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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Garcia
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Die anderen Mütter folgten ihrem Blick. Einen Moment lang sagte niemand etwas. Ich dachte: Vielleicht tue ich ihnen leid und sie packen ihre Flugblätter in ihre Minivans und Kombis und fahren heim. Mrs Lincoln, in deren Haus ich beinahe so oft übernachtet hatte wie in unserem eigenen. Mrs Snow, die genau genommen eine entfernteVerwandte von mir war. Mrs Asher, die mir die Hand verbunden hatte, als ich sie mir mit zehn Jahren an einem Angelhaken aufgeschlitzt hatte. Mrs Ellery, die mir zum ersten Mal einen richtigen Haarschnitt verpasst hatte. Alle diese Frauen kannten mich. Sie kannten mich von Kindesbeinen an. Es war unvorstellbar, dass sie mir, ausgerechnet mir, so etwas antaten. Bestimmt würden sie sich bald wieder einkriegen.
    Vielleicht würde es ja so kommen, wenn ich mir es nur oft genug einredete.
    Es wird schon alles gut werden.
    Als ich meinen Irrtum erkannte, war es schon zu spät. Sie hatten sich von dem Schock, Lena und mich zusammen zu sehen, erholt.
    Mrs Lincolns Augen verengten sich. »Direktor Harper …« Sie sah erst zu Lena, dann zu mir, dann schüttelte sie den Kopf. Bei Link würde ich so schnell nicht mehr zum Essen eingeladen werden. Mrs Lincoln hob die Stimme. »Direktor Harper hat uns seine volle Unterstützung zugesichert. Wir werden die Gewalt, wie sie an anderen Schulen in diesem Land herrscht, hier in Jackson nicht hinnehmen. Ihr jungen Leute habt recht, wenn ihr eure Schule beschützt – und wir, die Eltern, die sich Sorgen machen«, sie musterte uns streng, »wir werden alles tun, um unseren Kindern beizustehen.«
    Immer noch Händchen haltend, gingen Lena und ich an ihnen vorbei. Emily baute sich vor uns auf und hielt mir einen Handzettel hin, Lena würdigte sie keines Blickes. »Ethan, komm doch zu demTreffen heute. Die Schutzengel könnten dich gut gebrauchen.«
    SeitWochen hatte sie zum ersten Mal wieder mit mir gesprochen. Ich wusste genau, was sie eigentlich sagen wollte.Wenn du zu uns gehören willst, dann ist das deine letzte Chance.
    Ich stieß ihre Hand weg. »Genau das ist es, was wir hier in Jackson brauchen. Ein bisschen mehr von deinem engelhaften Getue. Geh und quäle doch ein paar Kinder. Oder reiße einem Schmetterling die Flügel aus. Wirf ein paar Jungvögel aus dem Nest.« Ich zog Lena an ihr vorbei.
    »Was würde deine arme Mutter dazu sagen, EthanWate?Was würde sie von der Gesellschaft halten, mit der du dich umgibst?« Ich drehte mich um. Mrs Lincoln stand direkt hinter mir. Sie war gekleidet wie immer, das heißt, sie sah aus wie eine rachsüchtige Bibliothekstante aus einem Kinofilm, mit einer billigen Brille aus dem Supermarkt und Haaren, die sich nicht entscheiden konnten, ob sie nun grau oder braun waren und die bis in die Spitzen ihre Missbilligung ausdrückten. Man musste sich wundern, wieso Link so anders war . »Ich werde dir sagen, was deine Mutter dazu gesagt hätte. Sie hätte geweint. Sie würde sich im Grabe umdrehen.«
    Jetzt war sie zu weit gegangen.
    Mrs Lincoln wusste rein gar nichts von meiner Mutter. Sie wusste nicht, dass meine Mutter dem Schulleiter eine Kopie jedes einzelnen Gerichtsbescheids geschickt hatte, der sich gegen die Bücherzensur in den USA richtete. Sie wusste nicht, dass sich jedes Mal ihr Magen verkrampfte, wenn Mrs Lincoln sie zu einerWohltätigkeitsveranstaltung oder zu einemTreffen der TAR einlud. Nicht weil meine MutterWohltätigkeitsveranstaltungen oder die TAR nicht ausstehen konnte, sondern weil sie nicht ausstehen konnte, wofür Mrs Lincoln stand: die engstirnige Arroganz, die Frauen in Gatlin, Frauen wie Mrs Lincoln und Mrs Asher, an denTag legten.
    Meine Mutter hatte immer gesagt: Der richtigeWeg ist nie der bequeme. Und jetzt, in diesem Moment, wusste ich, was ich tun musste, auch wenn es nicht einfach sein würde. Auch wenn die Konsequenzen unangenehm sein würden.
    Ich sah Mrs Lincoln fest in die Augen. »Alle Achtung, Ethan. Das hätte meine arme Mutter gesagt, Ma’am.«
    Ich drehte mich um und ging weiter, Lena zog ich neben mir her. Wir waren nur noch ein paar Schritte von der Schulverwaltung entfernt. Lena zitterte, obwohl sie nicht so wirkte, als hätte sie Angst. Ich drückte immer wieder ihre Hand und wollte sie beruhigen. Ihre langen schwarzen Haare kräuselten sich, wurden glatt, kräuselten sich wieder. Es sah aus, als würde sie jeden Moment explodieren, aber vielleicht würde ich ihr ja zuvorkommen. Ich hätte nie gedacht, ich könnte einmal so froh sein, die Eingangshalle von Jackson zu

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