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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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es in dieser Situation essenziell ist, keine Kräfte zu verschwenden und, ganz besonders in derartigen Unterhaltungen, möglichst effektiv zu argumentieren. — Okay, Matty. Das heißt dann wohl Cold Turkey für dich. Viel Spaß!, blafft er.
    Sick Boy wendet sich zu Matty. — Noch nie was vom Überraschungselement gehört? Die Attacke der Leichten Brigade? Die dreihundert Spartaner? Die Schlacht von Bannockburn? Die Weltgeschichte ist voll von Typen, die auf Erfolgschancen und Wahrscheinlichkeitsrechnungen geschissen und trotzdem triumphiert haben, weil sie ein paar große Eier in der Hose hatten! Außerdem stammst du doch auch von hier, Matty, und ich kann mich nicht erinnern, dass das Motto unserer schönen Stadt Leith von »Durchhalten« in »Hose voll« geändert wurde!
    Matty schweigt, die anderen lassen sich anstecken. Nach ein paar Sekunden zerreißt das schrille Klingeln des Telefons die Stille und versengt die Nervenenden aller Anwesenden. Renton und Sick Boy springen gleichzeitig auf, aber Mark ist zuerst am Telefon … und tief enttäuscht, als er die Stimme seines Vaters in der Leitung hört. — Mark?
    In seinem Gehirn scheinen sich die Synapsen zu verknoten. — Dad … was ist los?
    — Wir brauchen Skag, hört er Sick Boy zu Matty sagen. — Draußen gibt es keins, aber die in dem Werk haben welches. Ende der Diskussion, würd ich sagen!
    — Was treibst du so, Junge? Lässt du auch die Finger von dem Dreckszeug?, fragt ihn sein Vater.
    — Is gerade eh keine Option. Es gibt nämlich nichts, erwidert er trocken und hört dabei, wie das Gespräch hinter ihm hitziger wird.
    — Hört sich fast so an, als wärst du deswegen enttäuscht!
    — Was willst du, Dad? Hat Ma dich aufgestachelt?
    — Das hat nichts mit deiner Ma zu tun, Mark. Hazel sitzt hier neben mir. Sie ist am Boden zerstört. Hat mir erzählt, dass du dir wieder diesen Dreck reinziehst!
    Diese verdammte Petze, diese frigide Denunziantenschlampe …
    — Pass auf, Dad, das führt doch zu nichts. Sag mir, was du willst, oder ich leg den Hörer auf.
    — Das wirst du nicht tun, Junge. Du wirst nicht den Hörer auflegen, während dein Vater mit dir spricht!
    Ein willkommener Adrenalinstoß schießt durch Rentons Körper und überbrückt kurzzeitig seine Schmerzwahrnehmung. — Doch, das werde ich. Und zwar in genau zehn Sekunden, wenn du mich nicht vom Sinn dieser Unterhaltung überzeugen kannst.
    — Du ruinierst das Leben deiner Lieben, Mark … deine Mutter und ich … nach der Sache mit Klein Davie, war es …
    — Neun …
    — … haben wir jemals etwas von dir verlangt?
    — Acht …
    — Wir sind dir wohl komplett egal, was? Ich dachte immer, das wäre alles nur gespielt …
    — Sieben …
    — … aber jetzt weiß ich, dass wir dir einfach …
    — Sechs …
    — … EGAL SIND. ES INTERESSIERT DICH EINFACH NICHT!
    — Fünf. Was willst du?!
    — Ich will, dass du aufhörst! Aufhörst, dieses Zeug zu nehmen! Die kleine Hazel, sie …
    — Vier …
    — KOMM NACH HAUSE, SOHN! BITTE KOMM ZU UNS NACH HAUSE!
    — Drei …
    — WIR LIEBEN DICH! Bitte, Mark …
    — Zwei …
    — Wehe, du legst jetzt auf, Mark …
    — Eins … wenn du sonst nichts mehr zu sagen hast, war’s das wohl …
    — MAAAAARK!
    Renton lässt den Hörer sanft auf die Gabel sinken. Er dreht sich um. Die Jungs starren ihn mit offenen Mündern an und sehen dabei aus wie ein paar fette Goldfische in einem Aquarium, die auf Futter warten. — Mein Alter macht jetzt einen auf Bürgerwehr. Is vielleicht besser, von hier zu verduften, falls er vorbeikommen sollte. Für diesen Scheiß hab ich im Moment echt keine Zeit.
    Sonnenuntergang. Die Unterseiten der Wolken erstrahlen in rosafarbener Pracht. Renton fällt auf, dass man – unabhängig davon, wie früh man aufsteht oder wie spät man schlafen geht – nie den Punkt erwischt, an dem der erste Sonnenstrahl auf die Erde fällt oder die Dunkelheit der Nacht das letzte Tageslicht verschluckt. Dieser Übergang, der so unbeschreiblich schön und zugleich so unergründlich tief ist, hat ihn schon immer fasziniert. Die Gruppe macht sich auf den Weg: erst zur Garage, von dort mit Mattys Van zum Canasta Café auf der Bonnington Road. Das Essen spielt nur eine untergeordnete Rolle. Tatsächlich geht es darum, sich die Valium einzuverleiben, die Renton aus dem Medizinschrank seiner Mutter stibitzt hat. Mit ein paar Milchkaffees spülen sie die Pillen runter.
    Renton schaut zu, wie Keezbo zwei Doughnuts verdrückt und den Zucker von

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