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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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wenig näher. Ich versuche – völlig vergeblich – cool zu wirken. »Bilde dir ja nicht ein, daß ich nach deiner Pfeife tanze. Darauf kannst du lange warten.«
    ein geraubter kuß [2]

    Während auf dem Bildschirm der Abspann von Clueless läuft, richten wir schweigend unser Sofa-Fußboden-Lager her. Wir nehmen die Rücken-zu-Rücken-Position ein, und weil ich sauer bin, atme ich, wie es mir gerade in den Kram paßt.
    Ja, ich bin richtig wütend auf 6. Kann sein, daß ich in meinen bisherigen Beziehungen schon viel Mist gebaut habe, aber in diesem Fall fühl ich mich total im Recht. 6s Verhalten ist aus meiner Sicht völlig widersprüchlich. Und wenn ich das falsch sehe, brauch ich in Zukunft über Beziehungsfragen erst gar nicht mehr nachzudenken.
    Im Vollbewußtsein meiner gerechten Sache fange ich jetzt an, im Geist ein paar alte Streitereien noch mal durchzuarbeiten. Dabei gelange ich zu dem Ergebnis, daß ich in fast allen Punkten völlig richtig liege. Auch laufen die Dialoge in meinem Kopf immer wieder darauf hinaus, daß 6 sich überschwenglich bei mir entschuldigt. Doch das ist natürlich so unwahrscheinlich, daß selbst ich es nicht recht zu glauben vermag.
    Trotzdem verfalle ich schließlich in einen leichten Schlaf und habe einen merkwürdigen Traum, in dem Sneaky Pete und ein Kaktus eine Rolle spielen. Es handelt sich um einen jener Träume, in denen es drunter und drüber geht. In meinem Kopf herrscht ein solches Chaos, daß die Vorgänge auf dem Sofa erst mit einiger Verzögerung in mein Bewußtsein dringen. Und so brauche ich eine ganze Weile, bis ich kapiere, daß 6 sich über mich beugt.
    Ich geb mir redlich Mühe, mucksmäuschenstill dazuliegen, doch das ist gar nicht so einfach, weil mein Herz und meine Lunge gleich den vierten Gang einlegen. 6s Duft kitzelt in meiner Nase, und ich spüre, wie ihr Haar meine Brust berührt. Ich weiß zwar nicht, was sie da anstellt, aber es könnte ja zur Abwechslung mal was Angenehmes sein.
    Dann bewegt sie sich, und ich fürchte schon, daß sie sich auf ihr Sofa zurückzieht. Doch nein. Und dann berühren – ja, ganz sicher – wie Engelsflügel ihre Lippen meinen Mund.
    aktion und reaktion

    Außerdem steht mir das Glück zur Seite.
    Wißt ihr, ich reagiere nämlich total instinktgeleitet. Der Kuß kommt so unerwartet, daß mein Körper gar keine Zeit hat, in Panik auszubrechen. Denkbar wäre ja auch, daß ich anfange zu schnarchen oder zu röcheln oder mich schreiend aufrecht hinsetze.
    Gott sei Dank tue ich nichts von alledem. Mein Körper glaubt offenbar felsenfest, daß es sich bei 6s Zärtlichkeitsbekundung nur um eine Fata Morgana handeln kann. Und so verzichtet er auf jede Reaktion. Nein, ich erstarre nicht etwa – im Gegenteil: Ich bin plötzlich voll entspannt. Noch nie in meinem Leben war ich so entspannt. Scheint so, als ob ihre Lippen mich in die süßeste aller Narkosen befördern.
    Noch immer schwebt 6s Gesicht über mir. Das sagt mir jedenfalls mein Gefühl. Dann rollt sie sich – vielleicht zufrieden mit sich und der Welt – wieder auf ihr Sofa und kehrt mir aufs neue den Rücken zu. Ich selbst sinke auf der Stelle in Morpheus’ Arme, als ob das ganz einfach wäre, ja, ich träume nicht mal.
    ein richtiges wochenende

    Wir werden durch Tina geweckt, die ein Polaroid von uns macht und 6 den Anlaß dafür bietet, den Tag bereits schlecht gelaunt zu beginnen. Sie murmelt irgendwas von Privatsphäre, und Tina fragt drohend, wem die Wohnung denn gehört, und schließlich muß ich das Frühstück machen und irgendeinen Schwachsinn über das Wetter reden.
    Den ganzen Morgen über fühl ich mich irgendwie komisch, bis mir einfällt, daß 6 und ich erstmals seit langem nichts zu tun haben. Ja, wir haben das ganze Wochenende vor uns: keine Termine, keine Hetzjagden, keine Panik. Ich hab richtig Schuldgefühle.
    Gegen zehn schleppt mich 6 zum Klamotteneinkauf. Ich versuche ihr beizubringen, daß wir für meine sechzehn Dollar kaum was kriegen werden, doch sie zückt nur eine Kreditkarte. »Natürlich haben wir jetzt bei Coke Kredit. Und wenn wir Erfolg haben, können wir ohnehin verlangen, was wir wollen.«
    »Echt?« sage ich. »Wow. Und wenn die Sache schiefgeht?«
    »Dann«, sagt sie, »wird das Geld noch unser geringstes Problem sein.«
    6 strotzt vor Dynamik: Sie durchkämmt in der Manier eines Rollkommandos diverse Läden und inspiziert Regal um Regal. Hier und da legt sie die Hand auf ein Jackett oder eine Hose, was bedeutet, daß ich das

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