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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Kinderreim vor mich hin:
    Tritt auf ne Linie, und du brichst dir den Nacken.
    Tritt auf ne Spalte, und dein Rückgrat wird knacken.
    Den Unterschied zwischen den beiden Sachen hab ich nie kapiert. Irgendwie greift man doch so oder so ins Klo. Vielleicht geht’s aber auch gerade darum: ein Symbol für das Leben in Schottland sozusagen. Ich geh um die Ecke auf den Shandwick Place und überquere die Straße an der Quaich Bar. An der Bushaltestelle vor der großen St. Dodes Church bleib ich stehen. Die Leute starren auf meine nackten Füße und sehen mich an, als käm ich direkt aus dem Obdachlosenheim.
    Da kommt n 12er-Bus, und Gott sei Dank hab ich genügend Kleingeld in der Tasche. Ein Wunder, dass es nicht rausgefallen ist, als Claudia die Hose aus dem Fenster gedonnert hat. Als der Bus hält, steig ich ein und stecke meine Münzen in den Schlitz. Der Fahrer schaut auf meine Füße. — Harter Abend, was?
    — Aye, harter Abend.
    Als ich im Bus sitze, denke ich darüber nach, dass das mit Claudia vielleicht so eine Karma-Sache war. Gut möglich, dass der liebe Herrgott die Ärsche der Perlen nie für solche Späße vorgesehen hatte. Quasi In Through The Out Door , wie Zeppelin das mal formuliert haben. Irgendwann steig ich aus, lauf runter zur Monty und geh in unsere Wohnung. Sick Boy ist da, er hat die schmucken Backstage-Schnitten und den Gitarristen von der Band mitgebracht. Sie rauchen gerade Braunes. Rents hockt auch im Wohnzimmer. Er sieht ziemlich breit aus und grüßt mich mit einem schlappen Winken. Neben ihm sitzt Hazel, die den Stoff aber nicht mal mit dem Arsch anschaut und auch nicht sonderlich erfreut über die Gesamtlage zu sein scheint.
    Sick Boy packt noch mehr Skag auf die Alufolie. — Du bist ja früh zurück, du Superstecher! Ehrlich gesagt, kann ich’s dir aber nicht verübeln, dass du nicht die ganze Nacht bei der Alten verbringen wolltest. Lass mal hören, wie es war. Wir wollen Details, du Hengst!
    — Gratulation, Spud! Hab gehört, du hast nen Volltreffer gelandet …, lallt Mark und grinst.
    — Hey, Mann … wie war die Reha?
    — Du warst doch selbst da, meint er schulterzuckend und schaut dabei mit einem entschuldigenden Blick zu Hazel rüber, die sich aber wegdreht.
    — Genießt und schweigt, unser Spud. Das find ich bewundernswert. Zeigt, dass ein Mann Klasse hat, sagt Sick Boy und kommt mit dem Folienröhrchen zu mir rüber. — Hier, nimm mal nen ordentlichen Zug, Kumpel. Wo sind eigentlich deine verdammten Schuhe?
    — Lange Story, Mann, lange Story, meine ich. Dann nehm ich das Röhrchen, denn nach dieser Kiste kann ich einfach kein Angebot mehr ablehnen, wenn du verstehst, was ich meine.

Im Geschäft
    E s war eine lange, quälende Fahrt gewesen, zusätzlich erschwert durch den unerbittlich gegen die Windschutzscheibe prasselnden Regen. Langsam machte ihm die Müdigkeit zu schaffen. Dass die monotonen Geräusche und Bewegungen des Scheibenwischers einen einlullenden Effekt auf ihn hatten, war ihm spätestens dann klar geworden, als er wieder und wieder gähnen musste. Er schüttelte seinen Kopf, blinzelte ein paarmal und griff das Lenkrad noch fester. Ein Straßenschild, das unter seinen Scheinwerfern kräftig grün leuchtete, verriet ihm, dass er bereits sehr nahe an seinem Ziel war.
    Russell Birch war noch nie in seinem Leben in Southend-on-Sea gewesen, hatte aber gehört, dass die Küstenstadt in der Grafschaft Essex ein sehr lebendiges Örtchen sein konnte. Als er in die Stadt fuhr, war allerdings schnell klar, dass die Bewohner und Besucher an diesem Wochenende aufgrund des schlechten Wetters ganz und gar nicht in Ausgehlaune waren. Er fuhr von der A13 ab, passierte den Bahnhof und bog auf die Western Esplanade ein. Die lange Strandpromenade und die weltweit größte Seebrücke wussten ihn zwar zu beeindrucken, waren allerdings fast menschenleer. Es schien, als hätten die Leute bereits ihren Zielort für diesen Abend gefunden und es sich im Inneren eines der zahlreichen Pubs und Clubs gemütlich gemacht. Nur einige besonders mutige und viel zu leicht bekleidete Nachtschwärmer suchten im prasselnden Regen starrköpfig nach einer neuen Party-Location.
    Russell fuhr die Küstenpromenade sehr langsam hinunter, um die Straße nicht zu verpassen, in die er abbiegen musste. Wie nasse Teebeutel, die aus einer Kanne gezogen und zum Abtropfen über einem Teller hin und her geschwenkt werden, tauchten auf der linken Seite plötzlich zwei Mädchen aus dem nassen Nichts im Kegel

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