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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Gleise zu einer Eisenbahnstrecke, die zur mittlerweile geschlossenen Caledonian Station auf der Westseite der Princes Street führte. So tief bin ich also gesunken: Ich renne an Eisenbahngleisen rum und bin ein verdammter Trainspotter!, denkt sich Renton, als er aufblickt und einen Güterzug vorbeifahren sieht. Die beiden Eisenbahnstrecken, die durch das Werk verlaufen, müssen Teil der alten Vorstadtlinien Edinburghs sein, die jetzt nur noch für den Güter- anstatt für den Fahrgasttransport benutzt werden. Eigenartigerweise verlief durch diesen Teil des Schienennetzes noch kein öffentlicher Radweg. Auch für die Errichtung neuer Wohneinheiten – wie es beim Großteil des alten Eisenbahnnetzes von Edinburgh geschehen war – hatte man diesen Bereich noch nicht freigegeben. Stattdessen war der Bahndamm abgesperrt und für die Öffentlichkeit unzugänglich. Warum wurde der südliche Teil der Vorstadt-Ringlinie weiterhin betrieben, während der Rest der lokalen Innenstadtlinien Edinburghs durch die als »Beeching-Axt« bekannt gewordenen Sparmaßnahmen zur Reduzierung des staatlichen Eisenbahnnetzes in den Sechzigern eingestellt worden war? Es musste mit der Skagfabrik zu tun haben. Sie wollten die Leute davon fernhalten!
    — Das ist es, sagt Renton. — Wir kommen über die Bahnstrecke ins Werk!
    — Aye, das ist es! Sick Boys Kinn schiebt sich trotzig nach vorn. — Hier haben sie zwar alles abgeriegelt, aber sie können unmöglich die ganze verdammte Strecke so dichtmachen. Wir finden einen Weg!
    Sick Boys Zuversicht ruft sofort den zweifelnden Renton auf den Plan. — Andererseits … ich glaube, das ist zu heftig. Wir haben uns ja sogar in die Hosen geschissen, als wir in Essex mit ein paar kleinen Paketen durch den Zoll gehen sollten. Und jetzt wollen wir auf einmal in eine rundum geschützte Werksanlage einbrechen?
    — Aye, genau das werden wir tun, und ich sag dir auch, warum … Sick Boy schaut in den klaren blauen Himmel hinauf und blickt dann wieder auf die Eisenbahnlinien. — Wir haben keine andere Wahl!
    Auf der Western Approach Road sausen in der Sonne glitzernde Autos an ihnen vorbei. Auf dieser Seite der Anlage lässt sich kein Ein- oder Ausgang zum Werk entdecken. Sie überqueren die Straße zum Murrayfield-Stadion, das dem Werkskomplex gegenüberliegt. Dort kriechen sie über einen kleinen Pfad den Bahndamm hinauf. Von dieser erhöhten Position aus haben sie einen guten Einblick in die Fabrik: Ein großes viktorianisches Gebäude aus roten Ziegelsteinen und mit Wellblechdach dominiert den Komplex. Die Rückseite des Baus zeigt zur Western Approach Road. Das gesamte Gelände wird von einer Mauer eingefasst, auf der ein hoher Stacheldrahtzaun montiert ist. Auch die Eisenbahnlinien, die durch das Gelände verlaufen, sind auf ähnliche Weise gesichert. Plötzlich werden ein paar Eisenbahnarbeiter, die etwas weiter weg vor einem Baucontainer stehen, auf die Freunde aufmerksam. — Verdammte Scheiße. Lass uns lieber abhauen, meint Sick Boy.
    — Bleib cool und lass mich reden, sagt Renton, als einer der Arbeiter auf sie zukommt.
    — Was treibt ihr hier?
    — ’tschuldigung, Meister, ist das hier Privatbesitz?
    — Aye, das gehört der Bahn, erklärt der Mann.
    — Zu schade, meint Renton traurig und schaut dabei zum alten Teil des Werks rüber, das an die Western Approach Road grenzt. — Ich bin nämlich Künstler, müssen Sie wissen, und da drüben gibt es paar faszinierende Gebäude … feinste viktorianische Architektur.
    — Aye, stimmt der Mann zu und scheint mit einem Mal weniger feindselig.
    — Wäre toll gewesen, ein paar Skizzen zu machen … nun gut, tut mir leid wegen der Störung.
    — Kein Problem. Wenn Sie sich an die PR -Abteilung der Bahn in der Waverley Station wenden, stellen die Ihnen bestimmt eine Genehmigung aus, mit der Sie die Strecke betreten dürfen.
    — Großartig! Wahrscheinlich werde ich das einfach mal versuchen. Vielen Dank für Ihre Hilfe.
    Sick Boy fühlt sich viel zu schlecht, um Rentons Performance genießen zu können. Ein ächzendes Stöhnen steigt aus seinem leidgeprüften Inneren auf. Sein Gehirn ist geschwollen, und seine müden Zellen schreien nach Heroin. Sein Körper und seine Klamotten verströmen einen widerlichen Fäulnisgestank, und als er sich die Augen reibt, fallen kleine Körner verkrusteten Schleims herab.
    Er ist über alle Maßen erleichtert, als die Unterhaltung endet und sie wieder den Pfad runter auf die Straße gehen, zur Industriebrache

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