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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Garcia
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konnte keinen Tag länger für eine Sache kämpfen, an die ich nicht glaube. Nicht nach all dem, was ich gesehen habe. Die meisten der Burschen, mit denen ich zusammen gekämpft habe, wussten nicht einmal, worum es in diesem Krieg geht. Sie vergießen ihr Blut für Baumwolle und sonst gar nichts.«
    Ethan nahm ihre kalten Hände in die seinen, die von Wunden übersät waren. »Ich verstehe es, wenn du mich jetzt nicht mehr heiraten willst. Ich habe kein Geld und jetzt habe ich auch keine Ehre mehr.«
    »Mir ist es gleich, ob du Geld hast, Ethan Carter Wate. Du bist der ehrenhafteste Mann, den ich jemals kennengelernt habe. Und es ist mir ganz egal, wenn mein Vater glaubt, dass die Unterschiede zwischen uns beiden unüberbrückbar sind. Er irrt. Du bist jetzt wieder zu Hause und wir beide werden heiraten.«
    Genevieve klammerte sich an ihn, als fürchtete sie, er könne sich in Luft auflösen, wenn sie ihn losließ. Aber der Gestank holte sie wieder in die Gegenwart zurück. Der widerliche Gestank nach verbrannten Zitronen, der Gestank nach ihrem Leben, das soeben verbrannte. »Wir müssen zum Fluss hinunter. Dorthin würde Mama gehen. Nach Süden, wo Tante Marguerite wohnt.« Aber Ethan hatte keine Zeit mehr zu antworten. Jemand kam. Äste knackten, als bahne sich jemand seinen Weg durchs Gebüsch.
    »Stell dich hinter mich«, befahl Ethan und stieß mit einem Arm Genevieve hinter sich, mit dem anderen griff er nach seinem Gewehr. Das Gebüsch teilte sich, und Ivy, die Köchin von Greenbrier, kam zum Vorschein. Sie trug nur ein Nachthemd, das rauchgeschwärzt war. Als sie die Uniform erblickte, schrie sie auf; sie war so ängstlich, dass sie gar nicht bemerkte, welche Farbe die Uniform hatte: Sie war grau, nicht blau.
    »Ivy, ist alles in Ordnung mit dir?« Genevieve lief auf die alte Frau zu, die schon am Hinfallen war, und stützte sie.
    »Miss Genevieve, was in aller Welt treibt Ihr hier draußen?«
    »Ich wollte nach Greenbrier. Ich wollte euch alle warnen.«
    »Dafür ist es schon zu spät, mein Kind, Ihr hättet ohnehin nichts mehr ausgerichtet. Die Blauen haben die Tür aufgebrochen und sind ins Haus eingedrungen, als wäre es ihr eigenes. Sie haben sich kurz umgesehen, was sie alles mitnehmen könnten, und dann haben sie Feuer gelegt.« Man konnte ihre Worte kaum verstehen. Sie war völlig außer sich, und immer wieder schüttelte sie ein Hustenanfall, Rauch und Tränen erstickten die alte Frau beinahe.
    »In meinem ganzen Leben habe ich noch keine Teufel wie diese gesehen. Ein Haus niederzubrennen, in dem Frauen sind. Sie alle werden dereinst Gott dem Allmächtigen im Jenseits Rede und Antwort stehen müssen.« Ivy versagte die Stimme.
    »Was willst du damit sagen? Sie haben ein Haus niedergebrannt, in dem noch Frauen waren?«
    »Es tut mir so leid, Kind.«
    Genevieve spürte, wie ihre Beine nachgaben. Sie sank in den Schlamm, der Regen rann über ihr Gesicht und mischte sich mit ihren Tränen. Ihre Mutter, ihre Schwester, Greenbrier – alles war nicht mehr.
    Genevieve blickte zum Himmel empor.
    »Gott ist derjenige, der mir eine Antwort schuldet.«
    Die Vision spuckte uns so schnell aus, wie sie uns verschlungen hatte. Ich sah vor mir den Prediger und Lena war nicht mehr da. Ich spürte, wie sie mir entglitt.
    Lena?
    Sie gab keine Antwort. Ich saß in der Kirche, mit kaltem Schweiß bedeckt, eingeklemmt zwischenTante Mercy undTante Grace, die gerade in ihren Portemonnaies nach Kleingeld für den Klingelbeutel suchten.
    Ein Haus niederzubrennen, in dem Frauen waren, ein Haus, das von Zitronenbäumen gesäumt war. Ein Haus, in dem – jedeWette – Genevieve ihr Medaillon verloren hatte. Ein Medaillon, in dem Lenas Geburtstag eingraviert worden war, allerdings schon vor über hundert Jahren. KeinWunder, dass Lena diese Visionen nicht sehen wollte. Allmählich war ich der gleichen Meinung wie sie.
    Es gab keine Zufälle.

Der wahre Boo Radley
    14.9.
    Am Sonntagabend las ich wieder einmal den Fänger im Roggen , bis ich müde genug war, um einzuschlafen. Nur dass ich beim besten Willen nicht müde genug wurde. Und ich konnte auch nicht richtig lesen, denn das Lesen war für mich nicht wie sonst. Ich konnte mich nicht in Holden Caulfield hineinversetzen, die Geschichte nahm mich nicht wie sonst gefangen, nicht so, wie sie einen gefangen nehmen muss, wenn man sich in einen anderen verwandeln will.
    Ich war nicht allein in meinem Kopf. Er war voller Medaillons und Brände und Stimmen.Voller Menschen, die ich

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