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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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Gelassenheit mit Jamieson und Sneaky Pete zu Tisch setzt und mein Nichterscheinen mit ein paar Worten entschuldigt. 6 weiß sehr wohl, daß ich nicht komme, weil sie mich schließlich höchstpersönlich hier zu dieser Adresse geschickt hat.
    Dieses Szenario erscheint mir jetzt wesentlich plausibler als das erste, und plötzlich bin ich wütend. Ich kann es einfach nicht fassen, daß sie es noch mal auf diese Tour versucht. Als ich gerade aufgebracht mit dem Bus wieder zu 6s Wohnung fahren, dort vielleicht sogar meine Sachen zusammensuchen und einfach abhauen will, renne ich sie in meiner Wut fast über den Haufen. »6?«
    Sie steht völlig starr vor dem Eingang und betrachtet die grelle Leuchtschrift.
    »Paß mal auf. Anscheinend ist irgendwas schiefgelaufen. Warum rufst du nicht schnell mal Julie an und fragst sie, wo wir eigentlich hinmüssen, und dann schnappen wir uns ein Taxi…« Ich verliere den Faden, weil 6 wild entschlossen auf den Eingang zugeht. »6?«
    Sie öffnet mit halbzugekniffenen Augen die Tür. Ich renne hinterher und hab nicht den schwächsten Schimmer, was sie da eigentlich tut, und so betreten wir gemeinsam das Ludus.
    was uns innen erwartet

    Innen ist es dunkel, und aus den Lautsprechern dröhnt Wham!, was allein schon beängstigend genug ist. An den Tischen geben sich vielleicht ein Dutzend Mädchen – die auf mich weder besonders heiß noch nackt wirken – redlich Mühe, ein paar junge Männer in Anzügen zu becircen. Ich bin erstaunt, wie wenig Interesse die Männer zeigen. Sie unterhalten sich und begutachten gleichgültig die Frauen, wie man sich bei einem Gebrauchtwagenhändler nach einem Wagen umsieht, der eine Probefahrt lohnt.
    Eine der Tänzerinnen erwischt zufällig meinen Blick und fährt sich – wie auf Kommando – mit der Zunge über die Lippen. Dabei wirkt sie so verlogen, daß ich mich fast schäme. Ich sehe 6 an, die ihrerseits die Versammlung betrachtet. Doch bevor ich auch nur piep sagen kann, bahnt sie sich bereits ihren Weg durch die Anzüge. Ich renne hinterher und bekomme erst mal einen Ellbogen in die Rippen. Als ich sie schließlich einhole, ist sie bereits in den angrenzenden Raum eingedrungen. »Mensch, 6. Was ist…«
    »Scat«, sagt sie schlicht. »Halt die Klappe.«
    Tief getroffen mache ich tatsächlich die Klappe dicht und sehe mich in dem Raum um.
    Und da sind sie.
    männerfreuden

    Drei ranghohe Coke-Manager, darunter Gary Brennan und Jim, sitzen um einen riesigen Tisch und versinken beinahe in den Stühlen mit den hohen Rückenlehnen. Sie schütten sich aus vor Lachen, und auf dem Tisch vor ihnen stehen schon eine ganze Menge leere Bierflaschen. Für jeden der drei Männer steht ein barbusiges Mädchen bereit.
    Besonders auffallend an Garys Mädchen sind die falschen Zöpfe und die künstlich aufgeblasenen Brüste. Die Dame sitzt ruhig auf seinem Schoß und macht einen etwas gelangweilten Eindruck. Jim hat es mit einer etwas klein geratenen, blaßhäutigen Kreatur zu tun, die verzweifelt die Schultern ihres Gebieters massiert. Als ich gerade mal hinschau, verspürt Jim offenbar den Wunsch, dem Mädchen einen Klaps auf den Hintern zu verpassen, doch die Kleine weicht seinen Händen geschickt aus.
    Noch beim Verlassen von 6s Wohnung hatte ich mir gedacht, ich würde die nächsten ein, zwei Stunden in einem Nobelrestaurant verbringen und mir dort mit Sneaky Pete einen verbalen Schlagabtausch liefern. Deshalb bin ich jetzt ein bißchen durcheinander, ja, fast kommt es mir so vor, als ob ich geradewegs in eine Hugh-Hefner-Version der Gruselserie Twilight Zone geraten bin.
    Nur eins erscheint mir plausibel, und daran halte ich mich verzweifelt fest: Jamieson ist nicht da. Kann schon sein, daß sich ein paar Coke-Manager die Freiheit nehmen, hier in diesem Etablissement in der Mittagspause ein bißchen Streß abzubauen, aber Jamieson ist ganz sicher nicht so plump, eine Besprechung mit 6 in einer solchen Umgebung anzusetzen. Ich nehme noch mal den Tisch ins Visier, um mich zu vergewissern, daß Jamieson nicht vielleicht doch auf einem der Stühle hockt. Nein, er ist nicht da.
    Aber dafür sehe ich jetzt Sneaky Pete.
    nett, dich wiederzusehen, scat

    Er trägt eine silberverspiegelte Sonnenbrille. Das Ding hab ich bis jetzt noch nicht gesehen, deshalb nehm ich mal an, daß sie neu ist. Hat wohl ’n bißchen mit meinen drei Millionen rumgepraßt. Auch der makellos geschnittene Anzug dürfte ein paar Scheine gekostet haben. Das Ding sitzt einfach fabelhaft. Fehlt

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