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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Zweifel ausgelöscht. Ich kann fühlen, wie sie in der Ferne verschwinden …
    Ja, ja, ja, ja, JA, JA …
    Vor meinem geistigen Auge sehe ich meinen Bruder Billy und mich, wie wir beide die Blackpool-Promenade entlangschlendern, die Straße überqueren und dann in eine Seitengasse mit Gästehäusern aus rotem Backstein einbiegen. Es ist ein heißer Sommertag, und ich lecke gerade an einem Softeis.
    Johnny sagt irgend so etwas wie: — Guter Stoff, was?
    — Aye …
    Aye …
    Ich bin überwältigt. Überwältigt von dem Gefühl, dass alles okay ist, okay war und okay sein wird. Vollkommen und absolut okay. Ich falle in einen Zustand purer und vollkommener euphorischer Glückseligkeit. Es ist wie Sonnenschein, der den Schatten vertreibt und dir das Feeling gibt, dass alles in Ordnung ist – und zwar nicht nur einfach in Ordnung, sondern genau richtig, so wie es sein muss.
    Aye …
    Plötzlich macht sich ein Gefühl der Übelkeit in meiner Magengegend breit, und ich merke, wie sich die feuchte Masse ihren Weg in meinen Rachen bahnt. Swanney sieht, dass ich würge, und reicht mir eine Zeitung rüber. — Der Scheiß is stark, Mann! Hab vergessen, dass du n Anfänger bist. Einfach tief ein- und ausatmen, sagt er.
    Ja, ja, keine Angst, Swanolito, ich bin verdammt noch mal am Fliegen …
    So schlucke ich das Zeug runter, zwinge mich durchzuhalten. Danach fühle ich mich fantastisch und richte mich an der Couchlehne auf. Ich weiß auch nicht, was ich eigentlich erwartet hatte. Vielleicht acid-mäßige Halluzinationen? Aber so ist es ganz und gar nicht. Im Grunde genommen ist alles so wie immer. Die Dinge sehen nich unbedingt schöner aus, fühlen sich dafür aber wundervoll und gut an – so einladend und einfach nur verdammt toll. Es ist, als wären mit einem Schlag all die scharfen Kanten und Ecken in der Welt verschwunden, als hätte sie jemand geglättet und geschmeidig gemacht. Meine Wirbelsäule, vorher steif und zerklüftet, hat sich in ein biegsames Stück Gummi verwandelt. Ein Schlagstock würde glatt von ihr abprallen und dem Bullen direkt in die Kauleiste springen …
    O ja.
    — Is gut, was, Kumpel?, fragt Swanney.
    — Du hast da was … was ziemlich Interessantes gemacht, John. Ich fühle, wie die Worte ganz sanft aus meinem Mund gleiten, und dann müssen wir beide lachen.
    Jetzt is Sick Boy dran, der mich schon ganz verwundert anstarrt. Eine Sekunde später schnürt das Tourniquet seinen Arm ab, und Johnnys Kanüle versinkt in einer seiner großen dunklen Venen.
    — Das ist das Beste, sage ich, als ich sehe, wie das Skag ihn umhaut. Danach plumpst sein Körper sanft gegen meinen und fühlt sich dabei so warm und weich an wie ein Kuscheltier.
    — Oh … verdammt geile Nummer, keucht er und kotzt auf die bereitgelegte Zeitung. Als er sich wieder aufsetzt, schaut er mich mit einem trotteligen Lächeln an. — Das Wort … das »T-Wort« … ausm Wörterbuch … war Tourniquet . Is das zu fassen? Bei … bei den Eiern des Heiligen Vaters … das ist verdammt noch mal … kosmisch …
    — Kosmisch, äffe ich ihn mit einem Zeitlupenlachen nach.
    Wir kaufen noch ein Gramm von Swanney, das sich Sick Boy in die Tasche steckt, und hängen anschließend einfach noch eine Weile rum, sitzen in der warmen Nachmittagssonne und genießen die tiefe, verschlafene Stille, die nur gelegentlich vom Geschrei eines Kindes oder dem Hupen eines vorbeifahrenden Autos unterbrochen wird. Swanney legt ein Album von The Doors auf. Hab den Mist vorher nie gemocht, aber jetzt kapiere ich es irgendwie. Das Beste aber ist der stete Fluss unserer vorzüglichen Unterhaltung – mal weise und mal trottelig, Rede und Gegenrede. Ich aale mich in der hypnotischen Stimmung von »Riders On The Storm« – selbst dann noch, als Johnny wieder den ersten Track der A-Seite auflegt. Als wir langsam von der Dunkelheit eingehüllt werden, fühle ich mich großartig. Scheiß drauf, in die Stadt zu latschen. Scheiß auf diese erbärmlichen Seitengassen, in denen übereifrige Türsteher sich mit neunmalklugen Trunkenbolden anlegen. Scheiß auf die halbnackten Schnitten mit Gänsehaut an Armen und Beinen, die die Streithähne anfeuern und dabei lauter und schriller krächzen als die Möwen unten im Hafen. Im Moment empfinde ich nichts als überwältigende Verachtung für all das, und es sieht ganz so aus, als müssten Mickey Platini und Franco Begbie noch eine Weile auf mich warten.

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