Sirup: Roman (German Edition)
Obermöpse bei Coke zählt allein, ob der Film ein Erfolg wird. Daran werden wir gemessen«, sagt 6 und tritt auf den Gang hinaus. »Und das Komitee hat die Macht, uns diesen Erfolg zu vermasseln. Das heißt: Wir sind nicht mehr Herr unseres Geschicks. Und das ist verdammt beschissen.«
»Oh«, sage ich. Inzwischen versteh ich etwas besser, was sie meint. »Dann müssen wir das Komitee halt umgehen, oder?«
»Wenn das so einfach wär«, sagt 6. »Schließlich haben die das Geld, das wir brauchen. Trotzdem tun wir natürlich, was wir für richtig halten.« Sie bleibt stehen und wirft einen kurzen Blick auf die Kaffeemaschine. Kann sein, daß sie stumm von dem alten Gerät Abschied nimmt.
»Hey«, sage ich. »Was kann uns dieses Komitee denn schon anhaben? Ohne uns sind die doch voll aufgeschmissen.«
6 stößt einen Seufzer aus.
scat bekommt ein eigenes büro
»Hier entlang, bitte«, sagt Pam und hält uns die Tür auf.
Ich stehe fassungslos da und betrachte den riesigen Raum, die Farne und den irren Ausblick.
»Ist das für uns beide?« sagt 6 mit einem Anflug von Gereiztheit.
»Tut mir wirklich leid, 6«, meint Pam hastig. »Aber im Augenblick gibt es nicht genug Büroraum. Nächsten Monat werden einige der Besprechungszimmer umgebaut.«
»Wow«, sage ich und befingere einen Farn.
»Und – hat @ ein eigenes Büro?« will 6 wissen.
»Hmm, keine Ahnung«, piepst Pam wenig überzeugend.
6 seufzt.
»Dann geh ich jetzt mal«, sagt Pam und ergreift die Flucht. Sie macht die Tür hinter sich zu.
»Echt fantastisch hier.« Ich geh ein paar Schritte und presse mein Gesicht gegen das zimmerhohe Fenster. »Schau mal, wie klein die Leute da unten aussehen.«
6 schweigt sich aus, und ich höre, wie sie an den Knöpfen der Kaffeemaschine herumfummelt. Ich möchte nicht erleben, wie sie rumzickt, wenn jemand ihr auch noch diesen Apparat wegnehmen will.
»Wow«, entfährt es mir abermals.
»Scat«, sagt 6 knapp, »falls wir gemeinsam in diesem Büro arbeiten wollen, müssen wir uns auf ein paar Grundregeln einigen.«
»Oh«, sage ich. »Okay.«
»Erstens: Glotz nicht ständig aus dem Fenster. Du siehst ja aus wie ein Sechsjähriger.«
»Oh, tut mir leid.«
»Außerdem: Wenn du hier in diesem Raum mit jemandem eine Besprechung hast, dann lehn dich gefälligst nicht in deinem Stuhl nach hinten.«
»Sind das etwa Freischwinger?« frage ich neugierig und mache mich gleich an einen der Stühle heran.
»Egal«, sagt 6. »Kann sein, daß du dich dabei wohl fühlst, trotzdem wirkt es großkotzig.«
»Ah.« Ich laß den Stuhl wieder los.
»Außerdem ist es wichtig, daß auf deinem Schreibtisch Ordnung herrscht, aber unter ›Eingänge‹ mußt du stets einen Stapel Post verwahren«, sagt 6. »Daran erkennt man, daß du vielbeschäftigt und effizient bist.«
»Verstanden.«
»Stell keine persönlichen Dinge auf deinen Schreibtisch – Familienfotos, kleine Zitate und so weiter – absolut nichts.«
»Und wieso nicht?«
»Solche Dinge verweisen auf deine Privatsphäre«, sagt 6, »und machen dich deshalb verwundbar.«
Ich lege die Stirn in Falten. »Sind das die Regeln des Erfolgs?«
»Egal – halte dich einfach daran«, sagt 6 genervt.
Geldsegen
An unserem ersten Morgen verschlingen wir einen Bericht nach dem anderen. Brennan hat von allen, die auch nur entfernt mit dem Filmprojekt zu tun haben, Berichte angefordert. Wir wühlen uns durch die Papiere der letzten vier Monate, bevor wir kapieren, daß es überall nur heißt: Alles spitze.
Nachmittags studiert 6 den Drehplan. Ich versuche derweil, mir einen Überblick über die Ausgaben zu verschaffen. Um 19 Uhr 30 bemerkt sie, daß ich aus dem Fenster starre. »Brauchst du etwas?«
»6«, sage ich stöhnend. »Könnten wir vielleicht mal ’ne Pause machen? Ich kann keine Zahlen mehr sehen.«
»Na gut«, sagt 6 und schließt ihren Ordner. Sie wirkt total frisch. Ja, sie sieht um keinen Deut anders aus als sonst: hellwach und voll konzentriert. »Machen wir für heute Schluß.«
»Dann müssen wir uns aber beeilen. Um 19 Uhr 42 fährt der nächste Bus.« Ich kann nicht behaupten, daß ich mich gerade darauf freue, die nächste halbe Stunde in einer kalten Blechdose zu verbringen und ständig darauf zu achten, daß ich nicht zufällig einem abgedrehten Psychopathen in die Äuglein schau.
»Mit dem Bus brauchen wir jetzt nicht mehr zu fahren«, sagt 6. Sie zieht ein Kuvert aus einer Schublade. »Von jetzt an zahlt Coke unsere Rechnungen.« In dem
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