Skagboys 01
für ihre Tochter auf dem Weg nach oben, als sie das Würgen hörte. Sie hoffte, dass es nicht Samantha war, die sich gerade im Bad übergab. Bitte lass es Ronnie, Alec oder George sein. Die waren gestern alle aus. Bitte nicht Samantha!
Als ihre Tochter aus dem Bad trat, ganz matt und zerbrechlich, schauten sich die beiden langsam an und tauschten einen finsteren Blick der Bestätigung aus. Da wusste Bell Bescheid. — Du bist schwanger …, purzelten die Worte aus ihrem halb offenen Mund.
Samantha versuchte gar nicht erst, es abzustreiten. Als sie sich der kräftigen Figur ihrer Mutter gegenübersah, verkrampfte sie sich. Sie dachte über das Leben nach, das in ihr heranwuchs, und erschrak bei dem absurd wirkenden Gedanken, dass sie selbst einmal aus Bells massigem und verschwitztem Leib hervorgegangen war.
Sean, dieser kleine Bastard …, zischte es Bell durch den Kopf, doch dieser Gedanke fiel einen Augenblick später wieder in sich zusammen. — Aber Sean ist doch seit sechs Monaten bei der Armee, dachte sie laut weiter, bevor sie Klarheit forderte. — Wer ist es?!
Samantha erwiderte den starrenden Blick aus Belles verwirrten Augen und hätte ihre Mutter am liebsten mit einem vernichtenden Kommentar à la »Es ist meins und Punkt!« abgefertigt. Sie brachte allerdings nicht viel mehr über die Lippen als ein zaghaftes »Was meinst du?«.
— Was zum Teufel denkst du wohl, was ich meine?, fuhr Belle sie an, die Halsadern geschwollen und die Hände in die Hüften gestemmt. — WER IN DREI HENKERS NAMEN IST DER VATER?!
Als er diese Worte hörte, war Ronnie, der sich gerade langsam die Treppe hinaufschleppte und mit einem brutalen Kater kämpfte, mit einem Mal hellwach. Als muskelbepackter Fitnessfreak trank er nur selten und war in diesem Moment ziemlich dankbar dafür, dass der plötzliche Adrenalinschub die Lethargie verdrängte, mit der der Alkohol seinen Körper lahmgelegt hatte. Mit kalten Augen fixierte er die beiden Frauen und fragte mit tiefer, bedrohlicher Stimme: — Was ist hier los?
— Na mach schon, sag es ihm!, forderte Belle ihre Tochter auf und verschränkte dabei ihre wuchtigen Unterarme. — Sag uns, wer der Vater ist!
— Das geht dich nichts an!
— Ach nein? Wenn das Kind unter diesem verdammten Dach leben soll, geht es mich eine ganze Menge an!, schoss Belle mit schriller Stimme zurück. — Verdammt noch mal, du weißt doch ganz genau, dass kein Geld ins Haus kommt! George is arbeitslos, und der hier bekommt auch nichts auf die Reihe, sagte Belle und nickte zu Ronnie, der sofort wütend wurde. Er hasste es, wenn seine Mutter so redete. — Und Alec hat auch keinen Job!
Nun waren auch George, der zwar schmaler war, aber dieselben bohrenden Augen wie sein älterer Bruder hatte, und Alec, der Schwerfällige und Gemütliche unter den dreien, die Treppe hinaufgekommen. Sie bauten sich hinter ihrer Mutter, der Richterin, und ihrem Bruder, dem Sheriff, auf. Damit war der Lynchmob vollständig. Samantha fühlte sich, als würde gerade sämtlicher Sauerstoff aus der Luft gesaugt. — Ihr kennt ihn nich. Er is aus Leith.
— Kann sein, dass wir ihn nich kennen, aber das wird sich verdammt schnell ändern. Da kannst du Gift drauf nehmen, knurrte Ronnie. Dabei spannte er seine Arm- und Rückenmuskeln an und genoss das Gefühl der Macht, das ihm sein kräftiger Körper gab.
— Er wird Verantwortung übernehmen, egal, wer er ist, krächzte Belle und schüttelte den Kopf. Ihre Hand schloss sich noch enger um das Treppengeländer, als eine Frage in ihr aufkam. — Wie zum Teufel schafft man es eigentlich heutzutage noch, ungewollt schwanger zu werden?
Samantha biss sich auf die Unterlippe und schluckte einmal schwer. — Ich war mit Wilma und Katie aus. Trinken. Hatte vergessen, mir die Pille zu holen … Sean is ja weg, und so … Sie schämte sich bei dem Gedanken. — Dann traf ich diesen Typen. Wir haben getrunken, und …
— Sean wird ausrasten, sagte George mit boshaft freudigem Unterton und genoss den Gedanken so wie ein Connaisseur einen guten Wein. — Aber das weißt du ja sicher, oder?
Samantha drehte sich zur Wand. An Sean zu denken war im Moment einfach zu viel.
— Also, wie heißt er?, fragte Ronnie fordernd.
Samanthas schmaler Unterkiefer schoss trotzig nach vorn. — Er hat eine Freundin und will nich mit mir zusammen sein. Das Kind interessiert ihn nich, schimpfte sie und spürte sofort, welch starke Wirkung ihre Worte hatten. — Er meinte, dass ich gar nich erst
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