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Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition)

Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition)

Titel: Sitzen vier Polen im Auto: Teutonische Abenteuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Tobor
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dann die enttäuschenden Geschenke. Als mir vor Erschöpfung über meine Überflüssigkeit am Tisch eine Träne entfleuchte, zwinkerte Oma mir verschmitzt zu und verdrehte dann gekonnt die Augen. Und während wir beide die Lippen aufeinanderpressten, um uns ein Lachen zu verkneifen, verstand ich genau, was Oma mir sagen wollte: Ich sehe, dass du genervt bist, Kindchen. Ich hab auch schon wieder Kopfschmerzen von dem dummen Geplapper. Sie reichte mir noch ein Stück Buttercremetorte, bevor sie sich erhob und die Tischgesellschaft verließ.
    Ich sah schräg hinüber zu Onkel Ewald, Omas Bruder. Auch er sah aus, als würde er sich nach Abwechslung sehnen. Onkel Ewald war nicht von der steifen Sorte. Keine Familienfeier, auf der er sich nicht Gurkenscheiben auf die Augen legte und derart »bebrillt« in jedes Foto sprang. Doch bis zum Abendessen mit den Gürkchen war es noch weit. Onkel Ewald versicherte sich klopfend der Zigarettenschachtel in seiner Hemdtasche und flüchtete auf den Balkon. Durch das so entstandene kleine Durcheinander konnte auch ich mich endlich davonstehlen, ohne einen schlechten Eindruck zu hinterlassen.
    Als ich aus dem Bad zurückkam, sah ich Oma allein in der Küche stehen. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und spähte aus dem Fenster.
    »Ola?«, sagte sie, als ich an der Tür vorbeischlich. Ich trat zu ihr in die Küche, wo mich der Geruch der Tigersalbe nicht sonderlich überraschte. »Komm mal eben«, sagte Oma. »Ist das nicht dein kleiner Schwabenfreund da unten?«
    »Welcher Freund?«, fragte ich erschrocken.
    »Na, dieser Idiotenkranz aus Neustadt. Wie hieß er noch gleich?«
    Ich schob mit unruhiger Hand die Gardine beiseite. Unten stand ein apfelgrünes Fahrrad, und den Jungen, der sich darauf unserem Haus näherte, kannte ich in der Tat. »Dominik?«, flüsterte ich ungläubig. Ich hatte ihn an seinem Pottschnitt erkannt.
    »Was fällt dem ein, ausgerechnet heute hier aufzukreuzen!« Oma schüttelte belustigt den Kopf. »Lauf schnell runter und verscheuch ihn, bevor er hier klingelt und alle fragen.«
    Ich konnte es noch gar nicht glauben. Was hatte Dominik hier zu suchen? Ich stürmte geradezu aus der Wohnung, meine weißen Lackschuhe klackten durchs Treppenhaus wie fröhliche Kastagnetten. Ich stieß die Tür auf und rannte regelrecht in Dominik hinein, der schon den Finger auf der Klingel hatte.
    »Heute ist doch meine Kommunion!«, sagte ich atemlos, aber meine Absicht, Dominik wegzuschicken, wurde von meinem großen Bedürfnis verdrängt, ihn zu umarmen. Mein Herz klopfte, aber nicht vor Wut, nein, es klopfte vor Freude.
    »Boah, cool! Du siehst aus wie voll die Prinzessin!«, sagte Dominik, der gar nicht mehr so schludrig aussah, wie ich ihn in Erinnerung hatte. »Ich wusste nicht, dass du heute Kommunion hast. Ich hab mir einfach so gedacht, ich besuch dich, weil Sonntag ist und keine Schule.«
    Ich wurde erst rot, dann schaute ich hoch. Omas Haarturm ragte aus dem Fenster im dritten Stock. Dominik winkte Oma linkisch zu. »Wollt ihr ein bisschen herumlaufen?«, fragte Oma und zwinkerte verschwörerisch. Ich konnte ihr ansehen, dass sie wusste, wie ich mich fühlte. Und dass ich jetzt nichts so sehr brauchte wie einen Freund. »Ich sag den anderen, dass du dich schlafen gelegt hast«, rief Oma leise herunter. Ich lächelte sie voller Dankbarkeit an. In den nächsten zwei Stunden würde sowieso niemand nach mir fragen.
    »Wo sollen wir denn hin?«, fragte Dominik. »Kennst du ’nen guten Spielplatz oder so?«
    »Was Besseres!«, sagte ich und schwang mich kostümiert wie eine Braut auf der Flucht auf den Gepäckträger. »Fahr einfach, wohin ich dir sage. Erst die Straße runter.«
    Die Sonne strahlte heiter durch das zarte Gespinst aus hellgrünen April-Blättern. Dominik trat so kräftig in die Pedale, dass ich mein dürftiges Kränzchen mit einer Hand festhalten musste, bevor ich es einfach im Fahrtwind davonfliegen ließ, so unbekümmert, wie andere eine Zigarette wegschnippen. Dominiks Rücken roch nach frischer Wäsche, und ich hielt mich an ihm fest, während der kühle Wind durch die Spitze meiner Ärmel drang und mir die Haare zerzauste.
    Als Dominik aus der Puste kam, hielten wir zur Pause an einem Kiosk. Ich zog einen gefalteten Fünfmarkschein aus meinem Schuh, den ich am Morgen dort hineingesteckt hatte, für alle Fälle. Während Dominik von seinem neuen, selbst ersparten Fahrrad erzählte, kaufte ich uns eine gemischte Tüte ohne Lakritz und für jeden

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