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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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unverhohlen auf Bobbys verdreckte Fingernägel. Wahrscheinlich stellt er sich gerade vor, wie diese das Jungfernhäutchen seiner Teenie-Tochter zerfetzen, während diese mit unserem Azubi in der letzten Reihe irgendeines verkeimten Kinos rummacht.
    — Ach kommt schon, Jungs, winselt er um Versöhnung bemüht mit seiner hohen Jammerstimme. Es is aber bereits zu spät, denn gerade erklingt dieses wunderschöne Geräusch: der Klang von Werkzeugen, die am Ende eines anstrengenden Arbeitstages niedergelegt werden. — Eine Stunde könnt ihr doch wenigstens noch bleiben! Niemand antwortet. Stattdessen schauen alle auf den Boden und räumen ihre Werkzeuge weg. Les beginnt, einen Sinatra-Song zu singen. — … to walk away from some-one who, means ev-ray-thing in life to you …
    Die Hände in die Hüften gestemmt, baut sich Ralphy nun vor uns auf. — Mark …, bettelt er. — Du lässt mich doch sonst nie hängen, Junge.
    Dabei lasse ich den Arsch immer hängen! Wahrscheinlich hat er sich in meiner langen Abwesenheit – Studium in Aberdeen und so – ein Fantasiebild von mir und meinem Engagement für seine Mistbude aufgebaut. So oder so geht sein erbärmlicher und allzu offensichtlicher Manipulationsversuch in die Hose. Ich für meinen Teil hab nämlich nich vergessen, was er mir letzte Woche gesagt hat, als ich mir für die Sache mit dem Streik einen Tag freinahm: »Das is ma wieda typisch von dir. Haust ab, um diese Faulenzer zu unterstützen, die nich arbeiten wolln, obwohl es hier massenhaft Arbeit zu erledigen gibt.«
    Vergiss es, du Mumu-Fresse, ich hab meine Fehlstunden vom Montag wieder eingearbeitet und hau jetzt ab. — Is echt nich drin, Ralphy, antworte ich bemüht traurig. Dann schiebe ich meine obere Zahnreihe nach vorn, reiße die Augen auf und singe mit astreiner George-Formby-Stimme: — Ah ave ter be in luv-er-lee lit-tle Lan-ca-sheeeerrrr …
    Les und Bobby begleiten meine Formby-Parodie auf ihren Luft-Ukulelen. Eine Stunde länger bleiben? Mein Arsch!
    Schadenfroh lassen wir den jammernden Wichser zurück und gehen in die Kneipe in der Port Hamilton. Ich genehmige mir ein paar Bier und mache mich dann los nach Hause, umziehen und die Jungs treffen.
    Tommy, Keezbo, Second Prize und ich sitzen in Tommys Auto. Wir sind auf dem Weg zum Allnighter in Blackpool. Ich hab ein Tape gemacht, und Otis Blackwell sorgt gerade für Stimmung mit »It’s All Over Me«. Northern Soul ist einfach das Größte. Klar, die geilen Partys unserer Teenagerzeit im Wigan Casino liegen schon etwas zurück, aber der Allnighter heut sollte eigentlich ne runde Sache werden, da ein paar von den Jungs ausm Blackpool Mecca das Ganze organisieren. Tam, der zurzeit diesen unmöglichen Fußballer-Haarschnitt aus den Siebzigern trägt, sitzt die gesamte Fahrt über hinterm Steuer. Ich teile mir die Rückbank mit Keezbo und hab ne ziemlich verkrampfte Position eingenommen, weil ich wegen meinem Rücken versuche, das ganze Gewicht auf meine linke Arschbacke zu verlagern. Ist natürlich nicht der tollste Platz im Wagen, da der Fettwanst mächtig viel Platz einnimmt. Wie ein rothaariger Buddha fläzt er neben mir, die Hände auf seiner Wampe abgelegt. Second Prize fährt Shotgun. Er trägt einen Number-One-Schnitt – sprich: die Birne mit dem Kurzhaarschneider auf Stufe eins kahl rasiert. Das betont die scharfen Kanten seines Schädels und lässt ihn härter aussehen, als er tatsächlich ist. Er und Keezbo haben mittlerweile angefangen zu trinken. Er mehr, Keezbo weniger. Immer wenn die Wodka-Pulle zu mir wandert, setze ich sie zwar an, blockiere aber die Öffnung mit meiner Zunge. Ich steh nich so sehr auf puren Wodka und will eigentlich auch nüchtern bleiben, um später die Dancefloor-Action und den Speed-Kick zu genießen.
    Keezbos fetter und mit Sommersprossen übersäter Hals hat eine teigige Konsistenz und quillt über seine Schultern, als wäre es der Helm von Darth Vader. Dafür hat er aber tolles rotes Haar. Im Gegensatz zu meinem is es so dick, dass man es problemlos für die Herstellung von Haushaltsbürsten verwenden könnte. Wird wahrscheinlich nie dünner werden oder gar ausfallen. Heute trägt er eine Chinohose mit verboten hoch sitzendem Riesenbund. Die Dinger sehen an niemandem wirklich toll aus, aber besonders verheerend wirken sie an Typen, die so viele Kilos auf die Waage bringen wie Keezbo. Tommy hat ihm deswegen auch schon einen Spruch gedrückt, von wegen »potthässliche Jambo-Fashion aus Gorgie« und so. Na ja,

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