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Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Sixteen Moons - Eine unsterbliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Garcia
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verbergen, aber dass ich beinahe einen Satz gemacht hätte, hat mich, fürchte ich, verraten.
    »Das höre ich wahrhaftig nicht oft. Natürlich komme ich dieser Bitte gerne nach, wie man es von einem echten Südstaatengentleman erwarten darf.« Er sprach auf die schleppende Art der Südstaatler, hatte jedoch eine makellose Aussprache. »Es ist mir eine Freude, Sie endlich kennenzulernen, MrWate.«
    Ich konnte es nicht glauben, dass ich vor ihm stand.Vor ihm, dem geheimnisvollen Mr Ravenwood. Ich hatte wirklich erwartet, einen Boo Radley zu treffen – einen Kerl, der in Arbeitshosen ums Haus stapfte, eintönig vor sich hin brabbelte wie ein Neandertaler, und dem vielleicht auch noch der Speichel aus den Mundwinkeln tropfte.
    Aber dieser Mann war kein Boo Radley. Dieser Mann war eher ein Atticus Finch.
    Macon Ravenwood war tadellos gekleidet, so als wären wir, ich weiß nicht, im Jahr 1942. Sein blütenweißes Hemd hatte altmodische Silberknöpfe und sein schwarzes Dinnerjackett war makellos und saß perfekt. Seine Augen waren dunkel und leuchteten, man konnte fast meinen, sie seien schwarz. Sie waren verhangen, getönt, so wie die Scheiben des großen schwarzen Autos, mit dem Lena durch die Stadt fuhr. Man konnte nicht in diese Augen sehen, nichts spiegelte sich darin. Sie stachen hervor in seinem blassen Gesicht, das weiß war wie der Schnee, weiß wie Marmor, weiß wie, na ja, halt so weiß, wie man es von einem Einsiedler erwarten konnte. Seine Haare waren Salz und Pfeffer, vorne grau und am Scheitel so schwarz wie Lenas Haar.
    Man hätte ihn für einen Filmstar aus der Zeit vor der Erfindung des Farbfilms halten können oder auch für den R egenten eines Zwergenstaats, von dem noch nie jemand gehört hatte. Aber Macon Ravenwood war von hier. Das war dasVerrückte. Der alte Ravenwood war der Schwarze Mann von Gatlin, das hatte man mir von Kindesbeinen an eingetrichtert. Aber jetzt kam er mir vor, als gehörte er viel weniger in diese Stadt als ich.
    Er klappte das Buch zu, das er in der Hand hielt, ohne den Blick von mir zu wenden. Er sah mich an, ja, er sah fast in mich hinein, als suche er etwas. Vielleicht hatte der Typ einen R öntgenblick.Wenn ich an die vergangeneWoche zurückdachte, kam mir nichts unmöglich vor.
    Mein Herz klopfte so laut, dass ich sicher war, er könnte es hören. Macon Ravenwood hatte mich völlig aus der Fassung gebracht und er wusste es. Keiner von uns lächelte. Sein Hund stand aufmerksam und sprungbereit an seiner Seite, als warte er darauf, dass der alte Ravenwood ihm befahl, mich anzugreifen.
    »Wo habe ich nur meine Manieren gelassen?Treten Sie doch bitte ein, MrWate. Wir wollten gerade zu Abend essen. Sie müssen uns Gesellschaft leisten. Das Abendessen ist hier in Ravenwood immer eine große Angelegenheit.«
    Ich blickte Lena an und hoffte, sie würde mir irgendein Zeichen geben.
    Sag ihm, dass du nicht bleiben möchtest.
    Glaub mir, das will ich wirklich nicht .
    »Nein, danke, Sir. Ich möchte Sie nicht stören. Ich wollte Lena nur die Hausaufgaben vorbeibringen.« Wieder hielt ich den blauen Ordner hoch.
    »Unsinn, Sie müssen zum Essen bleiben. Und nach dem Essen werden wir uns im Wintergarten ein paar Zigarren genehmigen, oder bevorzugen Sie Zigarillos? Es sei denn, es ist Ihnen unangenehm reinzukommen, was ich durchaus verstehen könnte.« Ich wusste nicht, ob er einen Scherz machte oder nicht.
    Lena legte den Arm um seineTaille, und ich sah, wie sich sein Gesichtsausdruck augenblicklich änderte. Es war, als bräche die Sonne an einem trübenTag durch dieWolken.
    »Onkel M, bitte treib keine Späße mit Ethan. Er ist der einzige Freund, den ich hier habe, und wenn du ihn vergraulst, werde ich zuTante Del ziehen, dann hast du niemanden mehr, den du ärgern kannst.«
    »Ich habe immer noch Boo.« Der Hund blickte fragend zu Macon auf.
    »Den nehme ich mit. Schließlich läuft er mir durch die ganze Stadt hinterher und nicht dir.«
    Ich musste einfach fragen. »Boo? Heißt der Hund Boo Radley?«
    Ein kaum wahrnehmbares Lächeln huschte über Macons Gesicht. »Besser er als ich.« Er warf den Kopf in den Nacken und lachte, was mich erschreckte, denn irgendwie hatte ich nicht damit gerechnet, dass er überhaupt lächeln konnte. Schwungvoll öffnete er die Tür hinter sich. »Bleiben Sie bei uns, MrWate. Ich habe so gerne Gesellschaft, und es ist schon eine Ewigkeit her, seit wir in Ravenwood dasVergnügen hatten, einen Gast aus unserem wunderbaren kleinen Städtchen zu

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