Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sirup: Roman (German Edition)

Sirup: Roman (German Edition)

Titel: Sirup: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Barry
Vom Netzwerk:
begafft werden wollen .
    Letzten Endes läuft es also darauf hinaus, daß ein nackter Körper nichts weiter ist als ein nackter Körper.
    Aber das Versprechen , daß ein paar Seiten weiter ein nackter Körper zu besichtigen ist, das ist was Besonderes.
    sex und 6

    »Aber du bleibst auf deiner Seite«, tut 6 warnend kund. Ihr Pyjama kräuselt sich wie ein unergründliches Wasser.
    »Gut«, sage ich und schlüpfe unter die Decke. Mir fällt auf, daß 6 eine Heizdecke hat. Ihr Bett ist der reinste Ofen.
    »Und fang bloß nicht an herumzuzappeln «, sagt 6 und zeigt mir ihre umwölkte Stirn. »Ich weiß, wie gerne du zappelst, also laß das gefälligst.«
    »Okay«, sage ich und wackel tüchtig mit den Zehen. Verdammt heiß in der Kiste.
    »Gut«, sagt sie und zieht sich die Decke bis zum Kinn.
    Wir liegen beide auf dem Rücken. 6s Barbie-Lampe erfüllt den Raum mit ihrem weichen gelben Licht und taucht 6s Miniaturfernseher und ihre überaus zahlreichen Popplakate in einen milden Glanz. Vor allem Gillian Anderson sieht mich skeptisch an.
    »Echt gemütlich«, sage ich Richtung Decke.
    6 schweigt.
    »Viel wärmer als in meinem Zimmer. Danke, daß du mir den Einzug hier ermöglicht hast.« Ich schaue zu ihr hinüber, aber sie kaut auf ihrer Unterlippe herum und starrt zur Decke hinauf. Ich stoße einen Seufzer aus. »Weißt du, 6, ich verstehe ja, daß dir meine Anwesenheit hier in deiner Wohnung nicht ganz geheuer ist. Plötzlich mach ich mich hier breit, und du fragst dich, ob du vielleicht einen Fehler begangen hast.«
    Sie dreht sich um und sieht mich an. Die Lampe steht hinter ihr, und ihr Gesicht liegt im Schatten. Ihre Augen sind wie große schwarze Teiche.
    »Was ich dir noch sagen wollte: Mit deinen widersprüchlichen Signalen komm ich inzwischen ganz gut zurecht«, sage ich. »Ja, eigentlich hab ich mich schon fast daran gewöhnt. Mach dir also deshalb keine Sorgen. Ich komm schon klar.«
    6 schweigt.
    »Ich liebe dich.« Nicht ganz unriskant, aber es kommt recht ordentlich heraus: ohne Pathos, aber ehrlich. Ich mache eine Pause, nur für den Fall, daß 6 vielleicht selbst eine kleine Erklärung vorbereitet hat, aber ehrlich gesagt, viel Hoffnung habe ich nicht. Als sich zeigt, daß heute nacht keine neuen Entwicklungen zu erwarten sind, lehn ich mich zu ihr rüber und verpaß ihr einen Kuß auf die Wange. Dabei gehe ich äußerst behutsam zu Werke. Könnte ja sein, daß sie mal wieder ein bißchen schlägern möchte, doch sie liegt nur reglos da. Ich verabreiche ihr also einen saftigen Kuß und bin einigermaßen erstaunt, daß sie sich das gefallen läßt. Dann drehe ich mich wieder mit dem Rücken zu ihr. Alles in allem bin ich zufrieden.
    6 liegt lange einfach so da, vielleicht fünf Minuten. Dann höre ich, wie sie sich zur Seite beugt und die Lampe ausknipst. Anschließend liegen wir beide noch eine Weile im Dunkeln wach nebeneinander, und als ich einschlafe, habe ich nicht einen Gedanken an Sneaky Pete verschwendet.

KAPITEL 000013
    Backlash
    es geht los

    Montag morgen.
    Aus unerfindlichen Gründen gehen mir diese Worte nicht mehr aus dem Kopf. Als ich um halb sechs, eine gute halbe Stunde vor dem Wecker, aktiv werde, ist dies mein erster Gedanke, der sich in der Dunkelheit wie ein blöder Popsong in mein Gehirn schraubt. Dann laufen im Radio die Verkehrsnachrichten, und 6 hebt – die Mähne völlig verworren – langsam den Kopf aus den Kissen. Auch auf ihrem Gesicht sehe ich ihn sogleich – diesen unsäglichen Gedanken.
    Wir reden kaum ein Wort: Wir stehen nur auf und machen uns fertig. Draußen ist es noch ganz still, und als wir auf den Bus warten – ich in einem dunkelblauen Blazer und heller Hose, sie in einem umwerfenden roten Kostüm –, ist es so ruhig, daß Venice mir wie ausgestorben vorkommt.
    Das riesige Coke-Gebäude ist vom Bus schon aus gut fünf Minuten Entfernung zu erkennen, und 6 nimmt meine Hand. Ich seh sie überrascht an. Ihr Gesicht ist zu einer Maske erstarrt.
    »Wir können es schaffen«, sagt sie mit grimmiger Miene. »Egal, was er anstellt, wir schaffen es.«
    heimkehr

    Bei Coke ist schon mächtig was los, als wir dort ankommen, und wir sind zunächst etwas irritiert. Ein paar Anzüge erwischen uns im Aufzug und beglückwünschen uns überschwenglich zu unserem Erfolg am letzten Freitag. 6 nickt ihnen ein paarmal knapp zu, bis sie im zehnten Stock aussteigen.
    Im vierzehnten öffnet sich dann die Aufzugtür, doch wir stehen nur wie angewurzelt da, weil wir offenbar beide

Weitere Kostenlose Bücher