Skagboys 01
ich mag ihn. »Ich hasse es, wenn Freunde sich streiten, und ich hasse es, wenn Freunde miteinander ficken«, hat er einmal gesagt, aber das hörte sich ziemlich einstudiert an.
Ich hab ihn mal gefragt, ob er schwul ist, aber er meinte nur, dass er nicht an Sex mit anderen Männern interessiert wäre. Er ist nicht wirklich mein Typ, aber in die Kiste würde ich trotzdem mit ihm steigen. Er besitzt ziemlich viel Charisma, und das ist auch ziemlich attraktiv. Vor ein paar Jahren sind wir mal zusammen zum Reading Festival runter und dann für ein paar Tage nach Paris. Es war komisch, mit einem Typen in einem Bett zu schlafen und nicht mit ihm zu ficken. Einmal bin ich allerdings aufgewacht, und da hatte er seine Hand an meiner Brust.
Beim Thema Brust muss ich gleich an meine Mutter denken – wie sie zu Hause rumsitzt, beide Titten vom Chirurgen abgeschnitten. Androgyn, wie ein Skelett. Ich schwöre bei Gott, sie sieht aus wie Bowie auf dem Cover von David Live . Ich sollte mehr Zeit mit ihr verbringen, aber ehrlich gesagt kann ich sie kaum ansehen. Ich beschäftige mich mit allem Möglichen, um nicht an sie denken zu müssen: Schwänze, Drogen, Gedichte, Filme oder einfach Arbeit.
Zurück nach Paris, zurück nach Paris, zurück nach Paris …
… ich hatte da einen Franzosen in einer Disco kennengelernt und heftig mit ihm rumgemacht. Da war Hamish ziemlich verärgert. Nicht genug allerdings, um sein Glück zu versuchen und mich zu ficken. Er ist ein dünner kleiner Mädchenjunge (so hat ihn Simon mal bezeichnet) mit kleinen femininen Augen, die aufglühen, wenn er seine Gedichte vorliest. Dann bekommt auch seine Haut so einen rosafarbenen Touch wie beim Orgasmus. Er gehört zu dieser Art Kerle, die im Knast echt begehrt wären, und das ist noch milde ausgedrückt.
Ich war stinksauer, als Mark Renton und dieser Keith Yule in die Band von Hamish eingestiegen sind. Da fingen sie nämlich plötzlich an, im Hoochie abzuhängen. Schätze mal, dass ich das als meine Szene angesehen hab und nicht wollte, dass da Unmengen von Leith-Gesocks aufkreuzen und das Niveau runterziehen. (Simon ist da eine Ausnahme, klar!) Leute aus Leith verachten nämlich die Menschen aus anderen Teilen von Edinburgh. Wenn du nicht aus Leith kommst, bist du nichts und niemand für sie. Ich bin zwar in Leith aufgewachsen, geboren wurde ich allerdings in Marchmont. Damit gehöre ich definitiv eher zu Rest-Edinburgh als zu Original-Leith. Eine andere Sache ist die, dass ich mal eine Zeit lang mit Marks Bruder Billy ausgegangen bin, mehr oder weniger zumindest. Da war ich aber noch in der Schule. Ich schwöre aber bei Gott, dass ich nicht mit ihm gepoppt habe, auch wenn alle Welt was anderes denkt. Für die Kerle aus Leith liegt so was immer automatisch auf der Hand, und bei den Mädels sieht es wahrscheinlich nicht viel anders aus.
So oder so, ich mach mich auf den Weg zum Hoochie, zu dieser kleinen Insel über den Wolken, wo du immer tolle Musik hören kannst und interessante Leute triffst. Als ich reinkomme, sehe ich zuerst Mark (igitt!), der durch den Club wat schelt und bestimmt schon wieder irgendwas ausheckt, und dann Simon (lecker!) mit seinen zurückgekämmten Haaren. Er steht an der Bar und quatscht mit dieser Nutte Esther, einer arroganten Kuh, die denkt, dass sie Rosen scheißt.
Bitte, fick sie nicht! Bitte, bitte, bitte, fick sie nicht …
Ich schwöre bei Gott, dass es mir nichts ausmacht, wenn Simon andere Frauen flachlegt. Ein jeder von uns geht nämlich seinen eigenen Weg. Wir erheben keinen Anspruch aufeinander, auch wenn ich schon seit unserer gemeinsamen Schulzeit im Leithy auf ihn stehe. Na gut, manchmal bin ich vielleicht schon ein bisschen eifersüchtig. Besonders, wenn es so Schlampen sind, die ich nicht abkann. Diese Esther fällt auf jeden Fall in diese Kate gorie. Ich sehe, dass Hamish mit Mark quatscht. Die beiden gehen zu zwei Mädchen rüber, die ich nicht wirklich kenne. Ich glaube, eine von den Girls ist die, die Colin Dugan einen geblasen haben soll, aber ich könnte mich auch irren. Armes Ding, in dieser Gesellschaft hat sie keine Chance, heute noch ne anständige Nummer zu schieben!
Als ich zu ihnen rübergehe, kann ich Hamish hören, wie er lügt, ohne rot zu werden: — Wendy, Lynsey, das ist mein guter Freund Mark Renton, ein äußerst talentierter Bassist.
Äußerst talentiert, mein Arsch! Er hat Mark aus zwei Bands geschmissen, weil der Mann ne Nulpe an seinem Instrument ist.
Mark, verschleierter Blick
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