Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe
bi-schizo-manisch oder so was Ähnliches sein soll.«
»Sie ist nicht meine Freundin, wir sind einfach Bekannte«, sagte ich, ohne nachzudenken.
»Halt die Klappe, Kumpel. Du bist so in sie verknallt, dass man es meilenweit hört.« Aber das hätte er auch von jedem anderen Mädchen gesagt, mit dem ich geredet hätte, von dem ich ihm erzählt hätte oder dem ich in der Aula nur hinterhergeschaut hätte.
»Bin ich nicht. Gar nichts ist passiert. Wir hängen nur zusammen rum.«
»Du erzählst so eine Scheiße, du könntest glatt alsToilette durchgehen. Du bist in sie verliebt,Wate. Gib’s zu.« Feinfühligkeit war nicht Links Stärke, und ich glaube auch nicht, dass er sich vorstellen konnte, mit einem Mädchen herumzuhängen, außer aus den naheliegenden Gründen – es sei denn, sie spielte Lead-Gitarre.
»Ich hab ja nicht gesagt, dass ich sie nicht mag. Wir sind einfach Freunde.«Was auch stimmte, ob ich es wollte oder nicht. Aber das stand auf einem anderen Blatt. Wie auch immer, bei diesenWorten muss ich wohl ein wenig gelächelt haben. Großer Fehler.
Link tat, als würde er sich übergeben, und kam dabei mit dem Auto ins Schlingern, sodass er fast einen Lastwagen gerammt hätte. Aber er wollte mich nur hochnehmen. Im Grunde war es Link egal, wen ich mochte, wenn er mich nur damit aufziehen konnte. »Also sag schon, stimmt es? Ist was dran?«
»Was meinst du damit?«
»Du weißt schon. Ist sie gaga oder einfach nur meschugge?«
»Eine Fensterscheibe ist kaputtgegangen. Das ist alles. Daran ist doch nichts Ungewöhnliches.«
»Mrs Asher sagt aber, sie hat das Fenster eingeschlagen oder irgendetwas dagegengeworfen.«
»Erstaunlich, besonders wenn man bedenkt, dass Mrs Asher gar nicht bei uns im Englischunterricht ist.«
»Meine Mom auch nicht, aber sie hat gesagt, dass sie heute in der Schule vorbeikommen will.«
»Großartig. Halte ihr einen Platz an unserem Tisch frei.«
»Vielleicht hat Lena so was in ihren früheren Schulen auch gemacht, vielleicht hat man sie deshalb in eine Art Anstalt gesteckt.« Link meinte das ernst, und das konnte nur bedeuten, dass er seit dem Zwischenfall mit dem Fenster eine ganze Menge gehört hatte.
Einen Augenblick lang musste ich daran denken, wie Lena ihr Leben bezeichnet hatte. Kompliziert. Vielleicht war dies eine jener Komplikationen oder einfach nur eins von den sechsundzwanzigtausend anderen Dingen, über die sie nicht sprechen konnte.Was, wenn all die Emily Ashers, die es auf derWelt gab, recht hatten?Was, wenn ich mich auf die falsche Seite gestellt hatte?
»Nimm dich in Acht, Mann. Vielleicht hat sie schon einen Stammplatz bei den Durchgeknallten.«
»Wenn du das wirklich glaubst, dann spinnst du.«Wortlos bogen wir auf den Schulparkplatz ein. Ich war verärgert, obwohl ich wusste, dass Link mich nur warnen wollte. Aber ich konnte nichts dagegen tun. Heute war alles anders für mich. Ich stieg aus und schlug die Autotür zu.
Link rief mir nach: »Ich mach mir Sorgen um dich, Kumpel. Du benimmst dich ziemlich komisch.«
»Wie, bist du jetzt mit mir verheiratet? Vielleicht solltest du dir mehr Sorgen darüber machen, warum du es nicht schaffst, ein Mädchen anzuquatschen, ob es nun verrückt ist oder nicht.«
Er stieg aus dem Auto und sah zumVerwaltungsgebäude hinüber. »Mag sein, aber vielleicht solltest du deiner Freundin, oder wie du sie nennen willst, sagen, dass sie heute lieber vorsichtig sein soll. Schau mal dort rüber.«
Auf der Eingangstreppe standen Mrs Lincoln und Mrs Asher und sprachen mit Direktor Harper. Emily stand zusammengesunken neben ihrer Mutter und versuchte, leidend auszusehen. Mrs Lincoln hielt Mr Harper einenVortrag, und der nickte eifrig, als wollte er sich jedesWort merken. Direktor Harper mochte in der Schule das Sagen haben, er wusste aber nur zu gut, wer in der Stadt das Sagen hatte. Er unterhielt sich gerade mit zweien von ihnen.
Als Links Mutter fertig war, lieferte Emily eine besonders lebhafte Darstellung desVorfalls mit dem zerbrochenen Fenster. Mrs Lincoln legte ihr mitfühlend die Hand auf die Schulter. Direktor Harper schüttelte nur den Kopf. Heute hingen wirklich rabenschwarzeWolken am Himmel.
Lena saß in dem großen schwarzen Auto. Der Motor lief und sie schrieb in ihr zerfleddertes Notizbuch. Ich klopfte ans Fenster und sie fuhr erschrocken zusammen. Sie schaute nach hinten, zumVerwaltungsgebäude. Sie hatte die Mütter auch schon entdeckt.
Ich gab ihr zu verstehen, dass sie die Tür öffnen sollte, aber
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