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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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schon von Substanz? Wer hat Fukk denn entwickelt? Wir. Und wer hat die Sommerkampagne kreiert? Ebenfalls wir. Und was ist dir zu alledem eingefallen?«
    »Mr. Jamieson, ich finde diese feindselige Haltung völlig unangemessen«, fährt Sneaky Pete mir in die Parade.
    »Richtig, Scat«, sagt Jamieson. »Bleiben wir doch bei der Sache. Immerhin zeichnet Sneaky Pete seit zwei Monaten für die Fukk-Kampagne verantwortlich.«
    Ein breites, schneeweißes Grinsen. Genausogut könnte er sagen: Danke, Scat, daß du Jamieson auf meine Seite getrieben hast. Nur weiter so! Am liebsten würde ich mal schnell um den Tisch herumgehen und ihm eine knallen.
    »Ich meine ja nur«, sage ich verkniffen, »daß 6 und ich viel glaubwürdiger sind als Sneaky Pete.«
    »Apropos Glaubwürdigkeit«, fällt Sneaky Pete mir sofort ins Wort. Er spricht das Wort so schnell aus, daß mir augenblicklich klar ist, daß ich Scheiße gebaut habe – große Scheiße sogar. Offenbar hat er auf dieses Stichwort nur gewartet, und jetzt stürzt er sich mit Wonne darauf. »Ja, Glaubwürdigkeit – wirklich ein interessantes Thema.«
    Ich schaue 6 an, die wie gebannt Sneaky Pete anstarrt. Ganz sicher weiß sie genausogut wie ich, was jetzt kommt.
    »Diese neue Kampagne ist in der Tat bemerkenswert. Trotzdem muß ich darauf hinweisen, daß sie ihre Entstehung einer äußerst riskanten Strategie verdankt.« Er läßt sich Zeit und atmet ganz entspannt ein. »Ich sage es zwar nicht gerne… aber ich habe Grund zu der Annahme, daß 6 und Scat um Haaresbreite die gesamte Coca-Cola-Sommerkampagne vermasselt hätten. Ferner habe ich Grund zu der Annahme, daß das ganze Unternehmen in Gefahr geraten wäre, wenn sie nicht in letzter Sekunde die neue Kampagne aus dem Hut gezaubert hätten.«
    In der Tat ein massiver Vorwurf. Die Augen der drei Manager werden immer größer. Jeder dieser Männer besitzt ein dickes Aktienpaket an dem Unternehmen und erhält neben dem Grundgehalt einen umsatzabhängigen Leistungsbonus.
    Der Lautsprecher auf dem Tisch erwacht jetzt wieder zum Leben. Jamiesons Stimme klingt nervös. »Worauf stützen Sie diese Annahme?«
    Sneaky Pete seufzt. »Eigentlich wollte ich ja nicht darüber sprechen, Mr. Jamieson… aber 6 hat am vergangenen Freitag bei Coca-Cola die Kündigung eingereicht, und zwar nach eigenem Bekunden wegen schwerwiegender Managementfehler. Am letzten Montag hat sie ihre Kündigung dann zurückgenommen und die neue Kampagne präsentiert.«
    Diesmal gilt sein Grinsen ganz allein 6.
    6 wartet Jamiesons Reaktion gar nicht erst ab. »Natürlich habe ich damit gerechnet, daß das kommt, Mr. Jamieson.« Sie klingt fast ein wenig gelangweilt, doch ihre Augen brennen lichterloh. »Offen gestanden bin ich sogar ein bißchen enttäuscht.«
    Über den Lautsprecher hören wir, wie Mr. Jamieson den Motor abschaltet. Würde ich auch machen, wenn jemand mir mal eben erzählt, daß eine Mitarbeiterin das ganze Unternehmen, an dessen Spitze ich stehe, um Haaresbreite ruiniert hätte. »Und was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Was Sneaky Pete da von sich gibt, ist eine Mischung aus Halbwahrheiten und Fiktion. Ich bin jederzeit bereit, Ihnen über den Stand der Sommerkampagne detailliert Bericht zu erstat-ten. Doch darum geht es hier nicht.« Sie klingt echt überzeugend, und ich bin wieder mal total beeindruckt. »Mr. Jamieson, Scat und ich haben eine hervorragende Sommerkampagne kreiert, und das ist doch wohl das Entscheidende. Im übrigen ist diese Kampagne um Klassen besser als die ursprünglich geplante. Halten wir uns deshalb lieber an die Ergebnisse.«
    Sneaky Pete sagt: »Niemand hat etwas gegen das Ergebnis einzuwenden. Die Frage lautet doch: Können wir Ihnen vertrauen?« Er beugt sich vor – weiter zu ihr hinüber. »Reicht Ihre Professionalität für eine solche Kampagne wirklich aus? Meinen Sie nicht…« – ein kurzes Grinsen –, »daß Ihnen dazu der Mumm fehlt?«
    Ich fahre dazwischen. »Hey, Augenblick mal, was hat das alles mit unserem Thema zu tun… Wenn ich Sie nur für eine Minute um Ihre Aufmerksamkeit bitten darf, meine Herren, nenne ich Ihnen eine Liste von Gründen, weshalb…«
    Jamieson unterbricht mich. »Ich finde, diese Frage gehört durchaus hierher. Ja, er hat recht: Auch ich habe die Befürchtung, daß Sie dem Druck, den eine solche Führungsposition mit sich bringt, nicht gewachsen sind, 6. Also überzeugen Sie mich davon, daß eine Kampagne dieses Formats Sie nicht überfordert.«
    »Ich…«, fängt 6 gerade

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