an. »Danke.«
    Angus gab ihr den Skizzenblock zurück und brach ein Stück von seinem Muffin ab. »Also hör mal, bis wann musst du heute arbeiten?«
    »Bis um drei«, entgegnete Zoe. »Wieso?«
    »Ich dachte, vielleicht hättest du ja Lust, heute Abend mit mir in den Park zu gehen. Da startet jetzt die Open-Air-Kinowoche. Heute Abend ist Elvis-Night«, fügte er trällernd hinzu.
    »Klar doch. Vielleicht hat Will ja auch Lust.« Sie griff in ihre Schürzentasche, um ihr Handy herauszuholen, doch Angus legte ihr sanft eine Hand auf den Arm.
    »Ich dachte eigentlich, nur wir beide«, sagte er mit bedeutungsvoller Stimme. Zoe blickte tief in seine dunklen Augen.
    Sie fühlte, wie ihr Herzschlag einen Moment aussetzte. Bisher war ihr noch nie aufgefallen, wie gut Angus aussah. Wahrscheinlich hatte er auch nie gut ausgesehen. Sie hatte ihn immer nur schlaksig und ungelenk gefunden, doch jetzt fiel ihr auf, dass er lediglich sehr groß war. Seine schmale Figur hatte sogar etwas Elegantes an sich. Und seine Haare sahen irgendwie verändert aus – er hatte die Zottelmähne abgeschnitten, sodass nun seine dunklen Augen mit den langen Wimpern zum Vorschein kamen. Auf seinem sonnengebräunten Gesicht hatten sich einige vorwitzige Sommersprossen ausgebreitet, und wenn er so verschmitzt grinste wie in diesem Augenblick, versprühte er durchaus einen gewissen Charme.
    »Es ist Jailhouse Rock« ,meinte Angus.
    »Was denn?«
    »Der Film heute Abend. Der ist Kult.« Als er ihr Zögern sah, setzte er noch dahinter: »Jetzt sag nicht, dass du Elvis nicht magst.«
    »Den habe ich irgendwie noch nie –«
    »Dann müssen wir da hin!« Angus schlug mit der flachen Hand auf den Tresen und einige Gäste blickten fragend zu ihnen herüber.
    Zoe zögerte und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen. Sie mochte Angus gerne und hatte Angst, seine Gefühle zu verletzen. Zudem hätte sie irgendwie doch gerne zugesagt. Schließlich klang der Film ziemlich vielversprechend. Sie sah sich für ihr Leben gern Filme auf der Open-Air-Leinwand an, die im Park aufgebaut wurde. Jeder brachte seine Decke und ein Picknick mit und dann machte man es sich dort mit all den anderen Leuten unter freiem Himmel im Gras bequem. Aber sie war sich sicher, dass Angus nie mehr als ein guter Freund für sie sein würde. Außerdem war er nicht wie Jason. Er besaß ein Herz, das sie ihm nicht brechen wollte.
    Ein Schatten fiel auf die Glastür am Eingang, als eine dunkle Gestalt – Jason – sie aufstieß. Er blieb kurz stehen und hielt nach Zoe Ausschau, wobei seine hochgewachsene Silhouette das hereinfallende Licht verdeckte.
    Angus folgte ihrem Blick und seine Miene versteinerte sich. »Verstehe«, sagte er nur und klappte sich von seinem Barhocker herunter wie ein Taschenmesser. Er lächelte sie an, doch sein Gesicht war eine starre Maske. »Du würdest dich vermutlich nie in einen ganz normalen, netten Kerl verlieben, was?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte Zoe, doch da war er schon fort.
    Jason blieb völlig unberührt von dem eisigen Blick, den Angus ihm im Vorübergehen zuschoss. Er hatte Zoe entdeckt und stolzierte auf sie zu.
    »Na, alles klar?«, fragte er und ließ sich auf dem von Angus angewärmten Barhocker nieder. Er warf einen flüchtigen Blick auf Zoes Zeichnungen und schob sie sogleich kommentarlos beiseite. »Und, was unternehmen wir heute Abend?«
    Wir? Nicht, dass Jason sie jemals ausgeführt hatte oder so etwas. Zoe reichte ihm seinen Kaffee, so wie er ihn am liebsten trank – mit viel Milch und zwei Stückchen Zucker. »Hättest du Lust auf einen Elvis-Film im Open-Air-Kino?«
    Er setzte ein leicht herablassendes Lächeln auf. »Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, oder?«
    »Doch. Der hört sich ganz gut an.«
    Jason schnaubte verächtlich. »Kommt nicht in die Tüte.« Er stellte seinen Kaffeebecher auf ihrem Skizzenblock ab.
    Auf ihrem aufgeschlagenen Skizzenblock. Der feuchte Boden hatte bereits einen Fleck hinterlassen, direkt auf den mit größter Sorgfalt gezeichneten Flügeln.
    Sie sog die Luft ein – lautlos zwar, doch spürte sie es in ihrer Lunge. Sie stand da wie versteinert. Sie hatte einmal von archäologischen Funden gehört, die perfekt im Eis erhalten

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