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Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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Bilder aus dem Film, den du gesehen hast, kursieren im Internet. Liegen auf dem Server der Oase .
    – Ach ne?
    – Geile Proms in flagranti erwischt. So ähnlich. Kannst du downloaden gegen Bezahlung. Dort gibt es nun auch eine Serie Sister Sox .
    – Und wie kriegen wir das weg?
    Julius schaute resigniert auf das eingepackte Werkzeug und zuckte die Achseln. Er klopfte sich Brust- und Hosentaschen ab.
    – Hast du meine Schutzbrille gesehen?
    Ich tippte an die Stirn. Julius zog schon wieder eine so beleidigte Miene, dass ich seiner Schutzbrille, die er auf seinen Stirnhöcker geschoben hatte, einen Schubs nach unten gab. Im Weichzeichner der Fettschlieren sah er noch trauriger aus.
    – Wie wir das wegkriegen, habe ich gefragt.
    – Du kannst den Betreiber der Website verklagen. Gossec, ich habe da einen Superanwalt, der auf so was spezialisiert ist. In vielen Fällen hat er schon Erfolg gehabt. Die Adresse kann ich dir noch raussuchen, wenn du …
    Ich spürte ganz deutlich, wie sich mein Hals zum Kehlsack eines Ochsenfroschs aufblähte.
    – Dieses Rechtsanwaltgesülze kannst du dir sonst wohin schieben. Du bist der Techniker und Superprogrammierer, der sich durch sämtliche Rechner der Stadtverwaltung gehackt hat. Du sägst dieses Ding höchstpersönlich raus. Vernichten, platt machen – verstehst du? Auslöschen, Platte des Servers neu formatieren! Und zwar so schnell wie möglich.
    Schweigend standen wir uns gegenüber. Mein Herz schlug so heftig, dass Julius das Pochen hören musste.
    – Bitte. Du musst es tun. Damit dürfen diese Schweine nicht durchkommen.
    Julius nahm seine Schutzbrille ab, hauchte sie an und wischte an den Gläsern. Er legte sie in seine Werkzeugtasche und verschloss sie.
    – Okay, ich versuch es.
    Mit ungewöhnlich festem Blick sah er mich an.
    – Grobian! Gossec, du bist ein fürchterlicher Grobian.
    – Kuffnucke, erwiderte ich.
    Dann umarmte ich ihn. Aber es war widerlich, wie dieser gute Mensch nach Knoblauch stank.

17
    Die Luft war frisch, man atmete wieder freier. Kurzzeitig zumindest, denn vom großen Regen war außer ein paar kleinen Pfützen nichts übrig geblieben. Das aufgeheizte Pflaster hatte alles verdampfen lassen. Hundstage waren Hundstage und der Regen Tropfen auf heißen Stein. Es kostete mich viel Kraft, an Erikas Stehausschank vorbeizuschnüren. Liebend gern hätte ich mir die Hucke vollgesoffen, aber ich hatte für die nächsten Tage ein Riesenprogramm, und ein Fünfziger wie ich steckt solche Exzesse nicht mehr so leicht weg. Enthaltsamkeit war angesagt. Ich holte bei Bruno zweimal Pizza Margherita und eine eineinhalb Liter Colabombe.
    Als ich den Laden aufsperrte, war schnell klar, dass ich mir die zweite Pizza hätte sparen können. Carmello war wieder einmal verschwunden. Das hatte ich befürchtet. Wenn er mir zu Julius gefolgt war und nun zu randalieren begann, stand großer Ärger ins Haus.
    War aber trotzdem schade um die Pizza, zumal ich zweimal XXL gewählt hatte. Also nahm ich sie und klingelte bei Rübl. Er war wie immer im Unterhemd, diesmal olivgrüner Feinripp. Auf seiner Schulter saß eine schwarze Katze. Eine andere flüchtete um die Ecke.
    – Pizzadienst, sagte ich.
    – Wie viel, fragte Rübl.
    – Sechs Euro.
    Ich nahm das Geld, gab ihm die Pizza, und zwei Menschen waren glücklich. Dann setzte ich mich im Hof auf die Bank, aß meine Margherita und trank Cola dazu. Kurze Zeit später, es mochte vielleicht neun Uhr sein, stolperte ich nach drinnen und ließ mich schweinemüde ins Bett fallen.

18
    Am anderen Morgen war ich bereits um sechs Uhr hellwach. Ich pfiff mir ein Viererkännchen Espresso ein und aß den Aldi-Nachbau eines Prinzenkeks aus dem Kühlschrank dazu. Der erste Punkt auf der Tagesordnung war eine Wohnungsauflösung, die ich schon letzte Woche zugesagt hatte. Später kam etwas Heikles: Ich musste noch einmal hinaus in den Euroindustriepark zur Oase , um herauszubekommen, wo Pia steckte. Diesmal würde es nicht bei eingeworfenen Spiegeln bleiben.
    Ich fuhr nach Pasing in die Maria-Eich-Straße. Es handle sich um eine Zweizimmer-Wohnung, hatte man mir gesagt. Die Tochter der Verstorbenen empfing mich unten auf der Straße und begleitete mich hoch. Als sie aufsperrte, war mir sofort klar, dass auch diese Aktion ein Reinfall werden würde. Was für ein Siff! Eine Kammer war bis obenhin voll mit Pressedevotionalien. Beginnend mit dem Feuerreiter und der Münchner Katholischen Kirchenzeitung lag die ganze Entwicklung der katholischen

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