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Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
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Bewunderung und Zuneigung vielleicht durch einen spektakulären Erfolg gewinnen könnte?«
    »Na ja«, sagt Tina, »hängt davon ab, was du dir eher zutraust.«
    das ende der unschuld

    6 ist frisch geduscht und schleicht gerade in Tinas Pyjama in der Küche herum, als wir wieder nach oben kommen. Sie beäugt uns mißtrauisch. »Hallo, 6 «, sagt Tina fröhlich, und 6s Augen werden noch schmaler.
    »Und«, sage ich eine Spur zu jovial, »was möchtest du heute machen? Ins Kino gehen und zur Abwechslung mal einen richtigen Film anschauen?«
    »Wir fahren jetzt nach Hause«, sagt 6, »und bereiten uns auf morgen vor.«
    »Was? Wie kommst du denn darauf?«
    »Wir müssen uns genau überlegen, was Sneaky Pete vorhat«, sagt sie und schneidet sich eine Scheibe Brot ab. »Und dann verschiedene Reaktionen durchspielen.«
    »Ach, 6…« Inzwischen hab ich gemerkt, wie schön das Leben auch ohne diese taktischen Spielchen sein kann. Deshalb würde ich zu gern noch einen freien Tag anhängen. »Kann das denn nicht bis heute abend warten? Draußen ist so schönes Wetter.«
    Dieses Argument ist 6 keine Antwort wert. Und so pack ich übellaunig meine Sachen, und um ein Uhr sitzen wir bereits im Bus.
    kriegsrat

    Bei Synergie herrscht eine völlig andere Atmosphäre. Anders als bei Tina ist es hier unmöglich zu verdrängen, daß Sneaky Pete am Montag auf uns wartet. Total ausgeschlossen. Hier ist Sneaky Pete allgegenwärtig.
    6 knallt sich mit einem riesigen Notizblock in ihren Captain Kirk. Ich wandere vor dem Schreibtisch auf und ab und trete hier und da gegen eines der Papierknäuel, die sie auf den Boden wirft. »Und was wird er deiner Meinung nach tun?«
    6 legt die Stirn in Falten und schreibt weiter. »Das Projekt sabotieren.«
    »Was?« sage ich vollkommen überrascht. »Aber es ist doch sein Film. Schließlich ist er Vizepräsident des gesamten Marketing.«
    6 seufzt, fährt sich mit den Fingern durch das Haar und entblößt dabei ihren weichglänzenden Hals. Diese erogene Offenbarung kommt so unerwartet, daß ich unwillkürlich erschaudere. »Sneaky Pete hat schon bewiesen, was er kann. Wenn wir jetzt mit unseren Änderungen daherkommen und die Sache schiefgeht – wer ist dann wohl dafür verantwortlich?«
    »Scheiße«, sage ich und fange an zu grübeln.
    »Er wird schon einen Vorwand finden, um sich von dem Film zu distanzieren. Und wenn der Film floppt, dann ist das ganz allein unsere Schuld.«
    »Floppt? Was soll denn schiefgehen?«
    6 bleibt mir die Antwort schuldig und seufzt nur.
    nächtliche strategien

    Ich mache in 6s winziger Küche ein paar Fettuccine, während 6 bis tief in die Nacht an ihrem Schreibtisch sitzt. Als wir ins Bett gehen, ist es schon zwölf Uhr und unsere Feindberührung mit Sneaky Pete nur noch acht Stunden entfernt.
    Ich putz mir die Zähne mit einer Bürste, die ich Tina geklaut habe, und will mich gerade für mein Schrankgemach zurechtmachen, als 6 in der Tür erscheint. Ich seh sie erwartungsvoll an, doch sie steht nur da und schimmert mich in ihrem roten Seidenpyjama an. Ich weiß nicht recht, ob ich sie mit einem Mund voller Zahnpasta ansprechen soll.
    »Scat«, sagt 6 zögernd. »Wir sind doch Partner, richtig?«
    Ich nicke. «Mmmm-hmm.«
    Sie nickt ebenfalls. »Dann sitzen wir also in einem Boot.« Sie unterstreicht ihre Worte durch ein weiteres Nicken.
    Ich überlege, ob es mit 6s strengen Grundsätzen vereinbar ist, ausgerechnet in diesem bedeutenden Augenblick die Zahnpasta auszuspucken. Da ich mir nicht sicher bin, stehe ich weiterhin mit vollem Mund da.
    »Kalt hier«, sagt 6 plötzlich und versucht einen Themenwechsel, »findest du nicht? Richtig frisch hier abends.«
    »Mmm«, sage ich etwas ratlos.
    6 starrt mich wieder an und ist offenbar geistig von etwas in Anspruch genommen. Zwischen ihren Augen erscheinen kleine Steilfalten. »Wenn du willst«, sagt sie dann widerwillig und erstickt beinahe an ihren Worten. »Also, wenn es für dich einen Sinn macht…« Sie verstummt.
    Ich hebe aufmunternd die Augenbrauen.
    »Oh, verdammt«, sagt sie. »…kannst du heute nacht bei mir schlafen.«
    Ich spucke aus.
    sex

    Stellt euch vor, am Sunset Boulevard wird eine riesige Plakatwand aufgestellt. Und an dieser Plakatwand ist nicht eine Pepsi- oder American-Express- oder eine Ray-Ban-Reklame zu bewundern, sondern das Bild einer nackten Frau. Einer total nackten Frau. Nackt, lächelnd – wie hingegossen. Ein gigantisches Playboy -Centerfold gleich neben einer der berühmtesten

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