Skagboys 01
uns verwirrt an. Dann starrt er mit Panik in den Augen auf die Theke und die Pepsi-Flaschen. Ihm scheint klar zu werden, dass der Schuppen keine Schanklizenz hat. — Hier gib’s ja gar kein … hier gib’s ja gar kein Alk!
— Korrekt …, grinst Tam.
Eine Sekunde später läuft die Visage von Second Prize knallrot an, und es sieht fast so aus, als würde er gerade einen epileptischen Anfall erleiden. — Was soll der Scheiß? Dann flippt er vollkommen aus. — IHR SCHLEPPT MICH DEN GANZEN WEG HIER RUNTER, UND DANN GIBT’S HIER NICH MAL ALK?! IHR VERDAMMTEN WICHSER!
Zuerst denke ich, dass er gleich einen von uns verprügelt. Ist schon am Hyperventilieren, der Typ. Stattdessen dreht er sich aber einfach um und stürmt aus dem Club.
— Meine Güte! Wie ist der denn drauf?! Wartet ma, ich hol ihn zurück, sagt Tommy.
— Lass ihn gehen, werfe ich ein. — Das ist doch absolut lächerlich!
— Aber er trinkt nun mal gerne einen, Mr. Mark, meint Keezbo.
— Machen wir doch alle, Mann, sag ich lachend. — Aber jetzt stell dir ma vor, dass du nich mal mehr ein paar Stunden ohne Alk auskommst. Das is ja schlimmer als bei nem verdammten Junkie! Hätte doch stattdessen n bisschen Weed mit uns rauchen können.
Nach dem Zwischenfall schauen wir uns in Ruhe um und registrieren erfreut die große Anzahl von akzeptabel aussehenden Girls. Ich liebe Northern Soul, aber Tatsache is, dass manche Clubnächte mehr Mädels vertragen könnten. Dann hör ich das Piano-Intro vom Anfang des Volcanos-Klassikers »(It’s Against) The Laws of Love« und springe – Rücken hin oder her – auf die Tanzfläche. — Komm schon, Tam, die spielen »Laws of Love«!, ruf ich noch zu Tommy rüber, werd dann aber abgelenkt, als ich einen kleinen Typen mit Kopfverband auf dem Dancefloor erblicke. Es is Nicksy.
I am reviewink, the sit-u-ay-shun …
Ich schaue Nicksy eine Weile beim Tanzen zu, ein entsetzliches Gezappel, das er da zelebriert. Während ich mich durch die tanzende Masse in seine Richtung vorarbeite, finde ich selbst in den Groove. Tommy und Keezbo stehen derweil immer noch an der Seite rum. Als ich schon fast bei Nicksy bin, um ihm Hallo zu sagen, legen sie »Skiing in the Snow« auf. Sofort verlasse ich die Tanzfläche, denn es ist die Version von Wigan’s Ovation und nicht das Original von den Invitations. Der fette Wichser Keezbo hingegen, dieser geschmacklose Jambo-Arsch, schmeißt sich bei der ersten Note aufs Parkett und legt richtig los.
Tommy und ich stehen derweil an der Bar rum und checken die Girls ab, die sich heute alle in Schale geschmissen haben: ärmellose Kleider (toll!), Spaghetti-Tops und kurze Röcke (geile Nummer!) oder enge Hosen und Blusen (Wahnsinn!). Tommy fragt mich über diesen InterRail-Trip durch Europa aus. — Du fährst also mitm Typen und zwei Ladys, richtig?
— So sieht’s aus.
— Sauber, Alter. Knallste eine von den Tanten?
— Nee, antworte ich und muss plötzlich an eine der beiden, Fiona Conyers, denken. Eine wirklich großartige Kirsche aus Whitley Bay und ne überzeugte Sozialistin noch dazu. Lange, glatte, pechschwarze Haare, ein hinreißendes Lachen und eine Oberweite, die sich jeder gerne anschaut. Auf der Stirn plagt sie eine Ansammlung kleiner Pickel, eine fettige Stelle, die das Clearasil nicht in den Griff bekommt. Irgendwie bin ich gerade drauf und dran, mir ein Münztelefon zu suchen und sie anzurufen. Is wahrscheinlich das Speed, das langsam seine Wirkung tut.
Keezbo macht keine halben Sachen auf dem Dancefloor und hottet zu einer Nummer nach der anderen ab, wofür ihn die Leute ziemlich feiern. Logisch, jeder mag es, einen extrovertierten Fettsack dabei zu beobachten, wie er steil geht und seinen Schwabbelhintern bewegt. Der Grund dafür ist klar: Die Leute sind überzeugt davon, dass sie allemal das können, was ein Kerl wie Keezbo hinbekommt. Eine klassische Fehleinschätzung. Es wird bestimmt viele Typen mächtig anpissen, dass Keezbo am Ende des Abends mit einer Schnitte nach Hause geht, während sie allein ins kalte Bett steigen und dann selbst Hand an ihren besten Freund anlegen müssen, den sie wieder mal auf ganzer Linie enttäuscht haben. Ich muss es wissen. Oft genug bin ich selbst einer dieser Typen gewesen. Eigentlich kann ich ihm aber gar nicht böse sein. So von einem Rotschopf zum anderen geht das einfach nicht. Außerdem spielen wir ja zusammen – ich Bass, er Drums –, wobei er mich aber regelmäßig ziemlich alt aussehen lässt, der
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