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Skagboys 01

Skagboys 01

Titel: Skagboys 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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nich ma geraucht oder gesnifft. Um ehrlich zu sein, hab ich auch ein bisschen Schiss davor. Ich wurde halt so erzogen. Die haben mir erzählt, dass ich von einer Haschischtüte sterbe. War natürlich Bullshit. Später das Gleiche mit einer Line Speed und danach mit ner Tablette Acid … alles Lügen von Leuten, die sich selbst lieber mit Alk und Zigaretten zugrunde richten.
    Aber Heroin …
    Das ist ein anderes Level, ein Grenzübertritt.
    Stimmt aber schon, was Sick Boy sagt. Man muss alles ma ausprobieren. Er scheint vollkommen unbekümmert, und so quatsch ich einfach drauflos, um mir nichts anmerken zu lassen. — Ja, Mann, ich kann’s kaum abwarten, mir n bisschen Horse reinzuziehen.
    — Was quatschst du da?! Sick Boy schaut mich entsetzt an, während sich der Bus einen Berg hochquält. — Was soll der Scheiß, von wegen Horse? Sag das bloß nich zu deinem Dealerkumpel, sonst lacht der sich schlapp. Nenn es Skag, bei den Sackfalten des Heiligen Vaters, verdammt!, belehrt er mich und starrt dann ein Mädchen mit kurzem Rock an, das mit verführerischem Hüftschwung die Lothian Road hochläuft. — Was für ne Zuckerpuppe … viel zu sorglos und unbekümmert, um ein Pavian zu sein …
    — Stimmt …, murmele ich.
    Irgendwann kommen wir bei Johnny Swan an. Obwohl es eine Gegensprechanlage gibt, steht die Haustür so weit offen wie der Mund eines staunenden Volltrottels. Im Treppenhaus gehen wir bis nach ganz oben. Wir ahnen irgendwie, dass es die letzte Wohnung sein muss: eine schäbige schwarze Tür ohne Namensschild. Johnny begrüßt mich mit einem Lächeln, wirft Sick Boy aber einen leicht misstrauischen Blick zu. — Mr. Renton! Is ja ne ganze Weile her … komm rein …
    — Ja, Mann. Ein paar Jahre bestimmt. War mal mit Matty auf ner Party hier oben, als wir gerade aus London zurückkamen. Swanney hat noch immer helle Haare, die mittlerweile aber län ger, dünner und vor allem ungepflegter aussehen als früher. Auch der bohrende Blick seiner blauen Augen ist noch derselbe, seine Zähne allerdings sind zu grün-braunen Stumpen verkommen. Er hat diesen eigenartigen Gesichtsausdruck: Seine Augen glitzern wirr, so als wäre er ständig überrascht und kurz vorm Ausrasten. Erinnert mich ein wenig an Ron Moody in seiner Rolle als Fagin in Oliver! Ein ätzender Gestank nach altem Schweiß hängt in der Luft. Es ist nicht auszumachen, ob er von der Wohnung selbst oder ihrem Bewohner stammt. In jedem Fall wird er intensiver, als wir Swanney in seine Behausung folgen. Auch Sick Boy, den ich gleich an der Tür vorgestellt hab, kriecht der Mief in die Nase. Er macht keine Anstalten, seinen Ekel zu verbergen.
    Eins der Wohnzimmerfenster ist mit Brettern zugenagelt, und vor den restlichen ranken große Tomatenpflanzen, sodass der Raum ziemlich schummrig ist. Der Boden des Zimmers ist mit billigem Linoleum ausgelegt, das aber größtenteils von einem vergammelten Teppich überdeckt wird. Über dem Elektrokamin hängt ein tolles Poster von Siouxsie Sioux an der Wand, auf dem sie mit nacktem Oberkörper posiert.
    Wir lassen uns auf eine Ledercouch fallen, neben der ein Vogelkäfig steht. Ein ziemlich mitgenommener Wellensittich mit fettigen Federn balanciert darin auf einem Rundholz hin und her. Nach einem kurzen Plausch über alte Zeiten kommt Johnny zur Sache. — Matty Connell meinte, dass du immer noch dieses Northern-Soul-Ding machst. Schätze ma, du bist hier, weil du Speed brauchst?
    Ich schaue erst zu Sick Boy, dann zu Johnny rüber und versuche, möglichst cool zu wirken. — Eigentlich wollen wir was anderes. Hab gehört, dass du gutes Skag auf Tasche hast.
    Swanneys Augenbrauen heben sich an, und er spitzt die Lippen. — In letzter Zeit wollen alle nur noch das Zeug, meint er grinsend. — Habt ihr denn schon mal Skag probiert? Er rollt seinen Hemdsärmel hoch, sodass man die roten Einstichstellen sieht, kleine, entzündete Eiterbeulen, die seinen Arm überziehen. — Ich meine, so richtig, n Schuss gesetzt und so?
    — Aye, lüge ich, ohne Sick Boy anzusehen. — Oben in Aberdeen.
    Swanney merkt, dass ich Quatsch erzähle, ist ihm aber scheißegal. Er zieht eine Holzschachtel unter dem gläsernen Kaffeetisch hervor, der mit allerlei Sachen vollgekramt ist: eine schmucke blau-goldene Vase, eine Kaffeetasse mit der Aufschrift »Scotland World Cup 82«, eine zur Hälfte abgebrannte Kerze auf einem dieser Teller mit blau-weißen Ringen, die heutzutage bei jedem rumstehen, und ein Aschenbecher aus Blech voller

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