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Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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die Sirenen, und die Feuerwehr preschte heran. Ich dachte, es würde mir gut tun, wenn ich den Adrenalinstoß an den Geräten abarbeitete.
    Später ging ich geduscht und im frischen Hemd aus dem Studio und wollte nachsehen, was da eigentlich los war. Mitten in der Adlzreiterstraße war eine Absperrung errichtet worden, niemand durfte mehr durch. Der Brand allerdings war gelöscht. Es sah tatsächlich so aus, als habe eine Bombe eingeschlagen. Straße und Pflaster waren mit Glasscherben übersät, die gelb gestrichene Außenwand des Hauses war bis zum zweiten Stock hoch rußgeschwärzt. Es dauerte eine Weile, bis ich endlich begriff, was ich sah: Bei dem betroffenen Laden handelte es sich um Marios Geschäft. Mir wurde sofort schwach, denn ich dachte an Julius und seinen Job gestern Nacht.
    Wie so oft hatte ich dieses gottverdammte Handy zu Hause gelassen. Allerdings wusste ich, dass gleich am Eck eine Telefonzelle war. Ich rannte los.
    Wie auf glühenden Kohlen stand ich in der Zelle undversuchte, die Pause zwischen den Klingeltönen in das Knacken umzudeuten, welches das Abnehmen des Hörers signalisierte. Endlich, nach Minuten, wie mir schien, war es so weit.
    – Ja, raunzte eine schläfrige Stimme.
    – Julius, bist du das?
    – Logisch.
    – Gott sei Dank!
    – Bist du noch ganz dicht, Gossec?
    Julius kam offenbar zu sich.
    – Ist dir klar, dass ich die ganze Nacht durchgeschuftet habe. Muss das sein, dass du mich schon zu dieser Zeit herausklingelst?
    – Jetzt halt mal die Luft an, Julius, und hör mir genau zu. Du kannst in Altötting fünf Kerzen spendieren, dass du noch am Leben bist.
    Julius’ Atem ging schwer, fast rasselnd. Dann jagte der Schreck seinen Puls in die oberste Etage.
    – Kannst du mir endlich sagen, was los ist, schrie er.
    – Marios Laden ist praktisch ausradiert. Ein schwarzes Loch. Vollkommen kaputt und ausgebrannt. Ich wollte nur wissen, ob du es unbeschadet geschafft hast.
    Julius ließ ein gurgelndes Räuspern hören.
    – Au Scheiße! Das ist ja übel.
    – Hat er dich nicht bezahlt?
    – Unsinn, erwiderte Julius. Du kennst doch Mario. Ich habe alles bar auf die Kralle bekommen. Darum geht es doch nicht.
    Wir schwiegen. Wahrscheinlich dachten wir beide dasselbe.
    – Hast du es gemacht, fragte ich.
    Julius’ Schweigen war betreten, irgendwie schuldbewusst.
    – Klar habe ich es gemacht. Und zwar gleich als erstes, ging ziemlich flott. Eine Stunde, nachdem wir auseinander gegangen sind, war die Website schon komplett weg. Habe den Server mit einem Formatierungsbefehl in die Wüste geschickt. Wie du es wolltest.
    Gerne hätte ich von Julius erfahren, ob er es für möglich hielt, dass die Spur zurück zu Marios Rechner verfolgt werden konnte. Aber ich verkniff mir diese Frage. Ich hatte den Eindruck, dass Julius schon jetzt psychisch an der Kante war.
    – Wunderbar, sagte ich stattdessen, so munter wie möglich. Ich wusste ja, dass du das hinkriegen würdest. Dann schlaf dich aus, wir sehen uns später.
    Noch bevor ich einhängen konnte, klopfte jemand an der Scheibe. Auf dieses Gesicht und das herrische Winken, das mich nach draußen beorderte, hätte ich nur allzu gerne verzichtet.

20
    Inspektor Dorst musterte mich. Er drückte die ineinander verschränkten Hände nach außen und ließ die Fingergelenke knacken.
    – Reiner Zufall, was?
    Ich zuckte die Achseln.
    – Zwei junge Frauen koksen, eine stirbt. Kurz darauf filzen Sie das Haus. Dimauro taucht bei Ihnen auf, Sie düsen mit ihm ab. Und jetzt wird einer ins Jenseits befördert, und schon wieder ist Herr Gossec vor Ort. Find ich komisch.
    – Moment mal, warf ich ein. Ich sehe hier nur einen ausgebrannten Laden.
    – Blind, was?
    Dorst versuchte mich mit seiner Süffisanz zu provozieren. Tatsächlich sah ich nun, dass hinter der Absperrung ein Notarztwagen stand. Die Sanitäter hoben eine Trage auf die herausgezogene Heckklappe. Bungert stand mit dem Arzt in Verhandlung.
    – Gibt es einen Zusammenhang der drei Vorfälle?
    – Hören Sie, Inspektor: Ich wohne hier um die Ecke, das wissen Sie. Und vorhin hat es ziemlich gekracht. Taub bin ich nicht.
    – Was issen da drin?
    Dorst zeigte auf meine Sporttasche. Ich reichte sie ihm.
    – Bitte schön.
    Er öffnete den Reißverschluss und verzog angewidert das Gesicht.
    – Du meine Güte! Tragen Sie ein Milchsäuredepot spazieren?
    – Sportkleidung. Gerade komme ich von Ben’s Kraftstudio.
    – Zeugen?
    – Mindestens ein Dutzend.
    – Und heute früh, sagen wir: acht

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