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Sister Sox

Titel: Sister Sox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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kam, an dem mir sofort ein Platz frei gemacht wurde. Ein Mönch beim Essen und Pokulieren ist hierzulande nicht unüblich, man wirbt sogar damit und hat bis heute nicht vergessen, dass es Mönche waren, denen München die Entstehung und seinen Namen verdankt. Also saß ich dementsprechend komfortabel. Sabatino war nicht zu sehen, offenbar hatte die Firma ihre Krisenbewältigung noch nicht abgeschlossen. Nur Rita kam, scheuer als gewohnt, und machte keine Anstalten, sich von mir knuddeln zu lassen, denn Intimitäten mit Mönchen in der Öffentlichkeit sind nicht gern gesehen.
    – Mein Gott, Gossec, bist du das?
    Ich knurrte wie ein alter Hund.
    – Und was haben sie mit dir angestellt? Mit deinem Gesicht meine ich.
    – Man hat versucht, mir die Fresse zu polieren. Ich nehme die gegrillte Brasse und eine Schorle, okay?
    Ich konnte mir das leisten, schließlich war ich gerade im Außendienst gewesen und hatte gut verdient. Aus Respekt vor dem Amt, das ich bekleidete, geriet die Brasse besonders groß und kross und wurde von Giovanni, dem Koch, eigenhändig filettiert und mit Zitrone und Öl beträufelt.
    – Und warum bist du eingetreten, fragte Rita, als sie mir den Prachtteller hinstellte.
    – Noviziat auf Probe, erwiderte ich. Ich könnte aber auch noch bei den Buddhisten Mitglied werden.
    – Genau das überlege ich mir schon die ganze Zeit, sagte Rita, aber mit den Dienstzeiten hier passt das überhaupt nicht zusammen.
    Von dieser köstlichen Mahlzeit ging eine wundersame Wirkung aus, die sicher damit zu tun hatte, dass Leib und Seele sich wiederbegegneten und feststellten, dass sie doch zusammengehörten. Zu guter Letzt schlabberte ich noch eine Zabaione. Das einzig wirklich Traurige war, dass das alles nun vorbei war und ich wieder an meine Aufgabe heran musste.
    – Wo steckt Sabatino, fragte ich Rita.
    Rita guckte wieder wie ein Mäuschen und huschte davon; mir war klar, dass ich hinüber in den Ziegelbau musste.

38
    Etwas bänglich war mir nun doch zumute, als ich die Treppen hochstieg. Ich klingelte oben bei der Nobilitas SpA . Ein junger Mann mit lockigen Haaren öffnete die Tür. Ich fragte nach Signore Dimauro. Er bat mich herein, und ich durfte auf einem cremefarbenen Ledersessel Platz nehmen. Das ließ sich alles sehr gut an, aber dann kam Sabatino mit einem Espressotässchen in der Hand über den Gang geschlurft. Er musterte mich zunehmend misstrauischer und erkannte mich schließlich.
    – Bist du irre oder was, Gossec?
    Ich fackelte nicht lange und griff ihn mir. Ich packte ihnam Krawattenknoten, den ich so weit zuzog, dass er das Maul halten musste. Sabatino lief rot an.
    – Hör mal zu, du falscher Fuffziger! Wie kannst du es zulassen, dass mir eure Leute ein Loch in den Kopf schießen wollen? Wir kennen uns nun seit mehr als zehn Jahren, warum hast du das nicht ausgeräumt?
    Ich schüttelte ihn, weil er mir nicht Rede und Antwort stehen wollte, hatte dabei aber vergessen, dass er gar kein Wort herausbrachte.
    – Okay, du hältst jetzt die Schnauze und lässt mich Dimauro die ganze Geschichte erzählen, klar?
    Dann lockerte ich seinen Krawattenknoten, damit sein aufschwellendes Gesicht keine blaue Färbung annahm. Er japste. Nun ging die Tür auf, und Signore Dimauro ließ bitten. Das Büro war ein Traum aus Chrom, Rauchglas und cremefarbenem Leder. Sogar der Teppichboden war in greige, sicher handgefertigt von Armanis Haute Couture-Schneiderinnen. Durch das Fenster hatte man einen wunderbaren Blick auf den Schlachthof und war so nah am Geschehen, dass man per Telefon eine Lendenscheibe vom dritten Bullen der hinteren Reihe ordern konnte. Natürlich war der Raum klimatisiert, denn Kadaver- und Viehgestank hatten in so feinem Ambiente nichts zu suchen. Dimauro hatte sich erhoben und kam mir entgegen.
    – Was kann ich für Sie tun, Padre?
    – Die Absolution erteilen, Herr Dimauro. Lassen Sie mich kurz telefonieren, damit wir schnell zur Sache kommen können.
    Dimauro wies mir den Apparat auf seinem Schreibtisch.Ich wählte Hinnerks Nummer und bat ihn, Carmello ans Telefon zu holen. Schon bei seinem Namen hielt es Dimauro nicht mehr im Stuhl.
    – Carmello, ich stehe bei deinem Vater im Büro. Es würde mir meinen Job unendlich leichter machen, wenn seine Leute aufhören könnten, mir den Kopf wegzuschießen. Könntest du ihm bitte mal bestätigen, dass ich dich mehrfach aus der Scheiße geholt und dein Leben gerettet habe.
    Dann drückte ich den Raumlautsprecher des Telefons.
    – Sono io,

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