Skagboys 01
Nummer drei und vier ableckt. Die Kraft der Droge: Der fette Arsch scheint endlich mal abzunehmen. Er selbst hat große Mühe, seine Portion Rührei auf aufgeweichtem Toast runterzuwürgen. Seine Eingeweide wehren sich mit Krämpfen. Sick Boy geht es ähnlich. Spud und Matty bleiben bei Kaffee und rauchen jeder ein halbes Dutzend Zigaretten. Verunsichert schaut der Inhaber des Cafés Matty an, der krampfhaft seine Tasse festhält. Durch sein heftiges Zittern klappert sie geräuschvoll auf dem Formica-Tisch. Sick Boy versucht, den Alten zu beruhigen. — … stanco: influenza.
— Du hast doch jahrelang mit Swanney zu tun gehabt, sagt Renton im Flüsterton zu Matty. — Wenn einer weiß, woher der weiße Schwan seinen Stoff gekriegt hat, dann du.
Matty kräuselt die Lippen seines angespannten Mundes und wirft Renton einen ätzenden Blick zu. — Typen wie mir erzählt der doch einen Scheißdreck.
— Aber du hast Augen und Ohren, Matty, und auf den Kopf gefallen bist du auch nicht.
Keezbo steht auf und geht zur Toilette. Matty schaut Renton an, zuckt mit den Schultern und rückt etwas näher zu ihm heran. — Alter, das bleibt aber unter uns, klar?
— Aye … keine Sorge, sag ich mal, meint Spud.
— Swanney hat da einen Kumpel, diesen Mike Taylor. Der hat in der Fabrik gearbeitet, im Lager. Du hast den Pisser auch schon gesehen, meint er zu Renton, der zwar nickt, aber kein Gesicht zu dem Namen hat. — Mikes Kumpel hat bei so einer Catering-Firma malocht, die das Essen für die Werkskantine bringt. Ihr wisst schon … das Fressen auf diesen großen Aluminiumtabletts.
— Wie beim Schulessen?, fragt Spud nach.
— Genau diese Teile, meint Matty, sichtlich genervt von der Unterbrechung. — Na ja, auf jeden Fall haben sie das Skag in diesen Tabletts rausgeschafft. Mike hat das für Swanney arrangiert, aber an der Nummer waren noch andere Typen beteiligt. Irgendwann wurde er allerdings erwischt. Sie haben ihn eingesackt, aber keine Anzeige erstattet. Sollte alles untern Teppich gekehrt werden, weil es schlechte Publicity für das Unternehmen gewesen wäre. Seitdem sollen die Sicherheitsvorkehrungen für die Angestellten echt extrem sein: überall Kameras, dauernd Durchsuchungen und so weiter und so fort. Jetzt kannst du noch nich mal mehr nen Furz in deiner Hose aus der Fabrik rausschmuggeln, Alter.
— Was is mit Seeker?, fragt Sick Boy.
— Alter, über den Typen willst du nichts wissen, sagt Matty und schüttelt sich dabei. Er presst seine gelbbraunen Kauleisten aufeinander, um das Klappern seiner Zähne zu unterdrücken. — Der lebt nach seinen eigenen Gesetzen. Selbst Kerle wie Fat Tyrone kommen nicht an Seeker ran. Der Wichser lässt sich von niemandem was sagen.
Als Keezbo von der Toilette zurückkommt, verstummt Matty sofort. Die Gruppe macht sich bereit zum Aufbruch und verlässt das Café. Auf der Straße sehen sie das Werbeplakat einer Lokalzeitung:
HEROIN ÜBERSCHWEMMT DIE STRASSEN UNSERER STADT!
Die Jungs lachen düster und verächtlich über die Schlagzeile. — Schön wär’s, schnaubt Sick Boy. — Schön wär’s!
Sie gehen zum Holzlager und lassen sich zwei Bretter auf vier Meter fünfzig zurechtsägen. Vince, ein stämmiger Kerl mit dunkler Igelfrisur, der im Holzlager arbeitet, ahnt, dass die Gruppe etwas im Schilde führt. Er kennt Renton, Matty und Keezbo aus alten Zeiten in den Fort Flats und wird sie nicht anschwärzen.
Der Krach und die erbarmungslose Kraft der Säge zerren an Spuds Nerven. In seinem Kopf stellt er sich vor, dass das Holz seine Gliedmaßen sind, die die Säge gewaltsam von seinem Körper trennt. Auch Matty ist total am Ende: Er steht vor dem Holzlager und versucht erfolglos, sich eine Zigarette anzuzünden. Ein Streichholz nach dem anderen landet auf dem Boden. Irgendwann gibt er auf und bittet Sick Boy um dessen Feuerzeug. Als sie die Holzbretter in den Van laden – sie reichen von ganz hinten bis über den Beifahrersitz –, erklärt er den anderen, dass er zu sehr klappert. Das Valium hat nicht gewirkt. — So kann ich nicht fahren, Leute.
Sie schauen sich fragend an. Dann streckt Keezbo seine dicke Hand vor. Matty zögert, reicht ihm aber auf Drängen der anderen schließlich doch den Schlüssel und setzt sich auf den Beifahrersitz. Die anderen krabbeln auf die Rückbank, wo sie wegen der diagonal durch den Van verlaufenden Bretter eher schlecht als recht Platz finden. Da sich die hinteren Türen nicht schließen lassen, muss Keezbo noch einmal
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