Skagboys 01
aber die Türen und lande auf dem Hotelflur. Claudia ist mir dicht auf den Fersen und knallt die Tür hinter mir zu.
Och neeeeee …
Ich schaue mich auf dem menschenleeren Flur um und hämmere gegen die Tür. Ich bitte, bettle, flehe sie an, mir meine Klamotten zu geben. Aber alles, was ich als Antwort bekomme, ist ihr hysterisches Geschreie. — Deine beschissenen Sachen fliegen jetzt alle aus dem Fenster!
— NEIN! MACH DAS NICHT, CLAUDIA! , bitte ich sie und hämmere weiter gegen die Tür. Dann geht die Tür vom Nachbarzimmer auf, und ein Kerl schaut raus. Ich nur so: — Du musst mir helfen, Alter! Kannste mir vielleicht ein paar Klamotten von dir … also leihen oder so?
Der Kerl macht sofort kehrt und knallt die Tür zu. Ich schaue den Flur runter. Vor einem der Zimmer stehen zwei abgedeckte Tabletts vom Room Service. Da ich mir nicht anders zu helfen weiß, schnappe ich mir die Metallabdeckungen von den Dingern und halt mir eine davon vors Gemächt, die andere vor den Arsch. Die wichtigsten Teile bedeckt, sag ich mal. Ich schleiche den Flur runter zum Aufzug. Als die Türen aufgehen, kommt ein Pärchen raus, das bei meinem Anblick zu kichern anfängt. Ich betrete den Lift, aber das verdammte Ding hält schon eine Etage später wieder an. Eine Frau will mit ihrem Sohn einsteigen, zögert aber, als sie mich sieht. — Der Mann hat ja gar keine Sachen an, meint der Kleine, und seine empörte Mutter zieht ihn von der Aufzugtür weg nach hinten. Ich drücke wieder den Knopf, und dieses Mal fährt das Scheißding bis zur Lobby durch, wo ziemlicher Betrieb herrscht.
Ich bin fix und fertig, Mann. Wenn ich jetzt hier weiter rumstehe, kommen ruckzuck die Bullen. Und was soll ich denen dann erzählen, hä? Was bitte schön? Eine alte holländische Sängerin hat meine Klamotten aus dem Fenster geworfen, weil ich meinen Bammel in ihren Arsch stecken wollte? Mit der Story lande ich doch garantiert im Knast! Hundertpro. Also nehme ich die Beine in die Hand und sprinte durch die Empfangshalle. Ich schaue nich links und nich rechts und versuche, die Tablettdeckel so nah wie möglich an meinem Körper zu halten. Ich kann hören, wie die Leute lachen und sich aufregen, erreiche aber problemlos die Tür. — Diese Deckel sind Eigentum des Hotels!, ruft der Kerl mit dem Zylinder auf dem Kopf mir am Eingang hinterher.
Immerhin bin ich draußen und sehe meine Jacke, die da auf dem nassen Gehweg am Taxistand liegt. Daneben mein Fred Perry, direkt in der Straßenrinne … aber wo ist meine Jeans, verdammt? O nein! Ich schaue hoch und sehe, dass meine Buchse sich an einem Fahnenmast verfangen hat. Müsste aber jeden Moment herunterfallen, das Ding. Von der anderen Straßenseite her höre ich das Gelächter und Geschrei von ein paar Mädchen. Verdammt, das is ja das Rutland Hotel! Die Scheiße hätte mir echt an keinem schlimmeren Ort passieren können. Endlich fällt die Hose vom Mast runter. Irgendwie kann ich aber nur einen meiner Schuhe finden. Scheiß auf die Botten! Ich schmeiß die Tablettdeckel hin und greif mir meine Sachen. Der Kerl mit dem Zylinder vom Hoteleingang kommt hinter mir her und sammelt die Deckel auf, während ich mit nacktem Arsch und den Klamotten vor der Brust die Rutland Street runterstratze. Einer der Taxifahrer auf der anderen Seite lacht und feuert mich an. Ich biege in eine Seitenstraße ein und husche dann ein paar Stufen runter in einen verdreckten Keller. Das Gelächter is mir im Moment aber echt egal. Ich schlüpfe in die Hose und merke, dass meine Füße verdammt kalt und nass werden, weil ich auf diesem matschigen Boden stehe und es ohne Ende schüttet. Ich zieh mir schnell Hemd und Jacke über. Als ich wieder auf dem Gehweg stehe, schnalle ich, dass ich noch mal am Caley und am Rutland vorbei müsste, um zur Bushaltestelle zu kommen. Das kann ich aber im Moment echt nich bringen. Also marschiere ich in die andere Richtung, die Straße runter zum Rutland Square. Meine Füße fühlen sich mittlerweile verdammt erfroren an. Ich gehe an den ganzen pompösen Anwaltshütten und den prunkvollen Bürogebäuden mit den großen Säulen am Georgian Square vorbei und bin irgendwie heilfroh, dass es schon spät ist und keine Leute mehr auf der Straße rumlaufen. Meine Tatzen sind schwarz vom Straßendreck und steif von der Kälte. Das gibt bestimmt ne Lungenentzündung, und dann muss ich wieder ins Krankenhaus. Ich kann’s schon spüren, verdammt! Ich schaue nach unten auf den Gehweg und murmele diesen
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